Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Gar nicht königlich

Ronaldo kritisiert – und wünscht sich James zurück

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MADRID (dpa/SID) - Man könnte meinen, Real Madrid stünde kurz vor dem Untergang. Nach dem 1:3 (0:1) des Titelverte­idigers der Champions League bei Tottenham Hotspur am Mittwoch titelte die traditione­ll clubnahe spanische Sporttages­zeitung „Marca“auf der Titelseite: „Alle Alarme schrillen“. Das Blatt schrieb zudem vom „freien Fall“und: „Die dunkelste Nacht“. Die „AS“, nicht minder Real-nah, sprach gar vom „Alptraum in Wembley“und kritisiert­e Trainer Zinedine Zidane: „Zidanes Anzug bekommt Flecken.“

Zidane indes weigerte sich, von einer Krise zu sprechen und blaffte die Reporter an: „Ich bin nicht besorgt, ihr fragt mich immer wieder das Gleiche.“Sein Team habe lediglich zwei Spiele verloren. Immerhin räumte der Coach ein, dass seine Mannschaft „nicht in bester Verfassung“sei. Kann man wohl sagen.

Nach dem peinlichen 1:2 bei Aufsteiger Girona am vergangene­n Wochenende in der Liga hatte Zidane noch prophezeit, sein Team werde die passende Reaktion zeigen. Davon war in London jedoch nicht viel zu spüren. Das gilt auch für Weltmeiste­r Toni Kroos, dem die spanische Presse eine ganz schwache Leistung attestiert­e. „Man konnte ihn nicht wiedererke­nnen. Er hat viele Fehler gemacht, die ihm sonst nicht unterlaufe­n“, schrieb „Marca“.

Superstar Cristiano Ronaldo, der immerhin seinen sechsten Treffer im laufenden Wettbewerb erzielte, versuchte zunächst noch, die Situation zu entschärfe­n. „Wir sind dieselben Spieler, die alles gewonnen haben, und haben das Fußballspi­elen nicht verlernt. Erst am Ende wird abgerechne­t“. Tatsächlic­h ist der Einzug des spanischen Meisters ins Achtelfina­le bei fünf Punkten Vorsprung auf den Gruppendri­tten Borussia Dortmund eher Formsache. Doch als möglicher Gruppenzwe­iter könnten im Achtelfina­le schwere Gegner warten. In der Liga belegt Real derzeit nur Platz drei, der FC Barcelona ist bereits acht Punkte enteilt.

Und Ronaldo ist, allen beschwicht­igenden Parolen zum Trotz, unzufriede­n. Er kritisiert­e die Transferpo­litik des Clubs: „All die Spieler, die uns diesen Sommer verlassen haben, haben uns stärker gemacht“, sagte er „BeIn Sport“. Das solle keine Entschuldi­gung sein, „aber Spieler wie Pepe, James (jetzt Bayern München, die Red.) oder Álvaro Morata – sie haben uns einfach stärker gemacht“, meinte Ronaldo, der einen Mangel an gestandene­n Spielern ausgemacht haben will. „Die jungen Spieler sind unsere Zukunft, aber sie sind eben noch sehr jung, und manchmal ist Erfahrung eminent wichtig“, erklärte der 32-Jährige. Ronaldos klare Worte werden nicht zur Entspannun­g beitragen. Genauso wie seine Erklärung, er werde seinen bis 2021 laufenden Vertrag nicht verlängern.

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FOTO: AFP Cristiano Ronaldo

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