Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
„O schaurig ist’s, übers Moor zu geh’n“
Junge Bühne Lindenberg will mit Gruselweg und unheimlichen Gestalten Schaurig-Schönes bieten
LINDENBERG - An kühlen Herbstabenden wirkt es ohnehin gespenstisch, das Moor im Waldseegebiet Lindenberg. Wenn der Nebel wabert, der Mond sich hinter Wolken schiebt, stellen sich so manche Härchen zur Gänsehaut auf. Für die Junge Bühne Lindenberg kommt diese Kulisse sehr gelegen. Gänsehaut ist bei ihrem neuen Projekt erwünscht. Die Theatertruppe will sich heuer auf andere Weise präsentieren – und vielleicht neue Mitspieler gewinnen. Sie lockt an diesem Samstag zu einem schaurig-schönen Streifzug ans Moor.
Die Idee dazu geistert schon lange in ihrem Kopf, erzählt Regisseurin Elke Schneider. „Ein Theaterverein ist nicht zwingend an die klassische Bühne gebunden. Der Reiz liegt im Verkleiden, in neue Rollen zu schlüpfen.“Dabei ist das Projekt nicht minder aufwendig als eine „normale“Produktion. Weniger das Gruseln, allem vorweg die Organisation, den richtigen Ort zu finden, brachte dem Team so manche schlaflose Nacht.
Im Auge hatten die Spieler von Anfang an das Waldsee-Gebiet. Als Lindenberger Truppe wollten sie im Stadtgebiet bleiben. Doch die Auflagen sind groß, vor allem der Naturschutz. Das Areal liegt im Landschaftsschutzgebiet und ist durch die Europäische Flora-Fauna-HabitatRichtlinie streng geschützt. Zwar sind die Spieler laut Schneider zeitig auf die Stadt zugegangen, um zu klären, was für die Veranstaltung zu beachten ist und ob sie in dem Gebiet überhaupt möglich ist, doch stellte sich erst vor wenigen Tagen heraus, dass das Landschaftsschutzgebiet tabu ist. Auch Umplanen gehört zum Theater. „Wir haben eine gute Alternative gefunden“, freut sich Schneider – und die sei vielleicht noch grusliger.
Geplant ist ein schaurig-grusliger Streifzug. Auf dem Weg erwarten die Besucher unheimliche Gestalten und literarische Überraschungen. An ausgewählten Stellen geben die Figuren Einblick in ihr nächtliches Treiben. Treffpunkt ist der Parkplatz bei den Stadtwerken, wo auf die Besucher eine erste Gestalt warten wird und eine Einweisung gibt. Laut Schneider sollten nicht unbedingt Kinder unter zwölf Jahren mitgehen. „Aber wir wollen für jeden etwas bieten: Jung und Alt. Es soll kein Horrorkabinett werden.“Je nachdem, wie viele Besucher kommen, schickt die Junge Bühne diese in kleinen Gruppen auf den Weg. „Er ist auch etwas für Zartbesaitete. Und man darf ruhig einen starken Mann mitbringen und Schutz suchen“, erklärt die Regisseurin mit einem Augenzwinkern. Es könnte schon sein, dass es den einen oder anderen Schreckmoment gibt, die Besucher sind jedoch Beobachter – und Packen, Zerren oder Anfassen wie in manchem Geisterhaus wird es nicht geben. Am Ende wartet eine szenische Darbietung des „Knaben im Moor“(Annette von Droste-Hülshoff), ein Umtrunk und „kulinarische Köstlichkeiten“wie „Hirnschmalzscheiben“, verrät Schneider.
Der Weg führt auch dem Trimmdich-Pfad entlang. Die Junge Bühne wird ihn markieren, wer sich unsicher ist, kann eine Taschenlampe mitnehmen. Schneider: „Schöner und sicher schauriger ist es aber, wenn man sie vor allem bei den Treffen mit den Gestalten ausmacht.“Festes Schuhwerk und warme Kleidung sind empfohlen. Hunde sollte man aus Rücksicht auf die Darsteller zu Hause lassen.
Mit dieser Veranstaltung betritt die Junge Bühne „absolutes Neuland“, sagt Schneider. Seit Ende Juli/ Anfang August laufen die Vorbereitungen. Etwa 25 Mitglieder sind beteiligt – als Darsteller, hinter den Kulissen oder bei der Bewirtung. „Jeder sprühte nur so von Ideen. Jeder hat hier seinen Teil eingebracht.“
„Nachts im Moor“Gruselweg mit der Jungen Bühne am Samstag, 28. Oktober. Treffpunkt ist um 19.30 Uhr am Parkplatz der Stadtwerke (Austraße). Der Eintritt ist frei.