Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Viele Kontrollen, auch mehr Unfälle
Die Aufgaben des Verkehrskommissariats Kißlegg – Zahl der schweren Unfälle steigt an
Verkehrskommissariat Kisslegg betreut große Teile Oberschwabens.
KISSLEGG - Hubert Lauber rüttelt an der Plane. Sie sitzt nicht richtig. Langsam geht der Polizist des Verkehrskommissariats Kißlegg um den Lkw und betrachtet die Ladung genau: Die drei jeweils etwa anderthalb Tonnen schweren Rollen, die auf dem Anhänger stehen, sind nicht ausreichend gesichert. „Weiterfahren darf dieser Lkw definitiv nicht“, erklärt Lauber, Spezialist für LkwÜberprüfung entlang der A 96.
Zwei bis drei Lastwagen ziehen er und sein Kollege pro Tag aus dem Autobahnverkehr. Bei Kontrollfahrten achten sie zum Beispiel auf Abdeckplanen, die auffallend flattern und auf zu wenig oder zu viel Beleuchtung am Fahrzeug. Fällt ein Wagen der Polizeistreife auf der A 96 auf, wird er an der nächsten Kontrollbucht herausgelotst. Im Schnitt drei Stunden ist Lauber dann mit einem Fall beschäftigt. An diesem Tag wollten er und sein Kollege eigentlich die zu helle Beleuchtung an einem vorbeifahrenden Lkw beanstanden – und haben dabei die fehlerhafte Sicherung entdeckt. „Ich war selbst einmal Lkw-Fahrer und bringe also viel Verständnis mit“, sagt Lauber. „Aber so kann der Lkw auf jeden Fall nicht weiterfahren.“
Großes Einsatzgebiet
Von der Anschlussstelle Weißensberg kurz nach Lindau bis zum Autobahnkreuz Memmingen bei Kilometer 56 der A 96 ist das Verkehrskommissariat Kißlegg zuständig. Der Streifendienst, dem auch Hubert Lauber angehört, kontrolliert und überwacht den gesamten Verkehr auf dieser Strecke und ist rund um die Uhr im Einsatz. Zusätzlich gibt es noch die spezielle Einheit für Unfallaufnahme, die sich in Schichtdiensten um schwere Unfälle auf der Autobahn sowie im Schussental und auf der Straße in Richtung Meersburg kümmert. „Sobald eine Person verletzt ist und ins Krankenhaus muss, rücken wir aus“, sagt Albert Maier, Leiter des Verkehrskommissariats Kißlegg. In diesem Jahr sei die Zahl der schweren Unfälle im Vergleich zu 2016 angestiegen. „Es zeichnet sich ab, dass vor allem die Zahl der Toten steigen wird im Vergleich zu vergangenem Jahr.“18 Tote hat das Verkehrskommissariat bis zum 31. August diesen Jahres verzeichnet. Im gesamten Jahr 2016 waren es im Vergleich dazu 20. Die Prognose bis Jahresende sei deshalb, dass die Zahl noch steige.
Pedelecunfälle nehmen zu
Ein Grund für die Häufung der schweren Unfälle sieht Maier unter anderem in der gestiegenen Zahl von Unfällen mit Pedelecfahrern, also motorisierten Fahrrädern. Die Zahl der schwerverletzten Pedelecfahrer im Landkreis hat sich laut Polizeipräsidium Konstanz vom Jahr 2012 bis zum Jahr 2016 von sechs auf elf Fälle beinahe verdoppelt. Im Bodenseekreis ist die Zahl der Schwerverletzten im gleichen Zeitraum von 85 auf 95 pro Jahr angestiegen.
„Hier sind doch einige unterwegs, die altersbedingt aufgrund mangelnder Konzentration oder Fitness so ein Pedelec nicht mehr bedienen können, wie es sein sollte. Es handelt sich immerhin um ein motorisiertes Fahrzeug“, erklärte Albert Maier.
Dabei sei es für das Verkehrskommissariat schwierig einzugreifen. Hier ist eher Verkehrsprävention das Schlagwort: „Wir richten uns gezielt an Bürger, an Senioren, an alle Fahrradfahrer. Hier kontrollieren wir nicht nur, sondern müssen vor allem aufklären“, sagt Maier.
Es gibt nach seiner Darstellung aber noch weitere Faktoren für die steigende Zahl der schweren Unfälle auf der Straße: „Fakt ist, dass wir ein allgemein erhöhtes Verkehrsaufkommen haben, das jedes Jahr noch ansteigt“, sagt der Experte. Außerdem sei die Zahl der Motorrad-Unfälle wetterabhängig. „Wir haben in den vergangenen Jahre leider eine Steigerung der schwerverletzten Motorradfahrer erleben müssen, auch mit Todesopfern.“
Auf der Autobahn selbst reagiert die Polizei auch auf die gestiegene Zahl der Unfälle: unter anderem mit Geschwindigkeitskontrollen, mobilen Kontrollposten oder Abstandmessungen. Und Hubert Lauber und seine Kollegen werden weiterhin Tag für Tag gefährliche Fahrzeuge aus dem Verkehr ziehen. Wie die Polizisten den Lkw überprüfen, sehen Sie in einem Video unter www.schwäbische.de/ autobahnpolizei-wangen