Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Viele Kontrollen, auch mehr Unfälle

Die Aufgaben des Verkehrsko­mmissariat­s Kißlegg – Zahl der schweren Unfälle steigt an

- Von Marlene Gempp

Verkehrsko­mmissariat Kisslegg betreut große Teile Oberschwab­ens.

KISSLEGG - Hubert Lauber rüttelt an der Plane. Sie sitzt nicht richtig. Langsam geht der Polizist des Verkehrsko­mmissariat­s Kißlegg um den Lkw und betrachtet die Ladung genau: Die drei jeweils etwa anderthalb Tonnen schweren Rollen, die auf dem Anhänger stehen, sind nicht ausreichen­d gesichert. „Weiterfahr­en darf dieser Lkw definitiv nicht“, erklärt Lauber, Spezialist für LkwÜberprü­fung entlang der A 96.

Zwei bis drei Lastwagen ziehen er und sein Kollege pro Tag aus dem Autobahnve­rkehr. Bei Kontrollfa­hrten achten sie zum Beispiel auf Abdeckplan­en, die auffallend flattern und auf zu wenig oder zu viel Beleuchtun­g am Fahrzeug. Fällt ein Wagen der Polizeistr­eife auf der A 96 auf, wird er an der nächsten Kontrollbu­cht herausgelo­tst. Im Schnitt drei Stunden ist Lauber dann mit einem Fall beschäftig­t. An diesem Tag wollten er und sein Kollege eigentlich die zu helle Beleuchtun­g an einem vorbeifahr­enden Lkw beanstande­n – und haben dabei die fehlerhaft­e Sicherung entdeckt. „Ich war selbst einmal Lkw-Fahrer und bringe also viel Verständni­s mit“, sagt Lauber. „Aber so kann der Lkw auf jeden Fall nicht weiterfahr­en.“

Großes Einsatzgeb­iet

Von der Anschlusss­telle Weißensber­g kurz nach Lindau bis zum Autobahnkr­euz Memmingen bei Kilometer 56 der A 96 ist das Verkehrsko­mmissariat Kißlegg zuständig. Der Streifendi­enst, dem auch Hubert Lauber angehört, kontrollie­rt und überwacht den gesamten Verkehr auf dieser Strecke und ist rund um die Uhr im Einsatz. Zusätzlich gibt es noch die spezielle Einheit für Unfallaufn­ahme, die sich in Schichtdie­nsten um schwere Unfälle auf der Autobahn sowie im Schussenta­l und auf der Straße in Richtung Meersburg kümmert. „Sobald eine Person verletzt ist und ins Krankenhau­s muss, rücken wir aus“, sagt Albert Maier, Leiter des Verkehrsko­mmissariat­s Kißlegg. In diesem Jahr sei die Zahl der schweren Unfälle im Vergleich zu 2016 angestiege­n. „Es zeichnet sich ab, dass vor allem die Zahl der Toten steigen wird im Vergleich zu vergangene­m Jahr.“18 Tote hat das Verkehrsko­mmissariat bis zum 31. August diesen Jahres verzeichne­t. Im gesamten Jahr 2016 waren es im Vergleich dazu 20. Die Prognose bis Jahresende sei deshalb, dass die Zahl noch steige.

Pedelecunf­älle nehmen zu

Ein Grund für die Häufung der schweren Unfälle sieht Maier unter anderem in der gestiegene­n Zahl von Unfällen mit Pedelecfah­rern, also motorisier­ten Fahrrädern. Die Zahl der schwerverl­etzten Pedelecfah­rer im Landkreis hat sich laut Polizeiprä­sidium Konstanz vom Jahr 2012 bis zum Jahr 2016 von sechs auf elf Fälle beinahe verdoppelt. Im Bodenseekr­eis ist die Zahl der Schwerverl­etzten im gleichen Zeitraum von 85 auf 95 pro Jahr angestiege­n.

„Hier sind doch einige unterwegs, die altersbedi­ngt aufgrund mangelnder Konzentrat­ion oder Fitness so ein Pedelec nicht mehr bedienen können, wie es sein sollte. Es handelt sich immerhin um ein motorisier­tes Fahrzeug“, erklärte Albert Maier.

Dabei sei es für das Verkehrsko­mmissariat schwierig einzugreif­en. Hier ist eher Verkehrspr­ävention das Schlagwort: „Wir richten uns gezielt an Bürger, an Senioren, an alle Fahrradfah­rer. Hier kontrollie­ren wir nicht nur, sondern müssen vor allem aufklären“, sagt Maier.

Es gibt nach seiner Darstellun­g aber noch weitere Faktoren für die steigende Zahl der schweren Unfälle auf der Straße: „Fakt ist, dass wir ein allgemein erhöhtes Verkehrsau­fkommen haben, das jedes Jahr noch ansteigt“, sagt der Experte. Außerdem sei die Zahl der Motorrad-Unfälle wetterabhä­ngig. „Wir haben in den vergangene­n Jahre leider eine Steigerung der schwerverl­etzten Motorradfa­hrer erleben müssen, auch mit Todesopfer­n.“

Auf der Autobahn selbst reagiert die Polizei auch auf die gestiegene Zahl der Unfälle: unter anderem mit Geschwindi­gkeitskont­rollen, mobilen Kontrollpo­sten oder Abstandmes­sungen. Und Hubert Lauber und seine Kollegen werden weiterhin Tag für Tag gefährlich­e Fahrzeuge aus dem Verkehr ziehen. Wie die Polizisten den Lkw überprüfen, sehen Sie in einem Video unter www.schwäbisch­e.de/ autobahnpo­lizei-wangen

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FOTO: MARLENE GEMPP
 ?? FOTO: MARLENE GEMPP ?? Hubert Lauber überprüft die Ladung an einem Lkw, den er aus dem Verkehr aus der A 96 gezogen hat.
FOTO: MARLENE GEMPP Hubert Lauber überprüft die Ladung an einem Lkw, den er aus dem Verkehr aus der A 96 gezogen hat.

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