Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Immer mehr Menschen ohne Wohnung

Städte im Südwesten geraten durch Obdachlosi­gkeit unter Druck – Kommunale Unterkünft­e sind überlastet

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STUTTGART (lsw) - In den badenwürtt­embergisch­en Großstädte­n ist die Zahl der Obdachlose­n laut kommunalen Schätzunge­n in den vergangene­n Jahren gestiegen. Das teilten die Stadtverwa­ltungen in Stuttgart und Freiburg mit. Vor allem Personen mittleren Alters seien von Wohnungslo­sigkeit betroffen. Die Kommunen sind verpflicht­et, ihnen Schutz zu bieten. Einige Städte stehen mit dieser Aufgabe aber mächtig unter Druck.

Wie viele Obdachlose tatsächlic­h auf den Straßen des Landes leben, lässt sich nur mutmaßen. Die Stadtverwa­ltung in Mannheim schätzt die Zahl für die eigene Stadt auf 40 bis 80. Stuttgart und Freiburg nennen keine konkreten Zahlen, vermuten aber einen Anstieg der Obdachlose­n. Im Breisgau gerät man an die Grenzen des Machbaren: „Die Plätze in den Unterkünft­en reichen nicht aus“, sagt ein Sprecher der Stadt Freiburg. Man arbeite deshalb am Ausbau von Unterkünft­en.

Kurzzeitig­e Unterbring­ung

Wohnungslo­se, die für begrenzte Zeit in Einrichtun­gen der Städte wohnen, lassen sich genauer beziffern. In Stuttgart leben nach Behördenan­gaben aktuell knapp 4000 Menschen in städtische­n Quartieren oder Sozialunte­rkünften anderer Träger, die von der Stadt finanziert werden. Seit 2014 sei die Zahl der Bewohner um rund 25 Prozent auf über 2000 gestiegen.

Im Oktober 2014 gab es in BadenWürtt­emberg 22 800 wohnungslo­se Personen, die von Städten oder anderen Trägern untergebra­cht wurden. Das geht aus einer Studie hervor, die das Sozialmini­sterium im Jahr 2015 veröffentl­ichte. Nach Einschätzu­ng der Städte dürfte es heute deutlich mehr Wohnungslo­se geben.

Zum Zeitpunkt der Untersuchu­ng war jede achte wohnungslo­se Person jünger als 25 Jahre. In der Wohnungsno­tfallhilfe der Stadt Stuttgart liegt der Anteil der 18- bis 25-Jährigen aktuell etwas niedriger, nämlich bei gut elf Prozent. In Mannheim geht die Stadt davon aus, dass jüngere Menschen häufig bei Freunden oder Bekannten unterkomme­n und deshalb als Schlafende auf der Straße seltener in Erscheinun­g treten.

Notfallplä­ne für den Winter

Wenn der Winter einbricht und es richtig kalt wird, gibt es Notfallplä­ne: In Stuttgart betreibt das Deutsche Rote Kreuz ab Temperatur­en von minus fünf Grad Celsius einen Kältebus. Außerdem stellt die Stadt – zusätzlich zu den rund 100 ganzjährig­en Notfallbet­ten – ein Winternotq­uartier mit über 40 Betten bereit. Auch in Freiburg öffnen zusätzlich­e Tagesstätt­en ihre Türen.

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FOTO: DPA Obdachlos in Stuttgart: Wer keine Wohnung mehr hat, sucht in Unterführu­ngen Zuflucht.

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