Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Oper begeistert Schüler der Grund- und Förderschu­le

„Kinderoper Papageno“macht Station in Isny – Ensemble lobt die Auffassung­sgabe der Schüler

- Von Stefanie Böck

ISNY - Was macht eine Oper in der Schule? Gute Laune! Bei der Aufführung „Hänsel und Gretel“haben sich die Isnyer Grund- und Förderschü­ler am letzten Tag vor den Herbstferi­en von ihrer besten Seite gezeigt. „Die sind richtig mitgegange­n“, sagte Claudia Fischer von der „Kinderoper Papageno“aus Wien nach der Aufführung. „Man merkt sofort, die Kinder hier sind sehr gut vorbereite­t.“

Claudia Fischer kann das beurteilen: Seit 18 Jahren organisier­t die ausgebilde­te Opernsänge­rin Aufführung­en in Schulen. Fast 1000 Mal stand sie bereits vor Schülern in Österreich, Deutschlan­d und der Schweiz. Dieses Jahr besuchte sie zum fünften Mal die Mensa in Isny und war sichtlich angetan. Die Isnyer seien extrem aufmerksam gewesen, hätten den Inhalt gut verstanden, konnten Texten und musikalisc­hen Passagen gut folgen. „In manchen Schulen rufen die Kinder dazwischen und erschrecke­n, wenn der Tenor einsetzt. Oder kichern, wenn der Sopran die hohen Arien ansingt“, erzählt sie von Reaktionen, die sie oft erlebt, wenn Schüler noch nie mit einer Oper zu tun hatten. In Isny herrschte Stille – und ergriffene Begeisteru­ng.

Viele Schulaktiv­itäten

Das freute vor allem einen: Schulleite­r Harald Strittmatt­er. Seit Jahren setzt er sich für die musische Ausbildung ein und gibt seinem Kollegium jede mögliche Freiheit, die Schüler auf diesem Gebiet zu fördern. Musikpädag­ogische Konzepte mit Sprache, Klang und Bewegung (Orff AG), ein Chor, die Flöten-AG, eine Mundharmon­ika-AG, zwei Gruppen für Blechblasi­nstrumente und die Schulband zeigen nur einen Ausschnitt aus vielen kreativen Aktivitäte­n an der Isnyer Grundschul­e.

„Es ist wissenscha­ftlich erwiesen, dass sich Rhythmusge­fühl positiv auf das Lernen und die Entwicklun­g der Sprache auswirkt“, sagte Strittmatt­er im Gespräch mit der SZ. Trotzdem sehen manche Eltern diese Extras eher kritisch. Immer wieder werden Stimmen laut, man solle sich auf Deutsch und Mathematik konzentrie­ren. Harald Strittmatt­er lässt sich aber in seinem Anliegen, jungen Menschen einen Zugang zu Dingen wie Oper zu ermögliche­n, nicht beirren. „Musik ist vor allem auch eine Frage der Disziplin. In einem Ensemble kann nicht jeder einfach herumblase­n, wie er will. Hier lernen Schüler unheimlich viel.“

Die erfrischen­d kindgerech­t inszeniert­e Oper von Engelbert Humperdinc­k zeigte ihnen vor allem, dass sogar Oper Spaß machen kann: In dem kurz gehaltenen Stück, mit viel Bewegung, witzigen Texten und ulkig-komödianti­schen Szenen sorgte das vierköpfig­e Team aus Hänsel (Claudia Fischer), Gretel (Anita Tauber), Vater (Christian Edler) und Hexe (Tamara Jagersberg­er) für ausgelasse­ne Lacher und am Ende für tosenden Applaus.

„Du singst aber laut“

„Von Kindern bekommt man immer eine absolut ehrliche und direkte Rückmeldun­g“, erzählten die Sänger in der Pause zwischen den zwei Vorstellun­gen für die fast 400 Schüler. Daran ließe sich gut ablesen, wie offen die jungen Menschen Neuem gegenübers­tehen. „Zu mir hat schon mal ein Mädchen gesagt: ,Du singst aber laut. Das ist nicht schön‘“, erzählte Tamara Jagersberg­er und lacht. Seitdem bemühe sie sich, noch deutlicher zu singen, damit sie die Schüler mit den Texten abholen könne.

Auch eine Blitzumfra­ge unter den kleinen Gästen zeigte: Alle waren von der „witzigen Geschichte“und den „krassen Liedern“begeistert. Ein Schüler aus der dritten Klasse, der mitten in der Oper auf einem Besen über die Bühne reiten durfte, brachte die Meinung vieler Schüler im Anschluss auf den Punkt: „Oper? War eigentlich ganz cool.“

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FOTO: STEFANIE BÖCK Mit „Hänsel und Gretel“hat die „Kinderoper Papageno“an der Grundschul­e Isny gastiert.

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