Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Oper begeistert Schüler der Grund- und Förderschule
„Kinderoper Papageno“macht Station in Isny – Ensemble lobt die Auffassungsgabe der Schüler
ISNY - Was macht eine Oper in der Schule? Gute Laune! Bei der Aufführung „Hänsel und Gretel“haben sich die Isnyer Grund- und Förderschüler am letzten Tag vor den Herbstferien von ihrer besten Seite gezeigt. „Die sind richtig mitgegangen“, sagte Claudia Fischer von der „Kinderoper Papageno“aus Wien nach der Aufführung. „Man merkt sofort, die Kinder hier sind sehr gut vorbereitet.“
Claudia Fischer kann das beurteilen: Seit 18 Jahren organisiert die ausgebildete Opernsängerin Aufführungen in Schulen. Fast 1000 Mal stand sie bereits vor Schülern in Österreich, Deutschland und der Schweiz. Dieses Jahr besuchte sie zum fünften Mal die Mensa in Isny und war sichtlich angetan. Die Isnyer seien extrem aufmerksam gewesen, hätten den Inhalt gut verstanden, konnten Texten und musikalischen Passagen gut folgen. „In manchen Schulen rufen die Kinder dazwischen und erschrecken, wenn der Tenor einsetzt. Oder kichern, wenn der Sopran die hohen Arien ansingt“, erzählt sie von Reaktionen, die sie oft erlebt, wenn Schüler noch nie mit einer Oper zu tun hatten. In Isny herrschte Stille – und ergriffene Begeisterung.
Viele Schulaktivitäten
Das freute vor allem einen: Schulleiter Harald Strittmatter. Seit Jahren setzt er sich für die musische Ausbildung ein und gibt seinem Kollegium jede mögliche Freiheit, die Schüler auf diesem Gebiet zu fördern. Musikpädagogische Konzepte mit Sprache, Klang und Bewegung (Orff AG), ein Chor, die Flöten-AG, eine Mundharmonika-AG, zwei Gruppen für Blechblasinstrumente und die Schulband zeigen nur einen Ausschnitt aus vielen kreativen Aktivitäten an der Isnyer Grundschule.
„Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass sich Rhythmusgefühl positiv auf das Lernen und die Entwicklung der Sprache auswirkt“, sagte Strittmatter im Gespräch mit der SZ. Trotzdem sehen manche Eltern diese Extras eher kritisch. Immer wieder werden Stimmen laut, man solle sich auf Deutsch und Mathematik konzentrieren. Harald Strittmatter lässt sich aber in seinem Anliegen, jungen Menschen einen Zugang zu Dingen wie Oper zu ermöglichen, nicht beirren. „Musik ist vor allem auch eine Frage der Disziplin. In einem Ensemble kann nicht jeder einfach herumblasen, wie er will. Hier lernen Schüler unheimlich viel.“
Die erfrischend kindgerecht inszenierte Oper von Engelbert Humperdinck zeigte ihnen vor allem, dass sogar Oper Spaß machen kann: In dem kurz gehaltenen Stück, mit viel Bewegung, witzigen Texten und ulkig-komödiantischen Szenen sorgte das vierköpfige Team aus Hänsel (Claudia Fischer), Gretel (Anita Tauber), Vater (Christian Edler) und Hexe (Tamara Jagersberger) für ausgelassene Lacher und am Ende für tosenden Applaus.
„Du singst aber laut“
„Von Kindern bekommt man immer eine absolut ehrliche und direkte Rückmeldung“, erzählten die Sänger in der Pause zwischen den zwei Vorstellungen für die fast 400 Schüler. Daran ließe sich gut ablesen, wie offen die jungen Menschen Neuem gegenüberstehen. „Zu mir hat schon mal ein Mädchen gesagt: ,Du singst aber laut. Das ist nicht schön‘“, erzählte Tamara Jagersberger und lacht. Seitdem bemühe sie sich, noch deutlicher zu singen, damit sie die Schüler mit den Texten abholen könne.
Auch eine Blitzumfrage unter den kleinen Gästen zeigte: Alle waren von der „witzigen Geschichte“und den „krassen Liedern“begeistert. Ein Schüler aus der dritten Klasse, der mitten in der Oper auf einem Besen über die Bühne reiten durfte, brachte die Meinung vieler Schüler im Anschluss auf den Punkt: „Oper? War eigentlich ganz cool.“