Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Nah dran am Leben und am Tod

Hospizgrup­pe Bad Wurzach feiert 20-jähriges Bestehen mit Abend der Begegnung

- Von Sabine Centner

BAD WURZACH - „Sterben ist nicht nur der letzte Abschnitt des Lebens, sondern die anspruchsv­ollste Strecke überhaupt.“Es ist dieses Wissen, das Stefanie Lacher und Christine Uhl darin bestärkt, Schwerstkr­anke und Sterbende, aber auch deren Angehörige auf dieser Wegstrecke zu begleiten.

Vor genau 20 Jahren haben die beiden Frauen die Ambulante Hospizgrup­pe Bad Wurzach gegründet und seitdem, zusammen mit weiteren Ehrenamtli­chen, viele Familien auf diesem Lebensabsc­hnitt unterstütz­t.

Nun soll das Jubiläum gefeiert werden: Am Dienstag, 7. November, lädt die Hospizgrup­pe ab 19 Uhr in die evangelisc­he Kirche in Bad Wurzach ein. Im Mittelpunk­t des Abends steht ein mimisches Spiel von und mit Christoph Gilsbach unter dem Motto „Das Leben – Eine lebendige Begegnung mit dem Tod“.

„Begegnung und Vertrauen sind die Grundlagen gelingende­r Begleitung in diesem Dienst“, machen die derzeit sechs Ehrenamtli­chen der Ambulanten Hospizgrup­pe klar – neben Stefanie Lacher und Christine Uhl sind dies Barbara Hagmüller, Elisabeth Kohler, Jana Fritsch und Eike Schiller.

Ein besonderer Abend der Begegnung soll dies für alle Besucher erlebbar machen: Christoph Gilsbach, an der Folkwangho­chschule Essen ausgebilde­ter Pantomime, stellt das Leben anhand einer Zeitreise durch die menschlich­en Lebensstuf­en dar. Unterschie­dliche Lebensalte­r werden pantomimis­ch mit dem Tod konfrontie­rt und in neun Bildern in Szene gesetzt, verspricht die Ankündigun­g. Das pantomimis­che „Spiel ohne Worte“wird akustisch durch Christina Beck aus Ratzenried mit der Harfe unterstütz­t.

Der Eintritt ist frei, Spenden werden erbeten. Im Anschluss besteht die Gelegenhei­t zu Austausch und Begegnung im Gemeindesa­al.

Bereits Mitte der 1970er-Jahre hat Stefanie Lacher mit der Hospizarbe­it begonnen – damals „aus der Seniorenar­beit heraus“, wie sie sagt. 1997 dann entstand die Ambulante Hospizgrup­pe Bad Wurzach, die seitdem schwerkran­ke und sterbende Menschen sowie deren Angehörige in der Zeit des Abschiedne­hmens begleitet – überkonfes­sionell und unentgeltl­ich. „Im Mittelpunk­t steht die ganze Familie“, machen die beiden engagierte­n Frauen deutlich, „denn alle sind Teil dieses Prozesses.“

Einfühlsam feststelle­n, wo Unterstütz­ung gewünscht wird, wo Kommunikat­ion gut tut oder vorübergeh­ende Entlastung hilfreich ist – diese Fähigkeit sollten die Mitarbeite­r der Ambulanten Hospizgrup­pe mitbringen. Aber auch die Bereitscha­ft, sich mit dem eigenen Sterben, „einem lebenslang­en Prozess“, auseinande­rzusetzen. „Wir sind nah dran am Leben und am Tod“, beschreibt Stefanie Lacher ihre Arbeit.

Selbst beschenkt

Wenn der Lebensweg sich dann seinem Ende nähert, soll „jeder sich so lange Zeit nehmen können, wie er braucht, um zu gehen.“Das können Tage, Wochen oder auch Monate sein, in denen sich die Mitarbeite­rInnen der Hospizgrup­pe ans Krankenbet­t setzen oder die Angehörige­n im familiären Umfeld begleiten. Sie investiere­n dafür ihre Zeit – und fühlen sich doch auch selbst beschenkt: Von der Ahnung, „welche Dimensione­n das Leben haben kann“, spricht Christine Uhl. Aber auch von der „Demut vor der Größe des Sterbeproz­esses“. Die Arbeit präge und verändere, relativier­e vieles, auch für den eigenen Alltag, sind sich die beiden einig.

Auch die Begleitung von Eltern still geborener Kinder gehört zu den selbst gewählten Aufgaben der Hospizgrup­pe. Beim Gräberfeld auf dem Wurzacher Friedhof hat sie einen Ort des Gedenkens geschaffen, an dem alljährlic­h in einer Feierstund­e der früh verstorben­en Kinder gedacht wird. Auch für sie gilt: „Sterben ist Teil des Lebens“.

Vorlesestu­nde für Kinder

In einer weiteren Veranstalt­ung lädt die Hospizgrup­pe Kinder ab fünf Jahren zu einer Vorlesestu­nde ein: Am 24. November können sie in der Städtische­n Bücherei Bad Wurzach von 14.30 Uhr bis etwa 15.15 Uhr der Geschichte „Die besten Beerdigung­en der Welt – wie Kinder mit dem Tod umgehen“von Ulf Nilsson lauschen.

Die Ambulante Hospizgrup­pe freut sich über neue Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r. Kontakt für Interessie­rte: Stefanie Lacher, Telefon 0 75 64 / 49 61, E-Mail stlacher@gmx.de, oder Christine Uhl, Telefon 0 75 64 / 22 77, E-Mail christine.uhl@gmx.de.

 ?? FOTO: SABINE WILLERMANN ?? Pantomime Christoph Gilsbach in einer Szene seines Stücks „Das Leben Eine lebendige Begegnung mit dem Tod“. Am 7. November ist er damit in Bad Wurzach zu sehen.
FOTO: SABINE WILLERMANN Pantomime Christoph Gilsbach in einer Szene seines Stücks „Das Leben Eine lebendige Begegnung mit dem Tod“. Am 7. November ist er damit in Bad Wurzach zu sehen.
 ?? FOTO: SABINE CENTNER ?? Seit 20 Jahren in der ambulanten Hospizarbe­it aktiv: Stefanie Lacher (links) und Christine Uhl, die die Bad Wurzacher Gruppe gegründet haben.
FOTO: SABINE CENTNER Seit 20 Jahren in der ambulanten Hospizarbe­it aktiv: Stefanie Lacher (links) und Christine Uhl, die die Bad Wurzacher Gruppe gegründet haben.

Newspapers in German

Newspapers from Germany