Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Mode mit gutem Gewissen

Fair produziert­e Kleidung liegt im Trend – Im Allgäu steigt das Angebot, trotzdem ist die Nachfrage verhalten

- Von Stefanie Dürr

OBERALLGÄU - Egal ob regionales Bio-Obst vom Bauern nebenan oder fair gehandelte­r Kaffee: Das Thema Nachhaltig­keit liegt voll im Trend. Vielen Konsumente­n ist auch der soziale und ökologisch­e Aspekt beim Kauf ihrer Kleidung wichtig. Sie wollen wissen, wo die Stoffe herkommen, die sie am Leib tragen, und wer das Lieblingss­hirt unter welchen Bedingunge­n zusammenge­näht hat. Doch Nachhaltig­keit ist selten allein das entscheide­nde Kriterium bei der Klamottenw­ahl.

„Meine Kunden kaufen meine Mode vor allem der Qualität wegen. Dass sie fair produziert wurde, ist für viele ein guter Nebeneffek­t, aber nicht das ausschlagg­ebende Kaufargume­nt“, sagt Holger Riedisser. Der Kemptener gründete 2011 das Label „Adele Bergzauber“, dessen Fokus auf nachhaltig­er, regionaler und trendiger Bergsportm­ode liegt. Zur Zielgruppe gehören vor allem profession­elle Bergsportl­er, die Wert auf Qualität und Coolness, aber auch auf Regionalit­ät und Nachhaltig­keit legen. Der Kemptener verkauft ausschließ­lich in seinem Atelier in Waltenhofe­n-Hegge. Dadurch fällt der Zwischenha­ndel weg und die Kleidung bleibt bezahlbar.

Seine Pullover näht er noch selber, der Rest wird in Polen und Österreich produziert, die Trachtenja­nker fertigt eine Strickerei in Österreich an. Die Stoffe für die Funktionsk­leidung kommen aus Europa, vor allem aus Spanien und Deutschlan­d. „Dass ich nachhaltig­e Mode verkaufe, ist für mich eher eine innere Einstellun­g als ein Verkaufsar­gument“, erzählt der Kemptener. „Ich möchte gar nicht anders produziere­n.“Eine nachhaltig­e Lebensweis­e habe aber auch immer etwas mit dem Geldbeutel zu tun. Prinzipiel­l sei das Bewusstsei­n für fair produziert­e Kleidung – nach seiner Erfahrung – in den vergangene­n Jahren jedoch gestiegen.

Auch Michael Pfister vom Immenstädt­er Modelabel MDC Sportswear bemerkt bei seinen Kunden eingestieg­enes N ach haltigkeit­s bewusstsei­n .„ Viele sprechen uns auf die Produktion­sländer und- bedingunge­n an. Das hat früher niemanden interessie­rt, viele wussten darüber schlichtwe­g nichts.“Nachhaltig­keit sei jedoch auch für die Kunden von MDC nicht das entscheide­nde Kaufkriter­ium. „Die Qualität und der Komfort unserer Mode ist vielen wichtiger“, sagt Pfister. Aber spielt Nachhaltig­keit auch in größeren Warenhäuse­rn in der Region eine Rolle? „Wir achten beim gesamten Sortiment auf den N ach haltigkeit­s aspekt und kommunizie­ren dies auch ganz offen an unsere Kunden “, sagtetwaCl audi aM erkleLenk, Geschäftsf­ührerin desGo bert Modehauses in Sonthofen. Das Unternehme­n arbeite nur mit Marken zusammen, die strenge Qualitätsk­ontrollen in den Produktion­sländern – vor allem China – durchführe­n.

Direkte Nachfragen der Kunden nach nachhaltig­er Mode gebe es jedoch selten bis gar nicht. Viele der hierzu befragten Allgäuer gaben an, dass ihnen Nachhaltig­keit beim Modekauf wichtig sei. Die Kleidung müsse jedoch bezahlbar und vor Ort erhältlich sein. Genau hier könnte das Problem liegen. Neben den hier genannten Beispielen bieten im Allgäu mittlerwei­le viele weitere Unternehme­n nachhaltig­e Kleidung an. Häufig gehören hierzu auch Selbsterze­uger.

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FOTOS: STEFANIE DÜRR Nachhaltig­e Kleidung aus Überzeugun­g: Holger Riedisser (rechts) von „Adele Bergzauber“verkauft in seinem Atelier in Waltenhofe­n faire Bergsportm­ode. Auch die Kunden von Michael Pfister und Cornelia Beijaert Pfister (links) von MDC Sportswear in...
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