Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Mode mit gutem Gewissen
Fair produzierte Kleidung liegt im Trend – Im Allgäu steigt das Angebot, trotzdem ist die Nachfrage verhalten
OBERALLGÄU - Egal ob regionales Bio-Obst vom Bauern nebenan oder fair gehandelter Kaffee: Das Thema Nachhaltigkeit liegt voll im Trend. Vielen Konsumenten ist auch der soziale und ökologische Aspekt beim Kauf ihrer Kleidung wichtig. Sie wollen wissen, wo die Stoffe herkommen, die sie am Leib tragen, und wer das Lieblingsshirt unter welchen Bedingungen zusammengenäht hat. Doch Nachhaltigkeit ist selten allein das entscheidende Kriterium bei der Klamottenwahl.
„Meine Kunden kaufen meine Mode vor allem der Qualität wegen. Dass sie fair produziert wurde, ist für viele ein guter Nebeneffekt, aber nicht das ausschlaggebende Kaufargument“, sagt Holger Riedisser. Der Kemptener gründete 2011 das Label „Adele Bergzauber“, dessen Fokus auf nachhaltiger, regionaler und trendiger Bergsportmode liegt. Zur Zielgruppe gehören vor allem professionelle Bergsportler, die Wert auf Qualität und Coolness, aber auch auf Regionalität und Nachhaltigkeit legen. Der Kemptener verkauft ausschließlich in seinem Atelier in Waltenhofen-Hegge. Dadurch fällt der Zwischenhandel weg und die Kleidung bleibt bezahlbar.
Seine Pullover näht er noch selber, der Rest wird in Polen und Österreich produziert, die Trachtenjanker fertigt eine Strickerei in Österreich an. Die Stoffe für die Funktionskleidung kommen aus Europa, vor allem aus Spanien und Deutschland. „Dass ich nachhaltige Mode verkaufe, ist für mich eher eine innere Einstellung als ein Verkaufsargument“, erzählt der Kemptener. „Ich möchte gar nicht anders produzieren.“Eine nachhaltige Lebensweise habe aber auch immer etwas mit dem Geldbeutel zu tun. Prinzipiell sei das Bewusstsein für fair produzierte Kleidung – nach seiner Erfahrung – in den vergangenen Jahren jedoch gestiegen.
Auch Michael Pfister vom Immenstädter Modelabel MDC Sportswear bemerkt bei seinen Kunden eingestiegenes N ach haltigkeits bewusstsein .„ Viele sprechen uns auf die Produktionsländer und- bedingungen an. Das hat früher niemanden interessiert, viele wussten darüber schlichtweg nichts.“Nachhaltigkeit sei jedoch auch für die Kunden von MDC nicht das entscheidende Kaufkriterium. „Die Qualität und der Komfort unserer Mode ist vielen wichtiger“, sagt Pfister. Aber spielt Nachhaltigkeit auch in größeren Warenhäusern in der Region eine Rolle? „Wir achten beim gesamten Sortiment auf den N ach haltigkeits aspekt und kommunizieren dies auch ganz offen an unsere Kunden “, sagtetwaCl audi aM erkleLenk, Geschäftsführerin desGo bert Modehauses in Sonthofen. Das Unternehmen arbeite nur mit Marken zusammen, die strenge Qualitätskontrollen in den Produktionsländern – vor allem China – durchführen.
Direkte Nachfragen der Kunden nach nachhaltiger Mode gebe es jedoch selten bis gar nicht. Viele der hierzu befragten Allgäuer gaben an, dass ihnen Nachhaltigkeit beim Modekauf wichtig sei. Die Kleidung müsse jedoch bezahlbar und vor Ort erhältlich sein. Genau hier könnte das Problem liegen. Neben den hier genannten Beispielen bieten im Allgäu mittlerweile viele weitere Unternehmen nachhaltige Kleidung an. Häufig gehören hierzu auch Selbsterzeuger.