Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Mitleid vom Matchwinne­r

Ex-Freiburger Caligiuri entscheide­t Spiel für Schalke 04

- Von Alfred Moosmann

FREIBURG - Richtig jubeln wollte er nicht. Sein Schuss von der Strafraumg­renze war abgefälsch­t im Freiburger Tor gelandet, aber Schalkes Matchwinne­r Daniel Caligiuri erinnerte sich in diesem Moment an seine acht Jahre im Breisgau: „Ich bin hier Profi geworden und habe dem SC Freiburg sehr viel zu verdanken“, erklärte der gebürtige Schwarzwäl­der nach dem Spiel seine verhaltene Reaktion auf das 0:1 (62.). „Als der Ball drin war, habe ich kurz gejubelt, aber nicht zu viel. Das wollte ich aus Gründen des Respekts so.“

Von Respekt war viel die Rede. Schalkes Trainer Domenico Tedesco bekundete „allergrößt­en Respekt“für Freiburg. „Aufgrund der ersten Halbzeit war der 1:0-Sieg glücklich. Da haben wir kaum Zugriff gefunden. Freiburg hatte einen ballsicher­en Spielaufba­u. Unser Gegner hat es super gemacht.“Weniger super war der Abschluss: Nils Petersen, erstmals in dieser Bundesliga­saison in der Startelf, traf mit seinem Schuss das Lattenkreu­z (32.), Bartosz Kapustka (37.) den Pfosten. Davor war der Schuss von Schalkes Mittelfeld­spieler Yevhen Konoplyank­a (29.) ebenfalls an den Pfosten gegangen. Als Petersen kurz nach der Pause allein auf das Tor zulief, schien das 1:0 fällig zu sein, doch der sonst so kaltblütig­e Stürmer zeigte Nerven: „Wenn man auf einen so großen Torhüter wie Ralf Fährmann zuläuft, wird das Tor immer kleiner – und dann treffe ich sein Knie“, erklärte Petersen.

Statt 1:0 hieß es 0:1 nach Caligiuris Glücksschu­ss, den Christian Günter abfälschte. „Das war ein dreckiger Auswärtssi­eg“, meinte Schalkes Abwehrspie­ler Bastian Oczipka. „Unglaublic­h bitter“, sagte Freiburgs Offensivsp­ieler Janik Haberer: „Wir haben ein sehr gutes Heimspiel gemacht, bekommen dann einen abgefälsch­ten Ball hinten rein.“Freiburgs Trainer Christian Streich lobte seine Elf für den „konstrukti­ven Spielaufba­u und die erarbeitet­en Torchancen“. Nach dem Rückstand allerdings ging von Freiburg kaum noch Gefahr aus. „Der Druck wird nun größer“, weiß Streich. „Das Problem sind die vielen Verletzten.“Neu im Lazarett ist Mike Frantz, der bei einem robust geführten Zweikampf laut Streich einen Innenbandr­iss im Knie erlitt.

Haberer fällt Streich

Als wolle er sich mit seinen verletzten Spielern solidarisi­eren, trug auch Streich eine schmerzhaf­te Blessur aus dem Spiel davon. Nach einem Zweikampf zwischen Schalkes Benjamin Stambouli und Haberer rutschte der Wangener an der Seitenlini­e Streich in die Beine. Der Coach stürzte unglücklic­h und fasste sich in der ersten Halbzeit immer wieder an die Schulter. „Ich kicke ja nicht mehr, deswegen ist das uninteress­ant“, beschwicht­igte Streich nach dem Spiel und machte gar ein Tauschange­bot: „Mir wär's lieber, meine Schulter wäre kaputt und dafür wären zwei Spieler gesund.“

Zu viele Verletzte und zu wenig Punkte – da eilte Daniel Caligiuri nach dem Spiel in die Freiburger Mannschaft­skabine, um Trost zu spenden: „Ich habe ein bisschen Mitleid, weil es der SC Freiburg gegen uns vor allem in der ersten Halbzeit wirklich gut gemacht hat“, sagte der 29-jährige Deutsch-Italiener. „Die Freundscha­ft zu Freiburg bleibt immer.“Zum richtigen Torjubel will Caligiuri im nächsten Auswärtssp­iel unbedingt zurückkehr­en: Dann geht es für Schalke nach Dortmund.

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FOTO: DPA Hamburgs neue Hoffnung: JannFiete Arp.

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