Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
„Menschen mit dem Museum zusammenbringen“
Ursula Winkler spricht mit der „Schwäbischen Zeitung“über das Isnyer Projekt „Panorama Partner“
ISNY (sz) - Die Allgäuer Kulturexpertin Ursula Winkler leitet das Projekt „Panorama-Partner“in Isny. Im Interview mit SZ-Mitarbeiterin Stefanie Böck erklärt die Regionalforscherin aus Kempten, wen die Aktionen betreffen, wer die Partner sind und welches Potenzial in Isny steckt.
Um was geht es bei dem Projekt „Panorama-Partner“?
Ursula Winkler: Ganz einfach: um die Stadt Isny. Um die Vergangenheit, das heutige Leben in der Stadt, wie die Menschen ihre Stadt und die Veränderungen wahrnehmen. Das Projekt entwickelt sich über zwei Jahre und dreht sich um das Thema Heimatkunde.
Betrifft das vor allem Schüler? Jugendliche und Kinder sind wichtige Ansprechpartner und Nutzer des Museums. Ihnen wollen wir eine Plattform bieten. Eine Kooperation mit der Grundschule am Rain hat begonnen. Das Projekt ist aber für alle angelegt: Isnyer, Junge und auch die Älteren, Familien, Vereine, Einrichtungen … alle, die Lust haben, dass ihr persönliches Isny zu Wort kommt. Auch bisherige „MuseumsMuffel“sind willkommen.
Müssen die Isnyer da selbst aktiv werden?
Wir bieten ein Programm, das zur Kontaktaufnahme und zum Mitmachen einlädt. Es geht darum, Menschen mit dem Museum zusammenzubringen. Es zeigt sich aber schon jetzt, dass wir angerufen und eingeladen werden zu Planungen gemeinsamer Aktivitäten. Die Isnyer wollen mitmachen. Ihnen liegt ihre Stadt sehr am Herzen. Das spürt man.
Wer sind die Partner bei dem Projekt?
Wir haben Kooperationen mit der Luftsportgruppe Isny, mit der Freiwilligen Feuerwehr, mit der Ortsgruppe des Schwäbischen Albvereins, mit der Kinder- und Jugendarbeit Isny und der Hochschule Kempten.
Was hat „Panorama-Partner“mit den Postkarten von Eugen Felle zu tun?
Über Ansichtskarten aus Isny sind wir überhaupt erst auf das Thema gekommen. Isny ist durch den Isnyer Künstler und Verleger Eugen Felle, der übernächsten Sommer 150 Jahre alt geworden wäre, ein Zentrum der Postkartenkunst. Obwohl er ganz Süddeutschland und halb Europa mit Postkarten beliefert hat, zeichnete er immer wieder seine Heimatstadt – in einer Qualität, die atemberaubend ist.
Sind Felle-Postkarten wertvoll? Felle-Panoramakarten sind die höchst gehandelten Postkarten am Kunstmarkt. Eine Originalkarte kann Sammlern über 100 Euro wert sein.
Beim Durchforsten des Stadtarchivs in den letzten Wochen haben Sie 500 Felle-Postkarten entdeckt. Ist die Stadt jetzt reich?
(lacht) Isny besitzt damit schon einen wertvollen Kulturschatz. Eugen Felle war der Perfektionist der Panoramaperspektive – der gemalten Ansicht von Städten und Landschaften von oben. Und er war in Isny daheim. Da kann jeder Isnyer stolz drauf sein.
Kann man die Postkarten irgendwo anschauen?
Die Postkarten werden Schritt für Schritt ans Tageslicht gebracht. Im Rahmen von „Panorama-Partner“bieten wir drei Ausstellungen, in der ganz verschiedene alte und neue Entdeckungen aus der Stadt ihren Raum finden. Los geht es jetzt ab 23. November mit „Isny von oben“in der Gotischen Halle im Rathaus.
Sie bereiten also mit dem PanoramaThema auf das neue Städtische Museum in den Räumen im Schloss vor …
Genau. Das Projekt wird gefördert im Fonds Stadtgefährten der Kulturstiftung des Bundes. Das ermöglicht die Zusammenarbeit mit mehreren Partnern und die Vernetzung innerhalb der Stadt und der Region. Gemeinsam mit engagierten Vereinen, Museumspädagogen und Isnyern differenzieren und schärfen wir den Blick auf die Stadt. Das funktioniert natürlich nur, wenn viele ihre Geschichten mit einbringen.
Sie haben als Kunstforscherin schon viele Museen und Städte kennengelernt. Sie beraten im Kulturbereich. Lohnt sich denn ein so genauer Blick auf das beschauliche Isny?
Ja, pfeilgrad! Isny ist mit seinem Stadtbild als alte, schöne und überschaubare Stadt erlebbar. Wirtschaftlich, kulturell, touristisch und was das Lebensgefühl betrifft, zeigt sich Isny ideenreich und zeitgenössisch. Interessant sind auch die voralpine Lage, der wilde Naturraum und die Heilqualitäten. Es scheint als hätte Isny aus seiner Randlage besondere Lebensstrategien und Selbstbewusstsein entwickelt. Aber wir suchen nicht gezielt nur Erfolgsgeschichten, sondern persönliche Perspektiven. Ich hoffe, dass viele Leute aus Isny dabei mitmachen.