Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Geschäfte in Kempten sollen Heiligaben­d zubleiben

In diesem Jahr fällt der 24. auf einen Sonntag – Deshalb dürfen Ladenbesit­zer ihre Türen öffnen

- Von Larissa Benz

KEMPTEN - In letzter Minute noch eben einen Großeinkau­f für das Weihnachts­menü machen oder einen neuen Duft für die Frau besorgen – das wird dieses Jahr an Heiligaben­d schwierig. Denn der Tag fällt auf einen Sonntag. Zwar gibt es im bayerische­n Ladenschlu­ssgesetz eine Ausnahmere­gelung für Geschäfte, die hauptsächl­ich Lebens- und Genussmitt­el verkaufen. Sie dürften bis zu drei Stunden an Heiligaben­d öffnen. Doch in Kempten wollen das nur wenige Läden nutzen. Auch die Kunden finden das unnötig. Sie denken auch an die Mitarbeite­r, die Zeit mit ihrer Familie verbringen wollen. Ebenso die Gewerkscha­ft.

An Heiligaben­d öffnen oder schließen – dieses Thema beschäftig­t derzeit auch die Geschäftsl­eute in Kempten. Der Edeka-Markt in der Lindauer Straße beispielsw­eise wird laut Betreiberi­n Jessica Ogris voraussich­tlich zubleiben. Die Filiale ist eine von vielen Edeka-Märkten in Deutschlan­d, die von selbststän­digen Kaufleuten geführt werden. Ihnen ist es freigestel­lt, ob sie dieses Jahr an Heiligaben­d die drei Stunden öffnen möchten. Auch der ReweMarkt in Sankt Mang bleibt am 24. Dezember geschlosse­n. „Die Erholung meiner Mitarbeite­r hat nach einer anstrengen­den Woche Vorrang“, sagt Filialleit­er Thomas Kunkel. Auch Discounter Aldi kündigt an, seine Filialen an Heiligaben­d bundesweit zu schließen. Die Kempteneri­n Erna-Kathrein Groll, Landesvors­itzende der Katholisch­en Arbeitnehm­erbewegung, begrüßt diese Tendenz. „Wir alle brauchen diese Atempause an Weihnachte­n – auch die Kunden.“Die Katholisch­e Arbeitnehm­erbewegung ist auch einer der Träger der bayerische­n Allianz für den freien Sonntag, die sich schon lange für arbeitsfre­ie Sonntage stark macht.

Groll lässt das vielfach vorgebrach­te Argument, dass etwa auch Krankensch­western an Weihnachte­n arbeiten würden, nicht gelten: „Das kann man nicht vergleiche­n. Kunden sind heute schon lange nicht mehr darauf angewiesen, sonntags einzukaufe­n.“Sie empfiehlt allen Männern, anstatt an Weihnachte­n panisch in die Stadt zu rennen, der Liebsten einfach einen Gutschein, etwa für ein gemeinsame­s Abendessen, zu schenken: „Das kommt doch sowieso viel besser an als ein wahllos ausgesucht­es Parfüm.“

Ähnlich sehen das auch die Kunden. Peter Voß zum Beispiel findet klare Worte: „Weihnachte­n kommt bei vielen immer ganz plötzlich“, sagt er und lacht. Er versteht nicht, dass Geschenke und Lebensmitt­el so kurz vor dem Weihnachts­fest gekauft werden müssen. Für Ulrike Harrer ist eine Ladenöffnu­ng am 24. Dezember „unnötig“. Sie bedauert die Menschen, die dann arbeiten müssen. Sie selbst würde an diesem Tag nicht einkaufen gehen.

Arbeitnehm­er im Blick haben

Werner Röll, Bezirksges­chäftsführ­er bei Verdi Allgäu, hat einen Wunsch. „Ich wünsche mir zu Weihnachte­n, dass die Arbeitgebe­r die Interessen der Arbeitnehm­er am 24. Dezember im Blick haben.“Er ist „entsetzt“darüber, dass überhaupt darüber diskutiert wird, die Läden zu öffnen: „Das kann einem schon das Weihnachts­fest versauen.“Röll betont, dass es in Kempten pro Jahr bis zu vier verkaufsof­fene Sonntage gebe. Der Gewerkscha­ftler bezweifelt, dass der Umsatz an Weihnachte­n und Sonntagen den Aufwand lohnt. „Die Menschen haben nicht mehr Geld, nur weil ein Tag länger geöffnet ist.“

Auf die Kemptener Einkaufsnä­chte verweist Katinka Zimmer vom City-Management. Die erste lange Einkaufsna­cht ist heuer am Samstag, 2. Dezember. Damit binde man mehr Kunden an die Geschäfte im Zentrum, als an Weihnachte­n für drei Stunden zu öffnen.

 ?? FOTO: MARTINA DIEMAND ?? Da schau her, er ist wieder da! Und wartet auf Kunden: der Schoko-Nikolaus. Aber schnell mal an Heiligaben­d noch einkaufen, wird heuer schwierig. Denn der 24. ist ein Sonntag. Und da sollen die meisten Supermärkt­e in der Stadt geschlosse­n bleiben.
FOTO: MARTINA DIEMAND Da schau her, er ist wieder da! Und wartet auf Kunden: der Schoko-Nikolaus. Aber schnell mal an Heiligaben­d noch einkaufen, wird heuer schwierig. Denn der 24. ist ein Sonntag. Und da sollen die meisten Supermärkt­e in der Stadt geschlosse­n bleiben.

Newspapers in German

Newspapers from Germany