Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Nach Großbrand: Besuch im Wertstoffhof
Leutkircher Betrieb plant Wiederaufbau – Brandursache steht fest.
LEUTKIRCH - Etliche Wände sind schwarz, manche Unterstellplätze haben kein Dach mehr und die Büros befinden sich provisorisch in Containern – der Großbrand im Leutkircher Wertstoffhof hat seine Spuren hinterlassen. Das ist derzeit bei einem Besuch des Geländes auf den ersten Blick sichtbar.
Unter anderem zwei Lagerhallen, eine Werkstatt und der Verwaltungstrakt wurden vor fast fünf Monaten von den Flammen zerstört. Im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“blickt Niederlassungsleiter Andreas Mayer auf den für seinen Betrieb bitteren Tag sowie auf die vergangenen Wochen zurück. Seinen Fokus richtet er allerdings auf die Zukunft. Dazu zählt ein umfangreicher Wiederaufbau des Wertstoffhofs, dem er voller Zuversicht entgegensieht.
Erleichtert ist Mayer zunächst einmal darüber, dass mittlerweile die Brandursache feststeht. Eine Selbstentzündung der Hackschnitzel hätten Ermittler festgestellt. Schuld habe folglich niemand. „Man kann sagen, dass es einfach Pech war“, konstatiert der Leiter des Leutkircher Wertstoffhofs. Vermutlich habe eine Kombination aus Befeuchtung der Hackschnitzel und Hitze eine chemische Reaktion ausgelöst. Immerhin könnten dadurch Gerüchte, es habe eine Brandstiftung gegeben, aus der Welt geschafft werden.
Nie ans Aufgeben gedacht
Am entstandenen Schaden ändert diese Erkenntnis freilich nichts. Dessen Höhe liegt laut Mayer bei fast zwei Millionen Euro. Dennoch habe der 38-Jährige und seine Familie in keiner Sekunde an die Aufgabe des Betriebs gedacht. Im Gegenteil: In absehbarer Zeit werde der Wertstoffhof in neuem Glanz erstrahlen. Bis „hoffentlich Weihnachten 2018“soll der Neubau von sämtlichen Räumen und Lagerhallen abgeschlossen sein. Der Startschuss für diese Arbeiten soll im Frühjahr erfolgen.
In den vergangenen Wochen stand zunächst der Rückbau verschiedener Gebäudeteile wie etwa der Werkstatt im Vordergrund. Ein wenig anders soll das Gelände in Zukunft aber schon aussehen, erklärt Mayer. So würden beispielsweise die Lagerhallen nicht am exakt selben Standort errichtet, eine neue Schlosserei aufgebaut sowie die sogenannten Sozialräume für Mitarbeiter größer gestaltet werden. „Wir hoffen beim Wiederaufbau auf Verständnis bei den Bürgern, falls es einmal nicht so rund laufen sollte“, ergänzt der Niederlassungsleiter.
Mangel an Lagerplätzen
Der Betrieb auf dem Gelände am Unteren Auenweg läuft derzeit auf Hochtouren. Etliche Lastwagen und Autos mit Müllsäcken im Kofferraum steuern den Wertstoffhof an. „Wir haben heftige Einschränkungen“, sagt Mayer. Er meint damit, dass es an Lagerplätzen mangelt, sich die Büros in Containern befinden oder eine Werkstatt fehlt. Diese Einschränkungen ließen sich nur mit dem vorhandenen „super Team“wettmachen. Nur deshalb könnten die Leutkircher auf dem Gelände nach wie vor sämtliche Gegenstände entsorgen.
Den Tag des Großbrands am 17. Juni hat Mayer rückblickend „im Schockzustand“erlebt. „Das lief wie im Film ab“, kommentiert er. Als der Leiter an diesem Samstagvormittag den Wertstoffhof erreichte, standen die Gebäude bereits in Flammen und Kräfte der Feuerwehr waren mit Löscharbeiten beschäftigt. Der „Film“habe noch mehrere Wochen angedauert. Und auch fast fünf Monate später komme der Tag bei ihm „immer wieder hoch“.
Bemerkenswert: Bereits am Montag, 19. Juni – zwei Tage nach dem Brand – öffnete der Wertstoffhof wieder seine Pforten. „Wir haben uns in der Familie besprochen und da war gleich klar, dass wir weitermachen“, erzählt Mayer. Rührend sei in den darauf folgenden Tagen vor allem die Anteilnahme von sämtlichen Bürgern gewesen. So habe beispielsweise eine Gruppe des DRK-Kindergartens Piepmatz den Mitarbeitern Muffins gebracht.
Dass beim Großbrand nicht noch mehr passiert ist, sei der guten Arbeit der zahlreichen Helfer, vor allem der Feuerwehr, zu verdanken. Das betont Mayer im SZ-Gespräch mehrfach. Deren Leistung sei „phänomenal“gewesen. Froh ist der 38-Jährige auch darüber, dass niemand verletzt wurde.