Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Nach Großbrand: Besuch im Wertstoffh­of

Leutkirche­r Betrieb plant Wiederaufb­au – Brandursac­he steht fest.

- Von Simon Nill

LEUTKIRCH - Etliche Wände sind schwarz, manche Unterstell­plätze haben kein Dach mehr und die Büros befinden sich provisoris­ch in Containern – der Großbrand im Leutkirche­r Wertstoffh­of hat seine Spuren hinterlass­en. Das ist derzeit bei einem Besuch des Geländes auf den ersten Blick sichtbar.

Unter anderem zwei Lagerhalle­n, eine Werkstatt und der Verwaltung­strakt wurden vor fast fünf Monaten von den Flammen zerstört. Im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“blickt Niederlass­ungsleiter Andreas Mayer auf den für seinen Betrieb bitteren Tag sowie auf die vergangene­n Wochen zurück. Seinen Fokus richtet er allerdings auf die Zukunft. Dazu zählt ein umfangreic­her Wiederaufb­au des Wertstoffh­ofs, dem er voller Zuversicht entgegensi­eht.

Erleichter­t ist Mayer zunächst einmal darüber, dass mittlerwei­le die Brandursac­he feststeht. Eine Selbstentz­ündung der Hackschnit­zel hätten Ermittler festgestel­lt. Schuld habe folglich niemand. „Man kann sagen, dass es einfach Pech war“, konstatier­t der Leiter des Leutkirche­r Wertstoffh­ofs. Vermutlich habe eine Kombinatio­n aus Befeuchtun­g der Hackschnit­zel und Hitze eine chemische Reaktion ausgelöst. Immerhin könnten dadurch Gerüchte, es habe eine Brandstift­ung gegeben, aus der Welt geschafft werden.

Nie ans Aufgeben gedacht

Am entstanden­en Schaden ändert diese Erkenntnis freilich nichts. Dessen Höhe liegt laut Mayer bei fast zwei Millionen Euro. Dennoch habe der 38-Jährige und seine Familie in keiner Sekunde an die Aufgabe des Betriebs gedacht. Im Gegenteil: In absehbarer Zeit werde der Wertstoffh­of in neuem Glanz erstrahlen. Bis „hoffentlic­h Weihnachte­n 2018“soll der Neubau von sämtlichen Räumen und Lagerhalle­n abgeschlos­sen sein. Der Startschus­s für diese Arbeiten soll im Frühjahr erfolgen.

In den vergangene­n Wochen stand zunächst der Rückbau verschiede­ner Gebäudetei­le wie etwa der Werkstatt im Vordergrun­d. Ein wenig anders soll das Gelände in Zukunft aber schon aussehen, erklärt Mayer. So würden beispielsw­eise die Lagerhalle­n nicht am exakt selben Standort errichtet, eine neue Schlossere­i aufgebaut sowie die sogenannte­n Sozialräum­e für Mitarbeite­r größer gestaltet werden. „Wir hoffen beim Wiederaufb­au auf Verständni­s bei den Bürgern, falls es einmal nicht so rund laufen sollte“, ergänzt der Niederlass­ungsleiter.

Mangel an Lagerplätz­en

Der Betrieb auf dem Gelände am Unteren Auenweg läuft derzeit auf Hochtouren. Etliche Lastwagen und Autos mit Müllsäcken im Kofferraum steuern den Wertstoffh­of an. „Wir haben heftige Einschränk­ungen“, sagt Mayer. Er meint damit, dass es an Lagerplätz­en mangelt, sich die Büros in Containern befinden oder eine Werkstatt fehlt. Diese Einschränk­ungen ließen sich nur mit dem vorhandene­n „super Team“wettmachen. Nur deshalb könnten die Leutkirche­r auf dem Gelände nach wie vor sämtliche Gegenständ­e entsorgen.

Den Tag des Großbrands am 17. Juni hat Mayer rückblicke­nd „im Schockzust­and“erlebt. „Das lief wie im Film ab“, kommentier­t er. Als der Leiter an diesem Samstagvor­mittag den Wertstoffh­of erreichte, standen die Gebäude bereits in Flammen und Kräfte der Feuerwehr waren mit Löscharbei­ten beschäftig­t. Der „Film“habe noch mehrere Wochen angedauert. Und auch fast fünf Monate später komme der Tag bei ihm „immer wieder hoch“.

Bemerkensw­ert: Bereits am Montag, 19. Juni – zwei Tage nach dem Brand – öffnete der Wertstoffh­of wieder seine Pforten. „Wir haben uns in der Familie besprochen und da war gleich klar, dass wir weitermach­en“, erzählt Mayer. Rührend sei in den darauf folgenden Tagen vor allem die Anteilnahm­e von sämtlichen Bürgern gewesen. So habe beispielsw­eise eine Gruppe des DRK-Kindergart­ens Piepmatz den Mitarbeite­rn Muffins gebracht.

Dass beim Großbrand nicht noch mehr passiert ist, sei der guten Arbeit der zahlreiche­n Helfer, vor allem der Feuerwehr, zu verdanken. Das betont Mayer im SZ-Gespräch mehrfach. Deren Leistung sei „phänomenal“gewesen. Froh ist der 38-Jährige auch darüber, dass niemand verletzt wurde.

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FOTO: SIMON NILL
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FOTOS: SIMON NILL Andreas Mayer zeigt auf die Stelle, an der vor fast fünf Monaten der Brand im Leutkirche­r Wertstoffh­of ausgebroch­en ist.
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Die Spuren, die der Brand hinterlass­en hat, sind noch sichtbar.
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Der Betrieb läuft: Müllsäcke stapeln sich im Wertstoffh­of.

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