Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Landwirte blicken auf erfolgreiche Ernte
Georg Hodrus, Richard Maidel und Norbert King reflektieren das bisherige Jahr 2017
ISNY - Georg Hodrus aus Baumgarten/Sommersbach, Richard Maidel vom Lexenhof in Rengers und Norbert King aus Ratzenhofen sind Landwirte mit Leib und Seele. In Müllers Vesperstüble in Menelzhofen resümieren sie das vergangene Erntejahr und machen im Gespräch deutlich, dass es viele Faktoren sind, die das Wirtschaftsjahr eines Hofes beeinflussen.
„Über das zurückliegende Erntejahr wird sich im Allgäu kein Bauer beklagen können, denn es war geradezu optimal“, sind sich die Drei schnell einig. Alles hätte gepasst, sowohl für den konventionellen Bauern als auch für den Biobauern. Durch den Wechsel von Regen, trockenen Perioden, Wärme, Sonne und Hitze, je nach Lage der Wiesen und der Bewirtschaftungsmethoden auf dem Hof, seien vier bis sogar sechs Grasschnitte möglich gewesen. Man hätte meist sogar zum richtigen Zeitpunkt beste Futterqualität mähen können.
Norbert King erklärte: „Ein gutes Futterjahr garantiert noch lange kein gutes Wirtschaftsjahr.“Die drei Vollblutbauern tragen zusammen, was alles davon abhängt: An erster Stelle der Milchpreis, aber auch das Tierwohl. Ebenso unumgängliche Instandsetzungen an Gebäuden und Maschinen. „Bei uns allen gehört eben alles zusammen: Haus und Hof, Familie, Gesundheit von Mensch und Tier, das Wetter, der Boden, Pflege unserer Kulturlandschaft, gesetzliche Vorgaben einhalten, Statistik, Verwaltung und das Kaufmännische. Wenn man etwas vernachlässigt, dann geht es schnell bergab“, ist sich King sicher.
Mangelnde Wertschätzung Immer wieder kommt im Gespräch auch die mangelnde Wertschätzung von der Gesellschaft und der Politik zum Vorschein. Hinzu kommt die ständig steigende Bürokratisierung, die im Bauernalltag zu leisten ist. „Wenn wir sonntags oder abends wetterbedingt gezwungen sind zu mähen, kommen Klagen statt Verständnis. Verbraucher fordern zwar streng kontrollierte Lebensmittel, jedoch zu einem Preis, der uns kaum leben lässt.“
Auch einige Details wurden angesprochen, damit noch deutlicher werde, dass jeder Landwirt nach eigener Erfahrung und seinem eigenen
Fingerspitzengefühl wirtschafte. Dazu zählt, wie viel Kraftfutter er zum Beispiel bei der Fütterung zugibt. Oder: King füttert derzeit den ersten Schnitt. Das Ergebnis in der Milchmenge, in Qualität mit Eiweiß, Proteinen und Fettgehalt sei gut. Hodrus mischt das Futter des ersten, zweiten und vierten Schnittes mit dem Ergebnis „guter Durchschnitt“.
Auch Maidel erklärt seine Methode: Im Sommer nur Grünfutter und Weidegang. Ab Oktober Silage und Heu. In der Phase des Übergangs sei dieses Jahr kein Leistungsabfall festzustellen gewesen. Dies sei nur mit einem sehr guten Erntejahr zu erklären. Maidel ist Mitglied in der Genossenschaft
der Grastrocknungsanlage Maierhöfen. Wetterunabhängig kann er zum idealen Zeitpunkt das Gras ernten, zur Trocknung bringen und das „Heu“mit bester Qualität in Form von Pellets abholen.
2017 sei man auch von Wetterextremen verschont geblieben, meinen die Landwirte. Zudem seien die Böden immer befahrbar gewesen, ob mit kiesigem Untergrund, ob lehmigsandig oder moorig.
Die Jahre 2009, 2013 und 2016 hätten den Bauern Milchpreiskrisen beschert. 2017 sei der Preis der Milch nun kontinuierlich gestiegen und liege bei rund 39 Cent, je nach Molkerei, für den Biobauern bei 50 Cent. Immer mehr beeinflusse der globale Markt alle Bereich der landwirtschaftlichen Erzeugnisse. Auch das Russlandembargo wirke sich im Absatz der großen Käsereien aus. „Früher hat die Milchkontigentierung die mögliche Anzahl der Tiere diktiert, heute ist es die Düngeverordnung“, fügt King bei. Diese mag seiner Einschätzung nach vielleicht passen für den deutschen Durchschnitt, nicht aber fürs Allgäu mit seiner relativ günstigen Lage durch Regenmengen, Klima und der fast geschlossenen Vegetationsdecke der Wiesen.
Von der drohenden Blauzungenkrankheit des Rindviehs, die in Frankreich und Italien um sich griff, sei man bislang verschont geblieben. Vorsorglich sei zu Impfungen geraten worden. Niemand wusste allerdings, gegen welchen Erregertyp genau geimpft werden sollte. Biber und Wildschweinschäden kamen ebenfalls zur Sprache. In einigen Regionen in Beuren und teilweise auch entlang der Argen und der Ach hätten Landwirte die Folgen durch Biberdämme zu tragen, vor allem bei Starkregen. „Die zwei Pole Landwirtschaft und dominanter Naturschutz harmonieren nicht und gehen leider oft zu Lasten von uns Landwirten“, klagen die Bauern.