Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Ein hoher Preis

Ski-Familie trauert um Abfahrer David Poisson

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NAKISKA (SID/dpa) - Auch Felix Neureuther war bestürzt. „Solche tragischen Nachrichte­n machen mich unendlich traurig. Ich wünsche der Familie ganz viel Kraft! Wir werden Dich immer in unserem Herzen behalten, mein Freund“, schrieb er bei Facebook. Wie dem jungen Vater Neureuther erging es auch den Kollegen: Der Tod des französisc­he Skirennläu­fers David Poisson, der am Montag bei einem Trainingss­turz auf der Abfahrtsst­recke im kanadische­n Nakiska ums Leben gekommen war, traf die Szene ins Mark.

David Poisson war beliebt, sie nannten das Kraftpaket den „Stein“. Nun erinnert der Tod des 35-Jährigen seine Kollegen daran, wie gefährlich der Sport, den sie mit aller Leidenscha­ft betreiben, auch für die härtesten Kerle ist. Zumal, im Gegensatz zu den Strecken bei Weltcup-Rennen, die zu Trainingsz­wecken genutzten Pisten oft unzureiche­nd gesichert sind. „Die gesamte Ski-Familie ist tief schockiert“, teilte der Deutsche Skiverband mit. Als „niederschm­etternd“empfand US-Star Lindsey Vonn die Nachricht. Die Schweizeri­n Lara Gut schrieb: „Dein Lächeln wird uns fehlen.“

Michel Vion, früher selbst SkiRennläu­fer und heute Präsident des französisc­hen Verbandes, bezeichnet­e den Tod von David Poisson als ein „Desaster“. Zugleich sagte er: „Die Abfahrt ist gefährlich und riskant, aber in den letzten Jahren haben wir erkennen müssen, dass sie gefährlich­er ist als die Formel 1. Wir zahlen einen hohen Preis.“David Poisson war, das bestätigte der Verband, nach seinem Sturz gegen einen Baum geprallt. Er hatte zuvor einen Ski verloren. Die Schweizer Zeitung „Blick“zitierte einen Augenzeuge­n, der berichtete, Poisson sei kurz vor dem Ziel der Olympia-Abfahrt von 1988 bei etwa 100 Stundenkil­ometer gestrauche­lt und durch Fangnetze hindurch „in den Wald hineingesc­hossen“– der französisc­he Verband bestätigte dies. „Als wir eintrafen, stellten wir fest, dass er an der Unfallstel­le gestorben war“, berichtete ein Sprecher der Rettungskr­äfte in Calgary laut Nachrichte­nagentur AP.

2013 mit WM-Bronze überrascht

David Poisson war kein Star. Er bestritt 146 Rennen im Weltcup und landete dabei nur einmal – im Dezember 2015 als Abfahrtsdr­itter in Santa Caterina – auf dem Podium. Aber: Bei der WM 2013 auf der Planai in Schladming nutzte er in der Abfahrt die Gunst der Stunde und fuhr überrasche­nd zu Bronze. In Nakiska, wo er jetzt tödlich verunglück­te, bereitete sich David Poisson auf die ersten Speedrenne­n der neuen Saison vor, sie sollen am 25. und 26. November im kanadische­n Lake Louise stattfinde­n.

David Poisson hinterläss­t seine Frau und einen eineinhalb Jahre alten Sohn. Erst 15 Tage vor dem so fatalen Unfall war sein Vater an Krebs gestorben.

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FOTO: AFP David Poisson †

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