Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Aufschrei hinter den Kulissen?
Aichstettener Plan einer Schulkooperation: Offiziell zeigen sich alle gesprächsbereit
AICHSTETTEN/LEUTKIRCH - Der Werkrealschule Eichenwaldschule in Aichstetten droht 2018 das Aus, wenn erneut keine fünfte Klasse gebildet werden kann. Sollte das passieren, strebt man eine Kooperation mit der Leutkircher Otl-Aicher-Realschule an.
Das wurde Ende September bekannt, als die „Schwäbische Zeitung“über eine Diskussion zur Zukunft der Schule berichtete, an der unter anderen auch der CDU-Landtagsabgeordnete Raimund Haser und Schulrat Kurt Caspari vom Staatlichen Schulamt Markdorf teilnahmen.
„Die Stadt Leutkirch weiß offiziell nichts von diesem Vorhaben (Kooperation). Wir sind aber gerne für Gespräche offen.“So beantwortet die Verwaltung nun kurz und knapp die Anfrage der SZ zum Thema. Realschulrektor Manfred Trieloff wollte sich nicht äußern, sondern verwies an das Schulamt.
Hinter den Kulissen scheint man in der Großen Kreisstadt auf das Aichstettener Ansinnen nicht so gelassen reagiert zu haben. Es habe in Leutkirch nach dem SZ-Artikel einen „Aufschrei“gegeben, berichtete zumindest Aichstettens Bürgermeister Dietmar Lohmiller (CDU) in dieser Woche dem Gemeinderat. „Ein Austausch von Lehrern zwischen Leutkirch und Aichstetten wird rundherum abgelehnt.“
„Rein rechtlich ist es denkbar, und das Schulamt ist für alle Kooperationen offen“, sagt indes der Leiter des Staatlichen Schulamts Markdorf, Klaus Moosmann, der von dem Plan „aus der Zeitung erfahren“haben will – und annimmt, dass dies auch den betroffenen Leutkirchern so ergangen ist. „Darüber ist man dort sicherlich 'not amused’.“
Moosmann betont auch, dass solch eine Kooperation „sehr kompliziert“sei. Schülereltern müssten überzeugt werden, warum ihre Kinder in Leutkirch angemeldet sind, aber nach Aichstetten pendeln müssen. Und auch die Lehrer müssten hin- und herfahren – und eine Kooperation, das stellt Moosmann klar, dürfe keinesfalls auf Kosten der „knappen Ressource“an Lehrkräften gehen.
Allen möglichen Widerständen zum Trotz werde Aichstetten eine Kooperation zwischen der Otl-Aicher-Realschule und der Eichenwaldschule formal beantragen, wenn auch 2018 keine fünfte Klasse gebildet werden kann, kündigte Bürgermeister Lohmiller im Gemeinderat an. „Und wo ein Wille ist, ist ein Weg, wenn man von allen Seiten offen und positiv rangeht.“
Keinesfalls werde Aichstetten von sich aus das sprichwörtliche Handtuch werfen, betonte der Bürgermeister weiter. Er habe den Eindruck, dass dies der Politik und den Behörden am liebsten wäre. „Aber das machen wir nicht mit. Da bin ich eisern“, sagte Lohmiller, der dabei den Gemeinderat geschlossen hinter sich weiß.
Doch vielleicht ist das Thema der Kooperation auch bald vom Tisch. Dann nämlich, wenn im kommenden April wieder genügend Jugendliche für eine fünfte Klasse in der Eichenwaldschule
Hartmut Forstner
angemeldet werden. Das wäre den Aichstettenern natürlich am allerliebsten.
Schule und Gemeinde wollen daher in den kommenden Monaten nachdrücklich werben. Lohmiller zeigte diese Woche im Rat schon mal die Vorteile der Aichstettener Einrichtung auf: Kleine Klassen, viele gute Abschlüsse, ein optimales räumliches Angebot, kurze Wege, ein breites, außerschulisches Angebot – damit könne die Eichenwaldschule punkten.
Dagegen steht laut Lohmiller „der anonyme Großbetrieb einer Realschule“. In dem, so ergänzte Gemeinderat Hartmut Forstner (Freie Wähler), der auch kommissarischer Schulleiter der Eichenwaldschule ist, die Kinder in der 5. und 6. Klasse „auf mittlerem Niveau unterrichtet werden. Schwächere Schüler werden sich schwer tun und bekommen in diesen großen Klassen dann nicht die nötige Unterstützung.“
Zu schaffen macht der Werkrealschule Aichstetten wie vielen anderen im Land, dass man nun auch in der Realschule den Hauptschulabschluss machen kann. Gleichzeitig ist die verbindliche Grundschulempfehlung weggefallen.
„Schwächere Schüler bekommen in diesen großen Klassen nicht die nötige Unterstützung.“