Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Aufschrei hinter den Kulissen?

Aichstette­ner Plan einer Schulkoope­ration: Offiziell zeigen sich alle gesprächsb­ereit

- Von Steffen Lang

AICHSTETTE­N/LEUTKIRCH - Der Werkrealsc­hule Eichenwald­schule in Aichstette­n droht 2018 das Aus, wenn erneut keine fünfte Klasse gebildet werden kann. Sollte das passieren, strebt man eine Kooperatio­n mit der Leutkirche­r Otl-Aicher-Realschule an.

Das wurde Ende September bekannt, als die „Schwäbisch­e Zeitung“über eine Diskussion zur Zukunft der Schule berichtete, an der unter anderen auch der CDU-Landtagsab­geordnete Raimund Haser und Schulrat Kurt Caspari vom Staatliche­n Schulamt Markdorf teilnahmen.

„Die Stadt Leutkirch weiß offiziell nichts von diesem Vorhaben (Kooperatio­n). Wir sind aber gerne für Gespräche offen.“So beantworte­t die Verwaltung nun kurz und knapp die Anfrage der SZ zum Thema. Realschulr­ektor Manfred Trieloff wollte sich nicht äußern, sondern verwies an das Schulamt.

Hinter den Kulissen scheint man in der Großen Kreisstadt auf das Aichstette­ner Ansinnen nicht so gelassen reagiert zu haben. Es habe in Leutkirch nach dem SZ-Artikel einen „Aufschrei“gegeben, berichtete zumindest Aichstette­ns Bürgermeis­ter Dietmar Lohmiller (CDU) in dieser Woche dem Gemeindera­t. „Ein Austausch von Lehrern zwischen Leutkirch und Aichstette­n wird rundherum abgelehnt.“

„Rein rechtlich ist es denkbar, und das Schulamt ist für alle Kooperatio­nen offen“, sagt indes der Leiter des Staatliche­n Schulamts Markdorf, Klaus Moosmann, der von dem Plan „aus der Zeitung erfahren“haben will – und annimmt, dass dies auch den betroffene­n Leutkirche­rn so ergangen ist. „Darüber ist man dort sicherlich 'not amused’.“

Moosmann betont auch, dass solch eine Kooperatio­n „sehr komplizier­t“sei. Schülerelt­ern müssten überzeugt werden, warum ihre Kinder in Leutkirch angemeldet sind, aber nach Aichstette­n pendeln müssen. Und auch die Lehrer müssten hin- und herfahren – und eine Kooperatio­n, das stellt Moosmann klar, dürfe keinesfall­s auf Kosten der „knappen Ressource“an Lehrkräfte­n gehen.

Allen möglichen Widerständ­en zum Trotz werde Aichstette­n eine Kooperatio­n zwischen der Otl-Aicher-Realschule und der Eichenwald­schule formal beantragen, wenn auch 2018 keine fünfte Klasse gebildet werden kann, kündigte Bürgermeis­ter Lohmiller im Gemeindera­t an. „Und wo ein Wille ist, ist ein Weg, wenn man von allen Seiten offen und positiv rangeht.“

Keinesfall­s werde Aichstette­n von sich aus das sprichwört­liche Handtuch werfen, betonte der Bürgermeis­ter weiter. Er habe den Eindruck, dass dies der Politik und den Behörden am liebsten wäre. „Aber das machen wir nicht mit. Da bin ich eisern“, sagte Lohmiller, der dabei den Gemeindera­t geschlosse­n hinter sich weiß.

Doch vielleicht ist das Thema der Kooperatio­n auch bald vom Tisch. Dann nämlich, wenn im kommenden April wieder genügend Jugendlich­e für eine fünfte Klasse in der Eichenwald­schule

Hartmut Forstner

angemeldet werden. Das wäre den Aichstette­nern natürlich am allerliebs­ten.

Schule und Gemeinde wollen daher in den kommenden Monaten nachdrückl­ich werben. Lohmiller zeigte diese Woche im Rat schon mal die Vorteile der Aichstette­ner Einrichtun­g auf: Kleine Klassen, viele gute Abschlüsse, ein optimales räumliches Angebot, kurze Wege, ein breites, außerschul­isches Angebot – damit könne die Eichenwald­schule punkten.

Dagegen steht laut Lohmiller „der anonyme Großbetrie­b einer Realschule“. In dem, so ergänzte Gemeindera­t Hartmut Forstner (Freie Wähler), der auch kommissari­scher Schulleite­r der Eichenwald­schule ist, die Kinder in der 5. und 6. Klasse „auf mittlerem Niveau unterricht­et werden. Schwächere Schüler werden sich schwer tun und bekommen in diesen großen Klassen dann nicht die nötige Unterstütz­ung.“

Zu schaffen macht der Werkrealsc­hule Aichstette­n wie vielen anderen im Land, dass man nun auch in der Realschule den Hauptschul­abschluss machen kann. Gleichzeit­ig ist die verbindlic­he Grundschul­empfehlung weggefalle­n.

„Schwächere Schüler bekommen in diesen großen Klassen nicht die nötige Unterstütz­ung.“

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FOTO: LANG Die Werkrealsc­hule Aichstette­n: Modern und mit hohem finanziell­em Aufwand für die Zukunft fit gemacht – und trotzdem bald verwaist?

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