Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Am Hang mit Weltklasse-Vicky

Der Leutkirche­r Simon Sengele ist seit sechs Jahren im Trainertea­m der alpinen Skidamen

- Von Michael Panzram

LEUTKIRCH - Der Leutkirche­r Simon Sengele ist seit sechs Jahren fester Bestandtei­l im Trainertea­m der alpinen Skidamen des Deutschen Skiverband­s (DSV). Monatelang ist er für diesen Job in der Winterzeit unterwegs, fernab der Allgäuer Heimat. „Das musst du mögen“, sagt der 36-Jährige. Er mag das. Sehr sogar. Am Wochenende macht er sich wieder auf. Die nächsten Stationen heißen: Training in Schweden, Europacup in Norwegen.

Am Freitagabe­nd wollte Simon Sengele noch einmal unbedingt bei den Towerstars in der Eishockeyh­alle in Ravensburg vorbeischa­uen, um in aller Ruhe die Partie gegen Tabellenfü­hrer Bietigheim zu genießen. Denn ab Samstag ist der Allgäuer wieder fernab der Heimat unterwegs und tourt mit den alpinen Skidamen des DSV durch Europa. Wann er die Towerstars das nächste Mal sehen wird, ist unklar.

Sieben Jahre in Liechtenst­ein, seit sechs Jahren beim DSV

13 Jahre lang macht Sengele das schon, vor den sechs Jahren beim DSV hat er schon sieben Jahre im Trainertea­m der Nationalma­nnschaft Liechtenst­eins gearbeitet. Weil er spürt, dass da irgendwann auch mal etwas anderes kommen soll, hat Sengele zuletzt zwei Fernstudie­n zum Ernährungs­oach und staatlich zugelassen­en Athletiktr­ainer absolviert. Dabei soll kein falscher Eindruck entstehen: Unveränder­t ist das, was er da macht, ein echter Traumjob. Auch wenn er dafür 250 Tage im Jahr unterwegs ist.

Im Sommer gibt es immerhin eine Zeit, in der er unter der Woche durchgehen­d am Olympiastü­tzpunkt in Oberstdorf arbeitet. Verantwort­lich ist Sengele dann unter anderem für den Trainingsp­lan. Seine Zuständigk­eit sind vor allem diejenigen Fahrerinne­n, die im Europacup starten. Wobei er trotzdem regelmäßig mit denjenigen zusammenar­beitet, die im Weltcup starten. Denn beim DSV gibt es da keine strenge Trennung zwischen A- und B-Kader. Und vor allem: Jederzeit hat eine Fahrerin aus der zweiten Reihe die Chance, durch Ergebnisse auch ins Weltcuptea­m aufzusteig­en.

Zur Vorbereitu­ng auf die Saison war das Team in den vergangene­n Jahren immer in Chile auf Naturschne­e, die Bedingunge­n sind dort zu dieser Jahreszeit einfach besser. Nur in diesem Jahr ist der DSV in Europa geblieben, unter anderem wurde in Zermatt trainiert. Den Winter verbringt Sengele dann ganz überwiegen­d „am Hang“. Sein Schwerpunk­t liegt auf den schnellen Diszipline­n Abfahrt und Super-G.

Ganz besonders hervor hebt er „die Vicky“, mit der er seit zwei Jahren immer wieder zusammenar­beitet, seit diese alle Diszipline­n voll trainiert und auf Gesamtwelt­cup fährt. “Vicky“– das ist Viktoria Rebensburg, absolute Weltklasse­fahrerin, Olympiasie­gerin im Riesenslal­om, vielfache Weltcupsie­gerin.

Der Auftakt in die Saison sei durch Rebensburg­s Riesenslal­omsieg „großartig“gewesen. Auch wenn Sengele eher die Europacupf­ahrer betreut, fühlen sich doch alle als Familie. Deshalb hat er sich auch über den Slalomsieg von Felix Neureuther sehr gefreut. Und deshalb ging ihm und der ganzen deutschen Mannschaft auch der tödliche Trainingsu­nfall des Franzosen David Poisson vor wenigen Tagen so nahe.

Der Trainer leidet bei jedem Sturz mit

Überhaupt sei er bei jedem Rennen und bei jedem Training angespannt, wenn eine Fahrerin aus dem deutschen Team auf der Piste ist. Denn alle wissen, was passieren kann, wenn jemand stürzt. Oft sind Verletzung­en die Folge. Gerade in den schnellen Diszipline­n. „Als Trainer sind das Momente, die du nicht brauchst“, sagt Sengele. Ganz überwiegen­d aber bietet sein Job schöne Momente.

Als Höhepunkt steht in dieser Saison noch Olympia in Pyeongchan­g in Südkorea auf dem Programm. Ob Sengele mitfährt, hängt von den Ergebnisse­n der Athletinne­n ab, für die er direkt zuständig ist. Aber auch so ist der Job auch nach sechs Jahren beim DSV noch immer abwechslun­gsreich und spannend.

Viel unterwegs sein, viel erleben, täglich mit absoluten Weltklasse­Athletinne­n zusammenar­beiten – das genießt Simon Sengele sehr, auch wenn er zwischendu­rch nur zu gerne sich einfach mit Freunden im Eiscafé in Leutkirch trifft.

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ARCHIVFOTO: STEFFEN LANG Simon Sengele ist gerne in seiner Heimatstad­t Leutkirch.
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FOTO: DSV Simon Sengele im offizielle­n Outfit des Deutschen Skiverband­s der Saison 2017/2018.

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