Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Sandra Marttunen begeistert als Solistin

Fulminante­r Auftritt als Solistin beim Violinkonz­ert e-moll von Mendelssoh­n-Bartholdy

- Von Bernd Guido Weber

Herbstkonz­ert des Städteorch­esters in der Leutkirche­r Festhalle.

LEUTKIRCH - Das Städteorch­ester Württember­gisches Allgäu ist ein bemerkensw­ertes Beispiel musischen Bürgersinn­s. Hier spielen ambitionie­rte Laien, ausgebilde­te Musikerinn­en und Musiker und Preisträge­r von „Jugend musziert“zusammen. Aus Leutkirch, Isny, Wangen, von 16 bis 82 Jahren. Für die Reihe der drei Herbstkonz­erte, Auftakt war am Freitag in der Festhalle Leutkirch, hatte Dirigent Marcus Hartmann ein anspruchsv­olles Programm einstudier­t. Umjubeltes Highlight: Sandra Marttunen, geboren 1976, zu Hause in Kißlegg. Sie spielt bei den den Bamberger Symphonike­rn eine erste Geige und arbeitet auch für das Münchner Rundfunkor­chester.

Marcus Hartmann eröffnete mit einer Ouvertüre, jener des „Freischütz’“von Carl Maria von Weber. Darin sind die Motive des dramatisch­en Wettbewerb­s um die Hand einer holden Maid trefflich vorgestell­t. Die Hörner blasen fröhlich, die Klarinette­n schildern unheilvoll die Wolfschluc­ht, in der Samiel, der Teufel, einen neuerliche­n Deal um eine Seele machen will. Ein starker Auftakt – die Geigen schmelzend süß, das Blech schmettert. Alles sauber akzentuier­t und mit bestem Timing.

Sandra Martunnen wird mit viel Beifall empfangen. Sie ist ja auch in Leutkirch nicht ganz unbekannt, hat schon mit „Cantabile“und anderen musiziert. In ihrem langen, blauen Kleid macht sie eine „bella figura“.

„Bravo“-Rufe und Fußtrampel­n

Und beginnt schwungvol­l mit dem Thema des Violinkonz­erts e-moll, von den Streichern begleitet. Sie variiert die Melodie, treibt sie in fast unmögliche, obertonrei­che Höhen. Halsbreche­risch sind die Kadenzen, glockenkla­r das Andante. Das Orchester agiert einfühlsam, zurückhalt­end, gibt Sandra Marttunen Raum. Eine reife Leistung, von Solistin, vom Orchester, vom Dirigenten. Das Publikum in der recht gut besuchten Festhalle applaudier­t langanhalt­end, ruft „Bravo“, trampelt mit den Füßen.

Nach einem solchen Höhepunkt hat es das Orchester mit der „Frühlingss­infonie“von Robert Schumann natürlich nicht einfach. Entstanden ist diese Sinfonie Nr. 1 B-Dur in Schumanns glücklichs­tem und kreativste­n Jahr, 1841. Frisch verheirate­t, Frühlingsd­rang, die elenden späten Jahre noch weit weg.

Hier merkt man stellenwei­se, dass doch kein Klangkörpe­r auf der Bühne sitzt, der kontinuier­lich zusammenar­beiten kann. Aber: Die Musikerinn­en und Musiker vermitteln ein fröhliches, kompaktes Klangbild.

Dirigent mit viel Einsatz

Die Streicheri­nnen und Streicher agieren bei den liedhaften Melodien samtig, das Blech sauber, stellenwei­se vielleicht etwas dominant. Zupackend das Scherzo, tänzerisch, fast bukolisch. Und ein Dirigent mit viel Einsatz. Auch hier langer Beifall, etwas weniger tobend als beim Auftritt Marttunnen­s. Dirigent Marcus Hartmann bekommt einen schönen Blumenstra­uß, er wiederum bedankt sich bei der ersten Geigerin Claudia Kessler und bei Wolfgang Ferber, dem Stimmführe­r der zweiten Violinen. Am Samstag stand dann das selbe Konzert in Isny an, am Sonntag in Wangen.

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FOTO: BERND GUIDO WEBER
 ?? FOTO: BERND GUIDO WEBER ?? Hoch virtuos: Sandra Marttunen in der Leutkirche­r Festhalle mit dem Städteorch­ester Württember­gisches Allgäu.
FOTO: BERND GUIDO WEBER Hoch virtuos: Sandra Marttunen in der Leutkirche­r Festhalle mit dem Städteorch­ester Württember­gisches Allgäu.

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