Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

SPD bleibt bei ihrem Nein

Schulz und Nahles gegen Große Koalition

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BERLIN (AFP) - Die SPD bleibt auch nach dem Scheitern der Jamaika-Gespräche bei ihrem Nein zur Neuauflage einer Großen Koalition. „Wir halten Neuwahlen für den richtigen Weg“und die SPD scheue diese nicht, sagte Parteichef Martin Schulz am Montag nach einer Vorstandss­itzung in Berlin. Auch die Fraktionsv­orsitzende Andrea Nahles sprach sich für Neuwahlen aus. Es gebe dafür keinen Zeitdruck, sagte Nahles. Die derzeitige, geschäftsf­ührende Regierung von Union und SPD sei weiterhin arbeitsfäh­ig. Einer Neuauflage der Großen Koalition erteilte sie eine Absage. Zugleich griff Nahles Merkel scharf an, die mit ihrem „Stil, keine Richtung vorzugeben“, die Jamaika-Gespräche „vor die Wand gefahren“habe. „Frau Merkel ist gescheiter­t“, sagte die SPDFraktio­nschefin.

Die SPD stehe angesichts ihres Ergebnisse­s bei der Bundestags­wahl „für den Eintritt in eine große Koalition nicht zur Verfügung“, sagte Schulz. Dies war nach SPD-Angaben auch die einmütige Haltung im Parteivors­tand. Schulz wies darauf hin, dass Union und SPD gemeinsam bei der Bundestags­wahl rund 14 Prozentpun­kte verloren hätten. Damit sei die große Koalition abgewählt worden. Auch eine Minderheit­sregierung halte er für „nicht praktikabe­l“. Die SPD-Gremien hatten zuvor einstimmig beschlosse­n, nach dem JamaikaSch­eitern nicht erneut in eine Große Koalition einzutrete­n.

Für die Zeit nach Neuwahlen wollte sich Schulz nicht auf Regierungs­konstellat­ionen festlegen. „Alle Parteien sind gut beraten, Koalitions­optionen nicht auszuschli­eßen“, sagte er nur. Auch strebe die SPD dann natürlich eine Regierung an, „die sozialdemo­kratisch geprägt sein sollte“. Dazu werde die SPD die „richtigen programmat­ischen Angebote“aus dem zurücklieg­enden Wahlkampf zuspitzen und weiterentw­ickeln. Schulz hat betont, dass er im Fall von Neuwahlen als Parteivors­itzender das Vorschlags­recht für den kommenden Kanzlerkan­didaten habe. Davon werde er zu gegebener Zeit Gebrauch machen, sagte Schulz. Er ließ aber offen, ob er selbst erneut als Spitzenkan­didat antreten würde. Beim Parteitag Anfang Dezember werde er auf jeden Fall für den Parteivors­itz kandidiere­n, sagte er.

Scharfe Kritik übte Schulz an den Jamaika-Parteien. Diese hätten einen klaren Regierungs­auftrag bekommen, „sich aber als unfähig erwiesen, eine Regierung zu bilden“. Daher müsse das Mandat an die Wähler zurückgehe­n. Die Sozialdemo­kraten hatten nur 20,5 Prozent erzielt.

Gleichwohl äußerten sich einige SPD-Politiker vorsichtig. „Alle Parteien müssen sich nun neu sortieren und überlegen, wie es weitergeht“, warnte der Sprecher des rechten SPD-Parteiflüg­els, Johannes Kahrs, im „Handelsbla­tt“.

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FOTO: DPA Martin Schulz ( SPD)

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