Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Jugendliche wünschen sich Stadtpark
Angebote für Leutkircher auf dem Prüfstand – Jugendrat trifft sich nicht mehr.
LEUTKIRCH - Gibt’s in Leutkirch ausreichend Angebote für Jugendliche? Welche Veränderungen wünschen sich junge Erwachsene? Und was sagen sie zum Thema Innenstadtentwicklung? Unter anderem diese Fragen hat die „Schwäbische Zeitung“an drei engagierte Aktivenrat-Mitglieder des Leutkircher Jugendhauses gestellt. In nahezu allen Punkten sind sich Lydia Stoltz (18 Jahre), Tim Marth (20) und Emanuel Ricioppo (16) schnell einig.
Jugendhaus und Skatepark – vor allem diese Treffpunkte kommen den Jugendlichen in den Sinn, wenn sie nach Angeboten in Leutkirch gefragt werden. Während das Gebäude an der Poststraße seit Langem ein Dauerläufer ist, sei das Areal für Skater vor allem seit der Sanierung im Sommer ein attraktiver und viel besuchter Ort. Dennoch sehen die Jugendlichen auf dem Gelände an der Bischof-Sproll-Straße Handlungsbedarf – konkret am integrierten Basketballplatz und angrenzenden Bolzplatz. Während der Basketballplatz deutlich zu klein sei, befinde sich der Bolzplatz in schlechtem Zustand, kritisiert Tim Marth. Dort halten die drei Jugendlichen eine Veränderung für notwendig.
Stadtpark oder Parkhaus?
Dringender ist bei den Heranwachsenden der Wunsch nach einem zentralen Stadtpark, der als gemütlicher Aufenthaltsort fungieren könnte. Vor allem dann, wenn das Jugendhaus seine Pforten geschlossen hat, dienten momentan innenstadtnahe Bushaltestellen als zentrale Treffpunkte. Der Skateplatz falle häufig weg, da er „eher außerhalb“liegt. „Es wäre einfach viel schöner, wenn wir einen Stadtpark neben dem Jugendhaus hätten“, meint Lydia Stoltz.
Neu ist diese Idee nicht. Bereits vor rund zwei Jahren wollten Mitglieder des Jugendrates den Gemeinderat von einem Stadtpark auf dem bisherigen Parkplatz des Jugendhauses überzeugen – mit Zugang zur Eschach und viel Aufenthaltsqualität. Von Erfolg gekrönt war dieser Vorstoß allerdings nicht. Vielmehr schließen die Stadträte den Bau eines Parkhauses an dieser Stelle nicht aus. Dieser Vorschlag ist den drei Jugendlichen des Aktivenrats ein Dorn im Auge: „Wenn das Parkhaus kommen soll, werde ich mich dagegen stark machen“, kündigt Lydia Stoltz an.
Zufrieden sind die Jugendlichen derweil mit dem Angebot an Gastronomien in Leutkirch. Es gebe einige Kneipen und Gaststätten, in denen sich auch junge Menschen gut treffen können, sind sie sich einig. Genannt werden der Blaue Affe, das Café Drops oder das Café Bock. Ausbaufähig hingegen ist nach Ansicht der Leutkircher das Angebot an passenden Konzertabenden oder Diskotheken in der Umgebung. Beliebt bei den Feierlustigen seien in Leutkirch derzeit vor allem Partys im Blauen Affen oder einmal pro Monat im Hotel Eden. Events wie das Highmatland-Festival würden gut ankommen, allerdings zu selten stattfinden.
Deshalb wünschen sich Lydia Stoltz, Tim Marth und Emanuel Ricioppo ein zusätzliches Angebot an Konzertabenden mit Bands, die den Geschmack des jungen Publikums treffen, oder gar die Neuansiedlung einer Diskothek. Vor allem vor dem Hintergrund, dass der Betreiber des Nachtcafés Alcazar in Ellerazhofen zum Jahresende aufhört. „Das ist schon hart. Da gehen am Wochenende viele aus Leutkirch hin“, meinen die Aktivenrat-Mitglieder.
Auch zur Frage, ob Teile der Innenstadt wie die Marktstraße-Süd autofrei gestaltet werden sollen, äußern die drei Leutkircher ihren Standpunkt: „Das spielt für uns Jugendliche eigentlich keine Rolle.“Ob mit oder ohne Fahrzeuge: Das Areal um die Marktstraße sei als Aufenthaltsort ohnehin ungeeignet. Dort sei es eben eher ungemütlich, meinen sie. Anschließend erzählen die Jugendlichen wieder davon, wie nützlich ein Stadtpark sein könne.
Keine Treffen des Jugendrats
Doch wer vertritt die Interessen der jungen Bevölkerung? Dafür ist vor einiger Zeit der Leutkircher Jugendrat ins Leben gerufen worden. Allerdings besteht dieser derzeit nur auf dem Papier, wie Dietmar Müller auf Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“bestätigt. „Viele Mitglieder sind für ein Studium oder für eine Ausbildung weggezogen“, meint der Jugendhaus-Leiter. Weil das Gremium nun zu klein ist, hätten bereits seit mehreren Monaten keine Treffen mehr stattgefunden.
„Aber es wird weitergehen“, ergänzt Müller. In den kommenden Wochen soll intensiv nach neuen Engagierten gesucht werden. Einige Interessenten gebe es bereits. Grundsätzlich fehle es bei den Leutkircher Jugendlichen nicht an Bereitschaft, sich einzusetzen. Das hat unter anderem das Projekt „Dirtpark Diepoldshofen“gezeigt, für das sich die Mitglieder des Jugendrates in großem Umfang engagiert haben.