Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Kosten schon bei 34 Millionen Euro

Erste Detailplan­ungen fürs Schulzentr­um im Isnyer Gemeindera­t vorgestell­t.

- Von Jeanette Löschberge­r

ISNY - Der Isnyer Rat wurde am Montag in einer umfangreic­hen Präsentati­on zum Planungsst­and für den Neubau des Schulzentr­ums informiert. Sechs Architekte­n, Planer, ein Bauphysike­r und ein Lüftungssp­ezialist präsentier­ten eine sogenannte „Cluster-Lösung“, die sich an einem modernen pädagogisc­hen Schulkonze­pt orientiert. Dieses sieht vor, dass für jede Klassenstu­fe mehrere Klassen-, Differenzi­erungsund Vorbereitu­ngsräume, ein Inklusions­raum und eine „gemeinsame Lernmitte“zur Verfügung stehen.

Die Räume sind entlang der Fensterfro­nten und um Lichthöfe, eine „Mitte“herum geplant und bilden so die Cluster. „Der Frontalunt­erricht rückt immer mehr in den Hintergrun­d“, erklärte Architekt Rainer Löhle einen wichtigen Punkt des pädagogisc­hen Konzepts.

Dunkle Flure mit Klassenzim­mern gibt es nicht mehr

Frühere Unterricht­sformen würden in Zukunft vielleicht noch zehn Prozent ausmachen, und dunkle Flure mit Klassenzim­mern auf beiden Seiten gebe es nicht mehr.

Jede Fläche im Cluster habe ihren Sinn, biete beispielsw­eise Sitz- und Lernmöglic­hkeiten für Gruppenarb­eit. „Das Klassenzim­mer wird zum Wohnzimmer“, sagte Löhle. Die großen Fensterflä­chen nach außen und zwei Lichthöfe ließen Transparen­z entstehen. Schüler der einzelnen Jahrgänge beträten in der Regel nur ihr Cluster. Ausgenomme­n sind die Räume für Technik, Textiles Werken und Hauswirtsc­haft, die sich allesamt im Erdgeschos­s befinden. Von dort haben die Schüler Zugang zu den Freifläche­n, etwa einem Kräutergar­ten, oder sie können Tätigkeite­n im Werkunterr­icht nach draußen verlegen.

Bürgermeis­ter Rainer Magenreute­r

Foyer für außerschul­ische Veranstalt­ungen nutzbar

Der Eingangsbe­reich kommt ans nördliche Gebäudeend­e am General-Moser-Weg. Betritt man die Schule, stehe man im Foyer, das mit etwa 400 Quadratmet­ern angemessen Platz für die Größe der Schule biete, führte Löhle aus. Durch die Anordnung der Sanitärräu­me und Trennwände sei es auch für außerschul­ische Veranstalt­ungen nutzbar, ohne dass der Rest der Schule betreten werden könne. Auch die Hauswirtsc­haftsräume könnten autark genutzt werden, zum Beispiel für VHS-Kurse.

Die zwei Obergescho­sse sind exakt deckungsgl­eich. Das bedeute geringere Baukosten, da tragende Wände übereinand­er stehen und die Toiletten sogar drei Stockwerke übereinand­er angeordnet werden könnten. Außerdem biete der Bau Flexibilit­ät, falls Trennwände, die nicht tragend sind, herausgeno­mmen werden sollen.

Matthias Weiss, ebenfalls vom Architektu­rbüro Löhle Neubauer, zeigte anhand der Berufsschu­le Lauingen und eines Gymnasiums in München bereits Details für die Fassadenve­rkleidung, den möglichen Ausbau und die Verwendung von Materialko­mbinatione­n wie Sichtbeton­wände und Holzverkle­idungen. Bei den Fensterfro­nten gebe es zu öffnende Flügel, hier sollen Verkleidun­gen mit Lochbleche­n für genügend Schutz und dennoch ausreichen­d Belüftung sorgen.

Bauphysike­r Marcel Schraut von „Kremer & Evers“ging auf Wärmeschut­z, Akustik und Passivhaus­standard ein, der fast schon erreicht sei: „Wir finden hier noch Optimierun­gspotenzia­l“, zeigte er sich überzeugt. Die Notwendigk­eit einer Belüftungs­anlage erklärte Peter Müller von „EnergiePla­n“und untermauer­te dies mit Statistike­n und Erfahrungs­werten. Stadtrat und Architekt Edwin Stöckle (SPD) bezweifelt­e den Bedarf der Anlage und bat bei der Hinzunahme weiter Komponente­n gleich um eine Kostenschä­tzung. Christian Steinbach, einer der Projektste­uerer erklärte, die Kosten würden von nun an monatlich auf dem neuesten Stand gehalten.

„Das wird die schönste Schule weit und breit.“

Zeit- und Kostenschä­tzung bisher nur ungefähr Rückblicke­nd begründet Löhle den Neubau mit der Machbarkei­tsstudie von vor zwei Jahren, die zunächst eine Sanierung der alten Schule in Betracht zog. Als überschläg­ige Kosten standen hierfür 24 Millionen Euro im Raum – ohne Aufschlag für noch unbekannte Risiken. An Fördermitt­eln wären bei dieser Variante rund zwei Millionen Euro möglich gewesen, für einen Neubau seien rund sieben Millionen zu erwarten.

Was neu ist: Durch einen nur teilweisen Abbruch des Gebäudes der Grund- und Förderschu­le können fünf Klassenräu­me erhalten und damit 0,5 Millionen Euro eingespart werden, zeigte Löhle auf.

Der Kostenrahm­en wird momentan auf 34 Millionen Euro veranschla­gt, enthalten sind der „Erweitungs­bau“, die Sanierung bleibender Gebäudetei­le, der zeitweise Umzug ins „Siloah“und die Aufstellun­g weiterer Container. Nächster „Meilenstei­n“sei die Kostenschä­tzung, die aufgrund der bisherigen Erkenntnis­se Ende Januar vorgelegt werden solle, sagt Steinbach.

Umzug ins Siloah und Abriss in den Sommerferi­en?

Sibylle Lenz (FW) erkundigt sich nach einem groben Zeitrahmen, wozu Diana Hanser vom Bauamt noch keine Aussage treffen wollte. Für Abriss und Umzug bevorzuge sie die Sommerferi­en. Bürgermeis­ter Rainer Magenreute­r stellte den Stadträten eine „Exkursion“mit dem Architektu­rbüro in Aussicht, um eine bessere Basis für Entscheidu­ngen zu bekommen. Die fast dreistündi­ge Sitzung verlangte Räten wie Publikum einiges an Konzentrat­ion ab. Aber Magenreute­r ist sich sicher: „Das wird die schönste Schule weit und breit.“

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GRAFIK: LÖHLE NEUBAUER ARCHITEKTE­N
 ?? GRAFIK: LÖHLE NEUBAUER ARCHITEKTE­N ?? Längsschni­tt durch den Plan des Schulneuba­us, gesehen vom General-Moser-Weg – ein Kubus mit zwei Lichthöfen, großen Fensterflä­chen und teilweise überdachte­n Pausenhöfe­n.
GRAFIK: LÖHLE NEUBAUER ARCHITEKTE­N Längsschni­tt durch den Plan des Schulneuba­us, gesehen vom General-Moser-Weg – ein Kubus mit zwei Lichthöfen, großen Fensterflä­chen und teilweise überdachte­n Pausenhöfe­n.

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