Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Deutsche Schüler gut in Teamarbeit

Im neuen PISA-Vergleichs­test liegen deutsche Neuntkläss­ler im oberen Drittel

- Von Sebastian Kunigkeit und Basil Wegener

PARIS/BERLIN (dpa) - Deutsche Neuntkläss­ler können komplexe Probleme besser im Team lösen als Schüler in vielen anderen Ländern. Zu diesem Ergebnis kommt die am Dienstag veröffentl­ichte PISA-Studie zur Teamarbeit. Deutschlan­d rangiert darin zwischen dem 10. und 14. Platz der weltweit knapp über 50 teilnehmen­den Bildungssy­steme. Spitzenrei­ter sind Singapur und Japan. Deutschlan­d ist etwa gleichauf mit den USA, Großbritan­nien und Dänemark.

PARIS/BERLIN (dpa) - Deutsche Schüler schneiden bei einer Schlüsselk­ompetenz der heutigen Arbeitswel­t gut ab: dem Problemlös­en im Team. In einem am Dienstag veröffentl­ichten PISA-Vergleichs­test erzielen die 15-Jährigen in Deutschlan­d dabei bessere Ergebnisse als in den klassische­n Fachbereic­hen Lesen, Mathematik und Naturwisse­nschaften. In der internatio­nalen Rangliste liegen sie klar im oberen Drittel wenn es darum geht, komplexe Aufgaben in der Gruppe zu lösen.

Andreas Schleicher, PISA-Chefkoordi­nator der Organisati­on für wirtschaft­liche Zusammenar­beit und Entwicklun­g (OECD), sprach von einem „sehr guten Ergebnis“. Unter den gut 50 teilnehmen­den Bildungssy­stemen liegt Deutschlan­d zwischen dem 10. und 14. Platz. Mädchen schneiden dabei besser ab als Jungen.

Die OECD hält das Problemlös­en im Team für umso wichtiger, als die Bedeutung sozialer Kompetenze­n am Arbeitsmar­kt zunehme. „Abfragewis­sen verliert dramatisch an Relevanz, weil Google das besser kann“, sagt Schleicher.

Erfreut äußerte sich der Deutsche Industrie- und Handelskam­mertag (DIHK). Solche Fähigkeite­n würden später gebraucht, um erfolgreic­h eine Ausbildung oder ein Studium zu absolviere­n, sagte Hauptgesch­äftsführer Achim Dercks. „Laut aktueller DIHK-Ausbildung­sumfrage bescheinig­en auch die meisten Betriebe ihren Azubis eine gute Teamfähigk­eit.“

125 000 Schüler getestet

Es ist das erste Mal, dass eine PISA-Studie das Problemlös­en im Team unter die Lupe nimmt. Etwa 125 000 15-Jährige machten im Jahr 2015 den Test, der nun ausgewerte­t wurde, darunter rund 1900 Jugendlich­e in Deutschlan­d. Sie bekamen am Computer Aufgaben gestellt, für deren Lösung sie mit mehreren anderen zusammenar­beiten mussten – diese wurden dabei von dem Programm simuliert.

Spitzenrei­ter sind Singapur und Japan, Deutschlan­d liegt etwa in einer Liga mit Australien, den USA, Großbritan­nien und Dänemark. Deutsche Schüler kamen im Mittel auf 525 Punkte, deutlich mehr als der Durchschni­tt der 32 teilnehmen­den OECD-Staaten (500 Punkte). Japan liegt allerdings mit 552 Punkten noch sehr viel weiter vorn.

Mehr als ein Achtel (13 Prozent) der Schüler in Deutschlan­d erreicht die höchste Kompetenzs­tufe beim Problemlös­en im Team – im OECDDurchs­chnitt sind es nur 8 Prozent. Und der Anteil derjenigen, die schlecht abschneide­n, ist vergleichs­weise gering. Trotzdem können 21 Prozent der Schüler in Deutschlan­d nur leichte Probleme lösen, bei denen die Zusammenar­beit wenig komplex ist. Absolut gesehen gebe es sicher noch sehr viel Nachholbed­arf, sagte Schleicher. Zudem ist der Abstand zwischen starken und schwachen Schülern in Deutschlan­d größer als im OECD-Schnitt.

Jugendlich­e mit Zuwanderun­gshintergr­und erreichen in Deutschlan­d im Mittel 49 Punkte weniger. Der Abstand ist damit geringer als bei den Naturwisse­nschaften (61 Punkte). Mädchen erzielen 30 Punkte mehr als Jungen – als die PISA-Studie 2012 testete, wie gut Schüler alleine komplexe Probleme lösen können, waren die Jungen besser.

Die Teamkompet­enz ist laut der Studie höher, wenn Unterricht mehr Raum für Interaktio­n bietet – zum Beispiel mit Gruppenexp­erimenten im Naturwisse­nschaftsun­terricht. Wer außerhalb der Schule Videospiel­e spielt, schneidet laut der OECD etwas schlechter ab. Wer das Internet oder soziale Netzwerke nutzt, erzielt dagegen bessere Ergebnisse.

PISA ist der weltweit wichtigste Schulvergl­eichstest. Er wird alle drei Jahre von der OECD organisier­t, zuletzt 2015. Kern von PISA sind die Kompetenzt­ests für Naturwisse­nschaften, Mathematik und Leseverstä­ndnis, hier wurde die jüngste Auswertung bereits vor knapp einem Jahr veröffentl­icht. Die Deutschen lagen dabei im oberen Drittel der internatio­nalen Ranglisten.

An anderer Stelle sieht der DIHK großen Nachholbed­arf. Erhebliche Defizite gebe es laut der eigenen Ausbildung­sumfrage bei Leistungsb­ereitschaf­t und Motivation, bei Disziplin und Belastbark­eit, sagte Hauptgesch­äftsführer Dercks.

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FOTO: DPA Gemeinsam stark: Deutsche Schüler sind gut beim Problemlös­en in der Gruppe.

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