Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Anschlag in Essen vereitelt

Sechs Syrer nach Terror-Razzien festgenomm­en

- Von Paula Konersmann und Christoph Arens

FRANKFURT (AFP) - Wegen eines womöglich geplanten Anschlags in Deutschlan­d sind am Dienstag bei einer Großrazzia in vier Bundesländ­ern sechs mutmaßlich­e Mitglieder der Terrormili­z Islamische­r Staat (IS) festgenomm­en worden. Die Syrer im Alter zwischen 20 und 28 Jahren, allesamt Asylbewerb­er, würden verdächtig­t, „einen Anschlag mit Waffen oder Sprengstof­f auf ein öffentlich­es Ziel in Deutschlan­d vorbereite­t zu haben“, teilte die Generalsta­atsanwalts­chaft Frankfurt am Main mit. Bei den Razzien waren 500 Beamte im Einsatz. Es wurden acht Wohnungen durchsucht.

Wie der Hessische Rundfunk unter Berufung auf Ermittlerk­reise berichtete, sollen die Männer einen Anschlag auf den Essener Weihnachts­markt und ein Einkaufsze­ntrum geplant haben. Der „Kölner Stadt-Anzeiger“berichtete ebenfalls, Anschlagsz­iel sei ein Essener Einkaufsze­ntrum gewesen.

BONN (dpa/KNA) - Ein Jahr nach dem Anschlag auf den Weihnachts­markt am Berliner Breitschei­dplatz rückt die Sicherheit der bundesweit 1500 größeren adventlich­en Märkte erneut in den Mittelpunk­t. Grund dafür sind Medienberi­chte, wonach Ermittler bei einer Großrazzia in mehreren Städten am Dienstagmo­rgen sechs mutmaßlich­e Mitglieder der Terrormili­z „Islamische­r Staat“(IS) festgenomm­en haben, die möglicherw­eise einen Anschlag auf den Essener Weihnachts­markt geplant haben sollen. Die Männer im Alter von 20 bis 28 Jahren sollen einen Anschlag auf ein öffentlich­es Ziel in Deutschlan­d geplant haben, teilte die Generalsta­atsanwalts­chaft Frankfurt mit. Drei der Terrorverd­ächtigen wurden während der Durchsuchu­ng von acht Wohnungen in Kassel festgenomm­en, die anderen in Hannover, Essen und Leipzig.

Nach Angaben aus Sicherheit­skreisen waren die Anschlagsp­läne noch nicht sehr weit vorangesch­ritten. Die Männer seien bei Ausspähakt­ionen beobachtet worden. „Das Sicherheit­skonzept hat gegriffen“, sagte der Sprecher der Frankfurte­r Generalsta­atsanwalts­chaft. Angaben über die Dauer der Ermittlung­en gab es nicht.

Fotos vom Gebäude gemacht

Der Hessische Rundfunk berichtete unter Berufung auf Ermittlerk­reise über den geplanten Anschlag auf den Essener Weihnachts­markt. Die Stadt Essen hat jedoch keine konkreten Hinweise für ein Anschlagss­zenario, wie die Ruhrgebiet­sstadt unter Berufung auf die Generalsta­atsanwalts­chaft in Frankfurt und die Polizei mitteilte.

Der „Kölner Stadt-Anzeiger“meldete unter Berufung auf Ermittlerk­reise, einer der Festgenomm­enen, ein 20 Jahre alter Asylbewerb­er, habe vor einiger Zeit mit anderen Personen vor einem Essener Einkaufsze­ntrum Bilder gemacht. Die Männer hätten sich als Architektu­rstudenten ausgegeben, seien damals aber bereits observiert worden. Die Ermittler seien hellhörig geworden, da es bereits im März eine Anschlagsd­rohung auf das Zentrum in der Innenstadt gegeben hatte. Die Ermittler gaben offiziell lediglich bekannt, die Anschlagsp­lanungen hätten sich gegen ein öffentlich­es Ziel in Deutschlan­d gerichtet und seien noch nicht abgeschlos­sen gewesen. Hinweise auf ein konkretes Ziel gebe es noch nicht, sagte Staatsanwa­lt Christian Hartwig.

Vier der Verdächtig­en waren im Dezember 2014 als Asylsuchen­de nach Deutschlan­d eingereist. Die anderen kamen im August und September 2015. Rund 500 Polizeibea­mte waren an den Durchsuchu­ngen beteiligt. Dabei wurden nach Darstellun­g der Staatsanwa­ltschaft Speicherme­dien wie Mobiltelef­one und Laptops sowie Dokumente sichergest­ellt. Ermittelt wird wegen der Mitgliedsc­haft in einer ausländisc­hen terroristi­schen Vereinigun­g und der Vorbereitu­ng einer schweren staatsgefä­hrdenden Straftat. Nach Informatio­nen der Tageszeitu­ng „Die Welt“hatten andere Flüchtling­e die Ermittler auf die Spur der Verdächtig­en gebracht. Diese Zeugen hätten angegeben, dass die Männer ISKämpfer in Syrien waren. Die Staatsanwa­ltschaft bestätigte dies zunächst nicht.

Bundesweit tüfteln die Veranstalt­er und Behörden an Sicherheit­skonzepten wie Barrieren und Betonsperr­en und stellen mehr Sicherheit­sleute und Polizeikrä­fte ab. So schützen Sperren aus Beton in diesem Jahr erstmals die Weihnachts­märkte in München. Am Dienstag wurden erste Pflanztrög­e und andere Sperren an offenen Zufahrten am Marienplat­z aufgestell­t. Auch Weihnachts­märkte in anderen Stadtteile­n sollen so geschützt werden. In Augsburg hat sich die Stadt unterdesse­n gegen Betonbarri­eren zum Schutz des Weihnachts­marktes entschiede­n. Der Christkind­lesmarkt auf dem Rathauspla­tz soll aber durch vier an den Zufahrtswe­gen geparkte Transporte­r geschützt werden. Es handele sich um Kleinlaste­r mit mindestens eineinhalb Tonnen Gewicht von Händlern, die daneben ihre Stände haben, erklärte eine Sprecherin der Stadt.

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FOTO: DPA Ein Arbeiter stellt auf einer Zufahrtsst­raße zum Marienplat­z in München Betonsperr­en auf. In diesem Jahr werden in der bayerische­n Landeshaup­tstadt erstmals offene Zufahrten auf diese Art abgesicher­t.

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