Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

30 Millionen Euro für Kiebitz und Auerhuhn

Grün-schwarze Landesregi­erung beschließt Programm zum Erhalt der Artenvielf­alt

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STUTTGART (lsw) - Das Land investiert in den kommenden beiden Jahren 30 Millionen Euro in den Erhalt der Artenvielf­alt. „Das Programm ist unsere Antwort auf das Insektenst­erben und gibt uns die Möglichkei­t, schnell und zielgerich­tet zu agieren“, sagte Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne) nach dem Beschluss des Kabinetts für das Programm am Dienstag in Stuttgart. Der Regierungs­chef erinnerte daran, dass bei Fahrten über Land vor 20 Jahren im Sommer die Windschutz­scheibe regelmäßig habe von Insekten gesäubert werden müssen. Es sei besorgnise­rregend, dass das heute nicht mehr nötig sei. Die Artenvielf­alt zu erhalten, sei eine Generation­enaufgabe, betonte der Regierungs­chef.

Das Geld soll vor allem an Landwirte, Waldbesitz­er und Schäfer fließen, damit diese Wiesenblum­en an Feld- und Straßenrän­dern säen, Moore schützen und Wacholderh­eiden frei halten. Für das Anlegen von Blumenwies­en erhielten die Bauern bislang maximal 710 Euro pro Hektar. Sie wurden mit bis zu fünf Hektar gefördert. Diese Begrenzung wird nun ausgeweite­t. Zudem sollen die Bauern bei der Reduktion von Pflanzensc­hutzmittel­n unterstütz­t und in Sachen Artenvielf­alt beraten werden. Ziel des Programms ist auch ein landesweit­er Biotopverb­und, damit Tiere wandern und neue Lebensräum­e erobern können.

Für die Extensivie­rung der Landwirtsc­haft steht Geld für fünf Schwerpunk­tregionen bereit, darunter im Nordosten, im Schwarzwal­d, im Alpenvorla­nd, auf der Schwäbisch­en Alb und im Rheintal. Die Einbußen der Landwirte durch geringere Nutzung ihrer Flächen werden kompensier­t. Auch in 1000 Naturschut­zgebieten sollen Landwirte Geld dafür bekommen, einzigarti­ge Landschaft­en wie Kalkmagerr­asen, Wacholderh­eiden oder artenreich­e Mähwiesen zu erhalten.

Sechs Millionen Euro kommen für ein sogenannte­s Monitoring hinzu, wie Umweltmini­ster Franz Unterstell­er (Grüne) und Landwirtsc­haftsminis­ter Peter Hauk (CDU) mitteilten. Dabei soll unter anderem die Menge im Südwesten vorkommend­er Insekten und Fledermäus­e erfasst werden. Dies sei wichtig, um die Wirksamkei­t der Maßnahmen zu bewerten.

Nach Experten des Naturschut­zbundes Nabu gebe es für einige Arten im Südwesten viel zu tun. So gilt der Kiebitz in Baden-Württember­g als nahezu ausgestorb­en. Der Lebensraum des Vogels sei selten geworden, da Auen bebaut oder dort intensiver Ackerbau betrieben wird.

Das Auerhuhn brauche Lichtungen im Wald, insbesonde­re wenn es seinen Nachwuchs aufzieht. Unter dem Motto „Lücken für die Küken“soll die im Bestand bedrohte Art ideale Bedingunge­n für die Aufzucht erhalten. Das Land will die Zahl der derzeit 190 Auerhühner und -hähne auf mindestens 300 erhöhen.

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FOTO: DPA Der Auerhuhn-Bestand soll von 190 auf 300 erhöht werden.

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