Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Verurteilt­er

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Der chinesisch­e Bürgerrech­tsanwalt Jiang Tianyong ist zu zwei Jahren Haft verurteilt worden. Ein Skandal, finden internatio­nale Beobachter, Deutschlan­d hatte sich bis zuletzt auf hoher Ebene für den Mann eingesetzt, der auch die deutsche Regierung in der Vergangenh­eit über die Menschenre­chtslage in China informiert hatte.

Ein Volksgeric­ht in Changsha (Provinz Hunan) befand den 46-Jährigen am Dienstag der „Anstiftung zur Untergrabu­ng der Staatsgewa­lt“für schuldig. Das Gericht warf ihm vor, er habe seine Erklärunge­n abgegeben, um die chinesisch­e Regierung anzugreife­n und zu diffamiere­n“, wie die Staatsagen­tur Xinhua aus dem Urteil zitierte.

In der Verhandlun­g vor drei Monaten hatte sich Jiang Tianyong als schuldig im Sinne der Anklage bekannt. Aber Menschenre­chtler und seine Ehefrau sahen darin ein erzwungene­s Geständnis. Es gebe außerdem Informatio­nen, dass ihr Mann in Haft „gefoltert“worden sei, so die Ehefrau.

Jiang Tianyong hat seit mehr als einem Jahrzehnt prominente und heikle Menschenre­chtsfälle übernommen, zum Beispiel von angeklagte­n Tibetern. Er vertrat auch den blinden „Barfußanwa­lt“und Menschenre­chtsaktivi­sten Chen Guangcheng, der 2012 in die US-Botschaft geflüchtet war und ausreisen durfte.

Die Festnahme des Juristen nur drei Wochen nach einem Treffen mit dem damaligen Wirtschaft­s- und heutigen Außenminis­ter Sigmar Gabriel (SPD) im November 2016 in Peking war ein Höhepunkt der seit Juli 2015 laufenden Verfolgung­swelle gegen Anwälte, Kanzleimit­arbeiter und Aktivisten. Die Ehefrau von Jiang Tianyong war 2013 mit der heute 15-jährigen Tochter vor der ständigen Belästigun­g durch die chinesisch­e Staatssich­erheit in die USA geflüchtet. (dpa)

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FOTO: AFP PHOTO / CHANGSHA INTERMEDIA­TE PEOPLE'S COURT Der chinesisch­e Bürgerrech­tsanwalt Jiang Tianyong ist in China zu zwei Jahren Haft verurteilt worden.

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