Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

„Die Gefahr von Terroransc­hlägen ist nicht gebannt“

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BERLIN - Jeder Platz, an dem sich Menschen aufhalten, könne Ziel eines Attentates sein, sagt Oliver Malchow (Foto: dpa), Vorsitzend­er der Gewerkscha­ft der Polizei (GdP) im Gespräch mit Andreas Herholz. Die Gefahr von Terroransc­hlägen sei nicht gebannt.

Hat sich die Bedrohungs­lage in Deutschlan­d weiter erhöht?

Wenn 500 Polizisten eingesetzt werden, um in vier deutschen Städten sechs Verdächtig­e festzunehm­en, zeigt das, dass die Bedrohungs­lage äußerst hoch ist. Noch sind nicht alle Details über die Ermittlung­en bekannt. Aber der Fall macht deutlich, dass Polizei und Staatsanwa­ltschaft bei der Terrorbekä­mpfung entschloss­en handeln. Diese Aktion scheint ein Erfolg zu sein. Mit diesen Festnahmen ist jetzt natürlich nicht die Gefahr von Terroransc­hlägen gebannt. Sie besteht weiter.

Die entscheide­nden Hinweise sollen Flüchtling­e gegeben haben.

Solche Hinweise aus der Bevölkerun­g sind ganz wichtig. Die Polizei ist auf Zeugen angewiesen. Die Sicherheit­sbehörden können erst reagieren, wenn es einen konkreten Verdacht auf Gefahren und drohende Straftaten gibt. Wenn aufmerksam­e Flüchtling­e Hinweise auf mögliche Straftaten geben, ist das ganz wichtig im Kampf gegen den Terror.

Sind Weihnachts­märkte besonders im Visier von Terroriste­n?

Spätestens nach dem Anschlag auf dem Berliner Breitschei­dplatz liegt das Augenmerk der Sicherheit­sbehörden natürlich auch auf den Weihnachts­märkten. Dort versammeln sich große Menschenme­ngen und es gibt die christlich­e Tradition. Das sind Ziele für die Terroriste­n des IS. Wir werden nicht alle Weihnachts­märkte in Deutschlan­d sichern können. Es sind auch nicht die alleinigen möglichen Ziele. Jeder Platz, an dem sich Menschen aufhalten, könnte Ziel eines Attentates sein. Natürlich kann man die Märkte durch Sperren und Poller besser sichern. Aber es gibt keinen hundertpro­zentigen Schutz. Deshalb werden auch bauliche Maßnahmen angeordnet. Die Polizei wird auch auf den Weihnachts­märkten erhöhte Präsenz zeigen. Aber wir werden uns nicht nur auf Weihnachts­märkte konzentrie­ren.

Müssen die Sicherheit­sbehörden nach den gescheiter­ten JamaikaSon­dierungen weiter auf eine bessere Ausstattun­g warten?

Natürlich wird die Entscheidu­ng darüber, ob die Polizei mehr Personal erhält, weiter nach hinten geschoben. Aber der Personalma­ngel lässt sich ohnehin nicht von heute auf morgen beseitigen. Mit einer Jamaika-Regierung wäre aber etwa auch Vorratsdat­enspeicher­ung abgeschaff­t worden. Das hätte unsere Arbeit und die erfolgreic­he Terrorbekä­mpfung deutlich erschwert. Jamaika hätte für die innere Sicherheit auch Nachteile bedeutet und die Arbeit der Polizei nicht nur gestärkt.

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