Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Spekulationen um Verkauf von Rolls-Royce-Tochter L’Orange
FRIEDRICHSHAFEN (flo) - Trennt sich der englische Konzern RollsRoyce von seiner deutschen Tocher L’Orange? Die englische Zeitung „Sunday Times“hat entsprechende Spekulationen angeheizt. Angeblich hat Vorstandschef Warren East bereits die Investmentbank Goldman Sachs mit dem Verkauf beauftragt.
Das Unternehmen L’Orange, 1933 von Rudolf L’Orange gegründet, hat im Laufe seiner Geschichte immer wieder Meilensteine in der Motorenentwicklung gesetzt und gilt als führender Hersteller von Einspritztechnologie für Großdieselmotoren. 1995 erwarb die MTU Friedrichshafen alle Geschäftsanteile an der Stuttgarter Firma, die Produktions- standorte in Glatten im Nordschwarzwald sowie im oberbayerischen Wolfratshausen unterhält und derzeit rund 1000 Mitarbeiter beschäftigt. 2006 wurde L’Orange in die Tognum AG – dem Vorgänger von Rolls-Royce Power Systems – eingegliedert. Die Stuttgarter liefern ihre Produkte nicht nur an die MTU, sondern auch an andere Branchengrößen wie Caterpillar (USA) oder Wärtsilä (Finnland).
Wenn man der „Sunday Times“glauben darf, möchte Rolls-RoyceChef Warren East den Einspritzpumpenspezialist loswerden. Investmentbanker von Goldman Sachs seien bereits beauftragt, einen Käufer zu suchen. Angeblich angestrebter Verkaufspreis: 300 Millionen Pfund, also knapp 340 Millionen Euro. Mit dieser Summe wäre L’Orange allerdings ein Schnäppchen, schließlich taxieren Insider den Wert auf 500 bis 600 Millionen Euro. Als Motiv für den geplanten Verkauf vermutet die englische Zeitung akute Geldnot bei Rolls-Royce. Gewinneinbrüche sowie eine 760-Millionen-EuroRekordstrafe wegen Korruptionsund Betrugsvorwürfen hatten den Londoner Konzern zuletzt schwer belastet.
Rolls-Royce Power Systems wollte den Zeitungsbericht nicht kommentieren.