Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Kehrtwende bei Uniper
Nach Widerstand auf der Suche nach Kompromissen
DÜSSELDORF (dpa) - Nach Monaten erbitterten Widerstands gegen eine Übernahme durch den finnischen Energiekonzern Fortum ändert Klaus Schäfer, Chef des deutschen Energieunternehmens Uniper, den Kurs. Der Manager kündigte am Dienstag an, zügig Verhandlungen mit dem Fortum-Vorsitzenden Pekka Lundmark aufzunehmen.
Sein Ziel sei eine rechtlich belastbare Vereinbarung mit den Finnen, die es Uniper auf absehbare Zeit erlaube, als unabhängiges Unternehmen eine eigene Strategie zu verfolgen. Er hoffe, eine solche Einigung „in einigen Wochen“hinzubekommen, sagte Schäfer. Schließlich habe auch Fortum ein großes Interesse daran, Ruhe in das Unternehmen zu bringen.
Der finnische Versorger hatte vor zwei Wochen ein acht Milliarden Euro schweres Übernahmeangebot für Uniper vorgelegt. Vorstand und Aufsichtsrat von Uniper empfahlen den Aktionären am Dienstag erwartungsgemäß, dieses nicht anzunehmen. Denn der angebotene Preis spiegele nicht den Wert des Unternehmens wider. Auch strategisch biete ein Zusammengehen mit Fortum für Uniper keine Vorteile.
Uniper ist jedoch in einer ungünstigen Position, weil sich Fortum bereits im Grundsatz mit Großaktionär Eon auf den Kauf von dessen rund 47prozentigem Anteil einigte. Fortum werde deshalb Ende Januar 2018 „aller Wahrscheinlichkeit nach“einen Anteil an Uniper-Aktien halten, der zwischen 47 und 100 Prozent liege, sagte Schäfer.
Ob sich Fortum mit seinem Übernahmeangebot in einem ersten Schritt deutlich mehr als das 47-Prozent-Paket von Eon sichern kann, erscheint allerdings zweifelhaft. Der Angebotspreis liegt deutlich unter dem aktuellen Börsenkurs. Doch würde auch das Eon-Paket allein ausreichen, um den Finnen zu einer Hauptversammlungsmehrheit und damit zu großem Einfluss zu verhelfen. Außerdem bietet das deutsche Börsenrecht Fortum die Möglichkeit, in Zukunft durch den Kauf weiterer Uniper-Aktien seine Beteiligung in aller Ruhe aufzustocken.
Der Widerstand von Uniper gegen die Übernahmepläne fiel nicht zuletzt deshalb so heftig aus, weil die Düsseldorfer eine Zerschlagung des Konzerns und den Verlust zahlreicher Arbeitsplätze befürchten. Fortum-Chef Pekka Lundmark hatte in der Vergangenheit wiederholt erklärt, „ein langfristiger strategischer und konstruktiver Partner“sein zu wollen. Zudem war er Befürchtungen über eine Zerschlagung Unipers nach einer Übernahme entgegengetreten. Diesen Aussagen fehlt in den Augen von Uniper allerdings die Verbindlichkeit.