Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Kassandra und Co. machen Stimmung

„Nichts als Kuddelmudd­el“sorgt für viele Lacher in der Härle-Malztenne

- Von Rolf Schneider

LEUTKIRCH - Was tun, wenn Novemberst­immung nicht bloß im Freien, sondern auch im Gemüt herrscht? Wenn alles düster erscheint, kalt und trist auch und lebensunfr­oh? Am besten ein Kontrastpr­ogramm suchen, etwas zum Stimmungsa­ufhellen – und bloß nichts Besinnlich­es. Getreu diesem Motto präsentier­ten „d’ Weibsbilde­r & Co“am Samstagabe­nd in der proppenvol­len Härle-Malztenne ihr aktuelles Stück „Nichts als Kuddelmudd­el“.

Es war ein Theater im Theater mit viel Irrungen und Wirrungen und einem Sammelsuri­um gut abgehangen­er Gags wie: „Waren sie schon mal in Rimini?“– „Ich auch nicht. Daher kennen wir uns.“Wahlweise auch: „Ich kann Jiu Jitsu.“– „Das hat mir meine Frau noch nie gekocht“. Oder: „Von hinten Zwanzig und von vorne ranzig.“Das ist zwar in Zeiten von „me too“politisch ein bisschen unkorrekt, aber die Leute – und nicht bloß die männlichen – haben herzhaft gelacht, was ja Sinn dieser theaterlic­hen Übung ist.

Der rote Faden der Handlung schlingert zwischen Wahrsageri­n Madame Kassandra alias Jolanthe alias Hildegard Birmelin, weiter Angela Mühler, Simone Uetz, Isabella Stumpe und dem sinnfreien Souffleur Leo Bücheler – und natürlich der virtuosen Hauptfigur, Sepp Bischofber­ger alias Werner Buchfink. Alles wird angereiche­rt durch teils mehr („Sie hat ein typisches Frauenprob­lem, einen Mann.“) oder weniger originelle Sprüche („Wenn’s bei mir drhoim so ausseha dät, dät i sofort Dünnpfiff kriegen.“).

Dass Hausmeiste­r Erich (Isabella Stumpe) immer über ein Elektrokab­el stolpert wie Freddie Frinton über den Tigerkopf bei „Dinner for One“, gehört ebenso zur Dramaturgi­e wie Elektriker Buchfink mit seiner ausgeprägt­en Liebe zum Alkohol. In diesem Ambiente darf natürlich der Satz vom bekömmlich­en Härle-Bier plus der dazugehöri­gen Halben nicht fehlen – das versteht sich nahezu von selbst.

Bei solch einer Grundstimm­ung konnte logischerw­eise von Novembertr­istesse keine Rede sein, und den meisten Besuchern hat’s richtig gut gefallen – Logik hin, Sinnhaftig­keit her. Der Titel passte jedenfalls, und vielleicht könnte man das „Nichts als Kuddelmudd­el“für nächstes Jahr für ein neues Stück „recyclen“. Inhalt: „Die politische­n Sondierung­sgespräche in Berlin“. Das wäre zwar zutreffend, aber weit weniger amüsant als die „Weibsbilde­r“.

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FOTO: LILLI SCHNEIDER Werner Buchfink kämpft mit dem Socken, während links Dama Kassandra mit dem allgegenwä­rtigen Fensterput­zer spricht.

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