Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

„Otto, die kleine Spinne“in acht Sprachen

Multikultu­relle Aktion zum „Tag des Vorlesens“im Kindergart­en St. Josef

- Von Tanja Kulmus

ISNY - So mucksmäusc­henstill ist es selten im Kindergart­en St. Josef: Mit großen Augen sitzen rund 15 Kinder vor Manal Alwemer-Alandat. Die Mama liest auf Arabisch das Buch „Otto, die kleine Spinne“vor. Und ebenso konzentrie­rt lauschen die Kinder an diesem Tag derselben Geschichte in weiteren acht Sprachen, darunter Russisch, Kroatisch und Türkisch.

„Ich war gespannt, ob die Kinder tatsächlic­h aufmerksam zuhören, selbst wenn sie die Sprache nicht verstehen“, sagte Annette Steybe hinterher. Die als zusätzlich­e Fachkraft für Sprachbild­ung eingestell­te Erzieherin initiierte die multikultu­relle Aktion zum bundesweit­en Vorlesetag am 17. November. Auf Initiative von der Stiftung Lesen, der Wochenzeit­ung „Die Zeit“und der Deutschen Bahn Stiftung findet der Vorlesetag in diesem Jahr bereits zum 14. Mal statt.

Sprache als Schlüssel zur Welt Der Kindergart­en St. Josef beteiligt sich seit Anfang des Kindergart­enjahres am vom Bundesfami­lienminist­erium gegründete­n Programm „Sprach-Kitas: Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“. Die Initiative will allen Kindern bereits im Kindergart­en bundesweit mit verschiede­nen Aktionen und Förderunge­n durch zusätzlich­e pädagogisc­he Fachkräfte gleiche Chancen in Sprache und Bildung ermögliche­n.

„Als Familienze­ntrum sehen wir es als unsere Aufgabe, an so einem Programm teilzunehm­en und freuen uns, mit Annette Steybe eine so gute Unterstütz­ung bekommen zu haben“, erläutert Kindergart­enleiterin Brigitte Pawelka die Motivation. Sie war es auch, die auf die Idee mit der Vorleseakt­ion kam: „Ich fand das einfach eine gute Idee, den 'Tag des Vorlesens’ in unseren Kindergart­enalltag einzubauen.“Das aktuelle Thema „multikultu­relle Integratio­n“damit zu verknüpfen, habe sich sehr gut angeboten. Im Kindergart­en arbeiten derzeit zwei Praktikant­innen, deren Mutterspra­che Spanisch und Türkisch ist. Und auch einige Kinder mit Eltern aus anderen Nationen besuchen das Familienze­ntrum. Stolz hörten deren Kinder zu, als ihre Eltern die Geschichte in ihrer Mutterspra­che vorlasen.

„Ich habe ’hap’ verstanden“, rief die kleine Maren, nachdem die Geschichte auf kroatisch gelesen war. „Und ich ’ham’“, freute sich Emilia. Die Kinder waren aktiv dabei – und manchmal selbst erstaunt, was in den einzelnen Sprachen ähnlich klingt wie im Deutschen. „Eine wirklich gelungene Aktion, und die Mithilfe der Eltern war großartig, zwei Mamas haben das Buch sogar auf Russisch übersetzt und vorgelesen“, freute sich Annette Steybe am Ende des Tages.

Weitere Ideen, die Mehrsprach­igkeit ins Vorlesen einfließen zu lassen, gibt es bereits. Nachgedach­t werde über eine Kooperatio­n mit der Bücherei, so könnten bereits kleine Kinder schon selbst Bücher ausleihen, in denen eine Geschichte in mehreren Sprachen erzählt wird, verrieten Pawelka und Steybe.

„Otto, die kleine Spinne“wohnt auf jeden Fall jetzt im Kindergart­en. Das kleine wuschelige Tierchen haust in einem Weidenköff­erchen und wird von den Kindern gut bewacht und umsorgt – und bekommt vielleicht auch manchmal kleine Geschichte­n erzählt.

Mehr zum Bundesprog­ramm Sprach-Kitas auf www.sprach-kitas.fruehe-chancen.de

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FOTO: TANJA KULMUS Annette Steybe (links auf der Couch) und die Kindergart­enkinder haben viel Spaß beim mehrsprach­igen Vorlesever­gnügen mit „Otto, die kleine Spinne“.

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