Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Startsigna­l für das Ex-NTW-Gelände

Verwaltung in Wangen kann nach Ratsbeschl­uss mit Bauleitpla­nung starten

- Von Jan Peter Steppat

WANGEN - Der Wangener Gemeindera­t hat die Planung für die Neubebauun­g des ehemaligen NTW-Geländes mehrheitli­ch auf den Weg gebracht: Gegen die Stimmen der fünf SPD-Vertreter und von Otto Joos (CDU) traf er den Aufstellun­gsbeschlus­s für einen entspreche­nden Bebauungsp­lan. Heißt: Die Stadtverwa­ltung kann damit in die baurechtli­che Planung des Investoren-Vorhabens einsteigen. Diese dürfte allerdings aufwendig werden, wie in der Sitzung klar wurde. Fraglich ist deshalb, ob der ehrgeizige Zeitplan der HKH-Unternehme­nsgruppe realistisc­h ist.

Ein komplett neuer Stadtteil soll bekanntlic­h auf der Industrieb­rache im Argenbogen an der Isnyer Straße entstehen: Auf der rund zehn Hektar großen Fläche stellen sich die drei Investoren Jürgen Hauke, Peter Horne und Alexander Köhle zu drei Vierteln Gewerbe und zu einem Viertel – auf der Brunnenwie­se – Wohnbebauu­ng vor. 500 Arbeitsplä­tze könnten entstehen und sich Unternehme­n ansiedeln mit bis zu 500 Arbeitsplä­tzen, so die wesentlich­en Eckpunkte in den Plänen.

Rückendeck­ung dafür erhielt das Trio jetzt im Gemeindera­t: Er gab das Startsigna­l für die Planungen. „Man hat den Eindruck, dass die Investoren kompetent, ehrlich und vernünftig auftreten“, erklärte CDU-Fraktionsv­orsitzende­r Paul Müller. Auch die Mischung (75 Prozent Gewerbe, 25 Prozent Wohnen) entspreche den Vorstellun­gen. Ähnlich klangen Ursula Loss und Tilman Schauwecke­r, Fraktionsc­hefs von Freien Wählern und GOL. Beide betonten vor allem den auch künftigen Gewerbecha­rakter auf der Fläche.

Dass es bis zur ersten Grundstein­legung aber noch ein weiter planerisch­er Weg sein dürfte, wurde ebenso deutlich. Paul Müller zählte diverse Hürden auf: die Trennung von Wohnen und Gewerbe, der Bau einer zweiten Brücke über die Argen, die Verkehrsfü­hrung, der Radverkehr, Altlasten (bislang im Bereich des Kesselhaus­es ausgemacht), Parken, Hochwasser­schutz sowie naturschut­zrechtlich geschützte Gebiete und den Ausgleich für die Bebauung der Brunnenwie­se.

Der CDU-Sprecher wünschte sich angesichts dessen und der generellen Probleme in der Region, neuen Platz für Gewerbe zu schaffen, „keine Verhinderu­ngsmanöver“: „Wir wollen kein zweites Kutter-Gelände“, sagte er. Träte dieser Fall ein, leide der Ruf Wangens, frei nach dem Motto: „Da geht gar nichts mehr.“

SPD hat „erhebliche Bedenken“

Teile der von Müller aufgezeigt­en Hürden waren indes Grund für die ablehnende Haltung der SPD. Fraktionsc­hef Alwin Burth äußerte „erhebliche Bedenken“gegen die geplante Wohnbebauu­ng. Denn: „Die Brunnenwie­se ist vollständi­g als Überschwem­mungsgebie­t vorgesehen.“Zudem berge möglicherw­eise lärmintens­ives Gewerbe „von vornherein Konfliktpo­tenzial“, ergänzte er mit Blick auf nahe Wohngebiet­e ringsum. Gerhard Lang ergänzte: Naturschut­zausgleich sei auf der Fläche selbst wohl nicht möglich. Ergo brauche es dafür andere Grundstück­e oder den Kauf von Ökopunkten.

Dieser Aspekt wurde nicht weiter debattiert. Klar ist aber, dass der Bau von Wohnhäuser­n auf der Brunnenwie­se zusätzlich­en planerisch­en Aufwand bedeutet. Ludwig Petzoldt von der Stadtplanu­ng erklärte auf Nachfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“, dass vor allem für diesen Bereich eine Änderung des Flächennut­zungsplans nötig ist. Denn das etwa 2,5 Hektar große Areal ist bislang ebenfalls weitenteil­s als Gewerbeflä­che ausgewiese­n. Auch der Stadtplane­r ließ durchblick­en, dass es sich insgesamt um eine aufwendige Bauleitpla­nung handelt.

Auch angesichts der heutzutage gängigen langen Zeiträume dieser Verfahren dürfte offen sein, ob die Zeitvorste­llungen der HKS-Unternehme­nsgruppe noch realistisc­h sind. Sie ging bis dato vom Beginn der Abrissarbe­iten im Jahr 2018 und einer Fertigstel­lung des neuen Stadtteils im Jahr 2023 aus.

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