Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Wo der Bus zu selten hält
Fachleute regen im Oberallgäuer Kreisausschuss weitere Verbindungen an
OBERALLGÄU - In vielen Oberallgäuer Gemeinden fahren zu selten Busse. Beispielsweise in Untermaiselstein , wo wie berichtet 180 Bürger einen Antrag zur Verbesserung des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) unterschrieben.
Der war jetzt Thema im Kreisentwicklungsausschuss – auf Antrag der Grünen. Sie kritisieren, dass keine Busse spätnachmittags und am Abend fahren und dass es auch wochentags keine einheitlichen Abfahrtzeiten gibt. Das ist nicht nur der subjektive Eindruck der Bürger. Auch der aktuelle Entwurf des Nahverkehrsplans sieht auf der Verbindung Untermaiselstein – Immenstadt Defizite. Und nicht nur dort.
Mitarbeiter der Verkehrs Consult Dresden-Berlin GmbH ( VCDB ) stellten die Ergebnisse ihrer Untersuchung im Kreisausschuss vor. Hintergrund ist, dass der Nahverkehrsplan einer Region in regelmäßigen Abständen überprüft werden muss. Für Kempten und das Oberallgäu wurde 2010 ein Nahverkehrsplan fertiggestellt. Dieser wird nun auch wegen neuer Vorgaben (Barrierefreiheit, neue Technologien) fortgeschrieben.
Ein VCDB-Mitarbeiter schlug unter anderem samstags „wesentliche Veränderungen vor“. Oft fahren die Busse an diesem Tag im Oberallgäu nur bis 17 Uhr. Es gebe zudem Verbindungen, die in Augen des Sachverständigen „zu spät beginnen und zu früh enden“. Dazu zählten auch die Stadtverkehre in Immenstadt, Oberstdorf und Sonthofen. Auch am Wochenende seien sie zu spärlich unterwegs. „Taktlücken“gebe es unter anderem auch zwischen Kempten und Weitnau sowie zwischen Kempten und Altusried. Von Altusried soll der Bus auch weiter bis nach Leutkirch fahren. Auch eine Verbindung zum künftigen Freizeitpark nach Urlau wird vorgeschlagen. Zudem rät VCDB zu einer Verbindung von Oy über Wertach nach Immenstadt.
Ein Blick in die Zukunft
Künftig werden laut VCDB mehr Menschen im Oberallgäu leben, aber die Altersstruktur verändert sich: Die Zahl der Schüler sinkt, die der Senioren steigt. Auch seien immer mehr Pendler zwischen Kempten und dem Landkreis unterwegs. Auch für Touristen sei ein Busangebot wichtig. Der Nahverkehrsplan sei als strategisches Dokument zu betrachten. Allerdings sei es in der Ausarbeitung zu Verzögerungen gekommen. Vom Kreistag abschließend diskutiert und beschlossen wird die Fortschreibung wohl erst Anfang 2018 und nicht, wie geplant im Dezember.
Kreisrat Rainer Hoffmann (CSU) fragte, ob im Plan auch das autonome Fahren berücksichtigt sei. Der Fachmann verneinte. Die Prognose reiche nur bis 2025. Landrat Anton Klotz ergänzte, dass im „Masterplan Klimaschutz“zwei Strecken für autonomes Fahren angedacht seien. Aber die Entwicklung stecke noch in den Kinderschuhen.
Thomas Frey (Grüne) regte an, auch an Rufsysteme wie Anrufsammeltaxis zu denken. Die gebe es vor allem im nördlichen Oberallgäu . „Und seit einiger Zeit auch in Sonthofen“, fügte Klotz an.
Vorschläge für Änderungen im Nahverkehrsplan sollen nun nach und nach umgesetzt werden. Und dabei wird es wohl auch Verbesserungen für Untermaiselstein und Freidorf geben. Kreisrat Hoffmann, der im Weiler Knottenried wohnt, merkte aber auch da kritisch an: „Wer auf dem Land baut, muss sich im Klaren sein, dass er nicht alles haben kann: Dorfidylle und U-Bahn-Verbindung, das geht nicht.“
Aber ein Workshop mit Bürgern, Bürgermeistern und Busunternehmern, das sei möglich, sagte Klotz. Dabei soll erörtert werden, was machbar ist und was eben nicht.