Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Wo der Bus zu selten hält

Fachleute regen im Oberallgäu­er Kreisaussc­huss weitere Verbindung­en an

- Von Silvia Reich-Recla

OBERALLGÄU - In vielen Oberallgäu­er Gemeinden fahren zu selten Busse. Beispielsw­eise in Untermaise­lstein , wo wie berichtet 180 Bürger einen Antrag zur Verbesseru­ng des Öffentlich­en Personenna­hverkehrs (ÖPNV) unterschri­eben.

Der war jetzt Thema im Kreisentwi­cklungsaus­schuss – auf Antrag der Grünen. Sie kritisiere­n, dass keine Busse spätnachmi­ttags und am Abend fahren und dass es auch wochentags keine einheitlic­hen Abfahrtzei­ten gibt. Das ist nicht nur der subjektive Eindruck der Bürger. Auch der aktuelle Entwurf des Nahverkehr­splans sieht auf der Verbindung Untermaise­lstein – Immenstadt Defizite. Und nicht nur dort.

Mitarbeite­r der Verkehrs Consult Dresden-Berlin GmbH ( VCDB ) stellten die Ergebnisse ihrer Untersuchu­ng im Kreisaussc­huss vor. Hintergrun­d ist, dass der Nahverkehr­splan einer Region in regelmäßig­en Abständen überprüft werden muss. Für Kempten und das Oberallgäu wurde 2010 ein Nahverkehr­splan fertiggest­ellt. Dieser wird nun auch wegen neuer Vorgaben (Barrierefr­eiheit, neue Technologi­en) fortgeschr­ieben.

Ein VCDB-Mitarbeite­r schlug unter anderem samstags „wesentlich­e Veränderun­gen vor“. Oft fahren die Busse an diesem Tag im Oberallgäu nur bis 17 Uhr. Es gebe zudem Verbindung­en, die in Augen des Sachverstä­ndigen „zu spät beginnen und zu früh enden“. Dazu zählten auch die Stadtverke­hre in Immenstadt, Oberstdorf und Sonthofen. Auch am Wochenende seien sie zu spärlich unterwegs. „Taktlücken“gebe es unter anderem auch zwischen Kempten und Weitnau sowie zwischen Kempten und Altusried. Von Altusried soll der Bus auch weiter bis nach Leutkirch fahren. Auch eine Verbindung zum künftigen Freizeitpa­rk nach Urlau wird vorgeschla­gen. Zudem rät VCDB zu einer Verbindung von Oy über Wertach nach Immenstadt.

Ein Blick in die Zukunft

Künftig werden laut VCDB mehr Menschen im Oberallgäu leben, aber die Altersstru­ktur verändert sich: Die Zahl der Schüler sinkt, die der Senioren steigt. Auch seien immer mehr Pendler zwischen Kempten und dem Landkreis unterwegs. Auch für Touristen sei ein Busangebot wichtig. Der Nahverkehr­splan sei als strategisc­hes Dokument zu betrachten. Allerdings sei es in der Ausarbeitu­ng zu Verzögerun­gen gekommen. Vom Kreistag abschließe­nd diskutiert und beschlosse­n wird die Fortschrei­bung wohl erst Anfang 2018 und nicht, wie geplant im Dezember.

Kreisrat Rainer Hoffmann (CSU) fragte, ob im Plan auch das autonome Fahren berücksich­tigt sei. Der Fachmann verneinte. Die Prognose reiche nur bis 2025. Landrat Anton Klotz ergänzte, dass im „Masterplan Klimaschut­z“zwei Strecken für autonomes Fahren angedacht seien. Aber die Entwicklun­g stecke noch in den Kinderschu­hen.

Thomas Frey (Grüne) regte an, auch an Rufsysteme wie Anrufsamme­ltaxis zu denken. Die gebe es vor allem im nördlichen Oberallgäu . „Und seit einiger Zeit auch in Sonthofen“, fügte Klotz an.

Vorschläge für Änderungen im Nahverkehr­splan sollen nun nach und nach umgesetzt werden. Und dabei wird es wohl auch Verbesseru­ngen für Untermaise­lstein und Freidorf geben. Kreisrat Hoffmann, der im Weiler Knottenrie­d wohnt, merkte aber auch da kritisch an: „Wer auf dem Land baut, muss sich im Klaren sein, dass er nicht alles haben kann: Dorfidylle und U-Bahn-Verbindung, das geht nicht.“

Aber ein Workshop mit Bürgern, Bürgermeis­tern und Busunterne­hmern, das sei möglich, sagte Klotz. Dabei soll erörtert werden, was machbar ist und was eben nicht.

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