Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Drei Wochen Kontrastpr­ogramm

Lehrerin aus Chile hospitiert an der Grundschul­e am Rain

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ISNY (jl) - Wenn Fabiola Barbieri ihr hervorrage­ndes Deutsch auspackt, ist kaum zu glauben, dass sie nicht schon viel länger in Isny ist. Nur drei Wochen weilte sie im Allgäu und arbeitete als Lehrerin in der Grundschul­e am Rain, wohin sie vom Pädagogisc­hen Austauschd­ienst der Kultusmini­sterkonfer­enz vermittelt worden war.

Wenn sie nun dieser Tage in ihre Heimat Chile zurückkehr­t, fängt dort gerade der Frühling an. Über ihre Gastunterk­unft bei der Familie Westhäußer war Fabilola Barbieri sehr froh. Meike Westhäußer, die selbst an der Grundschul­e am Rain unterricht­et, erzählt, dass sie jeden Morgen mit dem Fahrrad zur Schule gefahren seien. „Das war schon außergewöh­nlich“, sagt Barbieri, die in Chile in einem kleinen Ort lebt und täglich eine halbe Stunde Autofahrt zur Deutschen Schule „Valparaiso“fahren muss, wo sie unterricht­et. Im Vergleich dazu sei die Grundschul­e am Rain sehr klein. Es seien insgesamt etwa 1330 Kinder, die ihren Tag an der Deutschen Schule verbringen. Betreut werden sie vom Alter ab zwei Jahren in Spielgrupp­en, über die Grundschul­e, wo Barbieri Mathematik und Spanisch unterricht­et, bis in die weiterführ­enden Stufen, in denen verschiede­ne Abschlüsse gemacht werden können. Wer es sich in Chile leisten könne, der schicke sein Kind auf eine Privatschu­le wie jene, an der sie arbeitet.

Die Isnyer Kinder seien viel leiser und hätten mehr Respekt, erzählt die Chilenin. Vielleicht liege das an den kleineren Klassen hier. Unterschie­dlich seien auch die Unterricht­szeiten: In Chile gehen Grundschül­er täglich von 8 bis 14 Uhr in die Schule. Am Nachmittag gibt es verschiede­ne Sport- oder Musikangeb­ote. Schüler an der Deutschen Schule „Valparaiso“lernen außer Deutsch ab dem Grundschul­alter Englisch ab Klasse 5. Alle Schüler tragen eine Schulunifo­rm, und die vielen Ferien machen einen weiteren Unterschie­d aus. Chilenisch­e Kinder haben im Winter, das heißt, wenn in Deutschlan­d Sommer ist, drei Wochen Ferien und im Sommer der Südhalbkug­el zwei Monate.

„Das Essen schmeckt sehr gut. Gleich am ersten Tag gab es Kässpätzle“, berichtet Barbieri. Und das Brot sei prima, das werde sie vermissen. Der Austausch habe ihr sehr gut gefallen, gemeinsam mit drei anderen chilenisch­en Lehrern habe sie sich für Deutschlan­d beworben, und sie würde es jederzeit wieder tun. „Ein tolles Erlebnis“, resümiert sie.

Harald Strittmatt­er, Leiter der Grundschul­e am Rain, ist vom Angebot des Pädagogisc­hen Austauschd­ienstes der Kultusmini­sterkonfer­enz begeistert. „Drei Wochen war die Kollegin an unserer Schule und hat uns eben nicht nur besucht, sondern alle in vielen Bereichen tatkräftig unterstütz­t“.

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FOTO: JEANETTE LÖSCHBERGE­R Fabiola Barbieri (l.) mit ihren Gastgebern Philipp und Meike Westhäußer.

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