Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Blick durchs Guckloch ist hier erwünscht
Vernissage der „Ausstellung in III Phasen – Einblicke in den Werdegang eines Bildes“
LINDAU (sz) - Es ist ein ungewöhnliches Projekt: Künstlerin Dorothea Bühler aus Lindenberg im Allgäu nutzt die Galerie „glatt & verdreht“in Lindau in der nächsten Zeit als Atelier und fertigt ein großformatiges Gemälde an. Passanten können Dorothea Bühler dabei zusehen, indem sie durch Gucklöcher an den Fenstern in die Galerie hineinschauen.
Eine Ausstellung zeigt ab heute das fertige Kunstwerk der Malerin. Die öffentliche Vernissage dazu findet um 17 Uhr in der Galerie in der Fischergasse 14 in Lindau statt.
„Das Ergebnis des Bildes ist völlig offen“, sagt Mark Tunkel, DiplomKunsttherapeut der psychiatrischen Tagesklinik Lindau, der das Projekt begleitet. „Im Bereich Kunst- und Ergotherapie begleiten wir seit 2009 die Galerie ,glatt & verdreht’ im Erdgeschoss der Tagesklinik, die Werke von Menschen mit oder ohne Psychiatrieerfahrung ausstellt.“
Das Anliegen der Galerie ist laut Tunkel, den Gedanken der Inklusion mit künstlerischen Mitteln in die Tat umzusetzen. Die zur Straße hin weisenden Fenster der Galerie laden Passanten ein, einen Blick auf und in das Gebäude zu wagen. Der beleuchtete Raum bietet jederzeit Einblicke in die kreative Entwicklung des großformatigen Bildes.
Stimmung wird sichtbar
Über die ausgestellten Werke, Gespräche mit den Künstlerinnen und Künstlern findet eine Annäherung statt und Berührungsängste bezüglich Psychiatrie und Erkrankung treten dabei in den Hintergrund. Das Projekt „Ausstellung in III Phasen – Einblicke in den Werdegang eines Bildes“trägt den Titel „Schaung mar amoi, na sengma’s scho“.
Um den gesamten Entstehungsprozess in einer öffentlichen Ausstellung präsentieren zu können, wurde das Bild in „Phase I“bis Sonntag, 19. November, stufenweise mit einer Kamera fotografiert. Darüber hinaus wurden die inneren Prozesse der Künstlerin während des kreativen Schaffens in einem Stimmungsbarometer festgehalten, wie es vonseiten der Bezirkskliniken Schwaben heißt. Damit werde die emotionale Stimmung der Malerin sichtbar, die ihren Ausdruck auf der Leinwand finde.
Dorothea Bühler wohnt in Lindenberg und ist seit 1981 künstlerisch tätig. Sie malt auf Leinwand mit Pinsel und Acrylfarben, arbeitet aber auch mit plastischen Materialien wie Sand, Pappe und Papier. „Phase II“des Projekts, die Ausstellungsvorbereitung, war von Montag, 20., bis Donnerstag, 30. November. „Phase III“ist nun die Ausstellung selbst, die heute beginnt und am 15. Dezember endet.
Die Galerie „glatt & verdreht“ist dienstags, mittwochs und donnerstags von 14 bis 17 Uhr geöffnet.