Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Landeskirche traut Homosexuelle nicht
Trotz der Entscheidung plädiert der Ravensburger Dekan Friedrich Langsam für Toleranz
RAVENSBURG - Die Synode der Evangelischen Landeskirche in Württemberg hat eine rechtliche Gleichstellung homosexueller mit heterosexuellen Paaren abgelehnt. Heißt: Gleichgeschlechtliche Paare können nicht kirchlich getraut werden. Der Dekan des evangelischen Kirchenbezirks in Ravensburg, Friedrich Langsam, möchte aber im Gespräch mit den Menschen bleiben.
Der kirchenpolitische Zusammenschluss „Offene Kirche“hatte einen Antrag an die Synode der Württembergischen Landeskirche gestellt, wonach sich die Kirche für die Trauung homosexueller Paare öffnen soll. Doch die Synode in Stuttgart hatte den Entwurf in dieser Woche mit einer Zweidrittelmehrheit abgelehnt. Auch der Kompromissvorschlag, der kirchliche Segnungen vorsah, scheiterte.
Die „Schwäbische Zeitung“hat den Ravensburger Dekan Friedrich Langsam um eine Stellungnahme gebeten. Denn in letzter Zeit zeigte sich die evangelische Kirche in Ravensburg sehr modern – zum Beispiel, was die Annäherung an die katholische Kirche und die gelebte Ökumene betrifft. Sollte sich also auch etwas bei der Gleichstellung von Homosexuellen tun? Der Dekan teilt mit: „Es ist mir ein Anliegen, dass wir homosexuelle Paare mit ihrem Bedürfnis nach Segnung ernst nehmen, achten und kirchlich begleiten.“
Zu der Entscheidung der Synode bezüglich gleichgeschlechtlichen Trauungen äußert sich Langsam nicht direkt. Hierzu sagt er lediglich, dass die Diskussion eine verstärkte Notwendigkeit offenbare, „neu und intensiv das Gespräch in gegenseitigem Respekt miteinander zu suchen und zu führen.“Laut Langsam ist es die Verantwortung aller, „einander nicht loszulassen und die Einheit unserer Kirche zu bewahren“. Andere Menschen und Meinungen seien zu achten. Für den Ravensburger Dekan steht fest: „Wir können die bestehenden Spannungen aushalten, wenn wir im Bewusstsein halten, dass uns mehr verbindet als uns trennt.“