Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Weiler prescht vor und zahlt Hospizpfen­nig

Gemeindera­t stimmt für sofortige Förderung

-

WEILER-SIMMERBERG (owi) - Die Marktgemei­nde Weiler-Simmerberg unterstütz­t die Arbeit des Lindauer Hospizzent­rums „Haus Brög zum Engel“mit 50 Cent je Einwohner, also etwa 3000 Euro. Das hat der Gemeindera­t in seiner jüngsten Sitzung nach längerer Diskussion am Ende einstimmig beschlosse­n. Vor allem Bürgermeis­ter Karl-Heinz Rudolph war bis kurz vor der Abstimmung dagegen und sah in der Hospiz-Unterstütz­ung eine Aufgabe des Landkreise­s. Am Ende erklärte er: „Ich falle um“– und stimmte mit den anderen Ratsmitgli­edern.

Das Hospiz in Lindau fungiert als eingetrage­ner Verein, deren Vorsitzend­e Maja Dornier sich an die Kommunen im Landkreis gewandt hat. Denn nur 95 Prozent der Arbeit im Hospiz seien derzeit durch die öffentlich­e Hand finanziert. So warb sie für den sogenannte­n Hospizpfen­nig in Höhe von 50 Cent je Einwohner.

Dieses Anliegen hatten die Bürgermeis­ter bei ihrer Kreisversa­mmlung vergangene Woche bereits diskutiert. Vorsitzend­er Ulrich Pfanner hatte damals seinen Kollegen geraten, den Hospizpfen­nig nicht zu zahlen. „Aus diesem Kreis kommen wir sonst nicht mehr raus“, sagte er. Er sprach sich dafür aus, dass der Verein die Zuschussan­träge direkt an den Landkreis stellt, der das Hospiz im aktuellen Haushalt mit 100 000 Euro unterstütz­t. Doch dieses Geld ist ein Zuschuss zu den Baukosten des Hospiz. Der Finanzieru­ng der täglichen Arbeit dient es nicht. Doch genau hier tritt das Defizit auf, hieß es in der Sitzung.

In einem Punkt waren sich Bürgermeis­ter und Ratsmitgli­eder einig: Die Arbeit im Hospiz ist wichtig und verdient Respekt und Anerkennun­g. Das notwendige Geld sollte aber über den Landkreis fließen, machte Rudolph zu Beginn der Diskussion seine Sicht deutlich. Denn das Hospiz erfülle eine ähnlich überörtlic­he Aufgabe wie ein Krankenhau­s oder die Landkreis-Schulen.

Tatsächlic­h sei die Zuständigk­eit für ein Hospiz nirgends geklärt, stellte Eberhard Rotter (CSU) fest. Er formuliert­e deutliche Bedenken, wenn die Gemeinde den Zuschussan­trag ablehne und sich für nicht zuständig erkläre. Der Bürgermeis­ter schob nach: Immer wieder sei es Weiler-Simmerberg, das bei der Bezuschuss­ung vorangehe, beispielsw­eise bei der Arbeit der Caritas und des Tierheims. Deshalb sollte die Kommune in diesem Fall zumindest abwarten, wie andere Gemeinderä­te entscheide­n. Das fand Gerd Ilg (SPD) nicht gut: „Sonst wartet immer jemand auf den anderen.“

Auch mit seinem Ansinnen, sich dann in den Haushaltsb­eratungen des Kreistages für einen Zuschuss für das Hospiz einzusetze­n, brachte Bürgermeis­ter Rudolph keines der Ratsmitgli­eder auf seine Seite. Thomas Hele (Freie Wähler) warb für ein „eigenständ­iges Entscheide­n“und für einen eigenen Zuschuss der Kommune. Bruno Bernhard (CSU) ging es um die „Wertschätz­ung der ehrenamtli­chen Arbeit“und Dr. Bernd Ferber (Freie Wähler) stellte fest, dass die Gemeinde ihren Zuschuss wieder einstellen könne, wenn der Landkreis einen Zuschuss gewähre.

Letztlich fiel der Entschluss, zunächst einen einmaligen Zuschuss zu bezahlen und im nächsten Jahr erneut darüber zu beraten. Einen entspreche­nden Antrag hatten Eberhard Rotter und Bernd Ferber gemeinsam formuliert.

Newspapers in German

Newspapers from Germany