Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

10 000 Säulen sollen die B 32 tragen

In der Mendelbeur­er Senke ist der Torf bis zu neun Meter dick

- Von Barbara Baur

ALTSHAUSEN - Damit die B32 später einmal stabil ist, werden derzeit auf der Baustelle in Höhe Mendelbeur­en Verdrängun­gspfähle eingebaut. Die Pfähle sind notwendig, damit der Straßendam­m trotz des weichen Untergrund­s stabil ist. Dafür werden allein im Bereich der Mendelbeur­er Senke 10 000 solcher Pfähle erstellt.

„Die Torfschich­ten sind dort bis zu neun Meter dick“, sagt Martin Gaißmaier, Projektlei­ter beim Referat Straßenbau Süd des Regierungs­präsidiums Tübingen. Der Torf ist sehr weich und als Untergrund für eine Straße nicht geeignet. Würde die bestehende Straße also einfach verbreiter­t werden, würde der neue Teil absacken. Im Gegensatz dazu ist der Untergrund dort, wo die bisherige Fahrbahn verläuft, viel fester. Er ist im Lauf der Jahrzehnte bereits stark zusammenge­drückt worden. „Es ist nicht möglich, eine Straße zu bauen, wenn der Untergrund so unterschie­dlich beschaffen ist“, sagt Gaißmaier. „Das würde dazu führen, dass sie gleich wieder kaputt gehen würde, weil der neue Teil deutlich absinken würde.“

Material härtet im Boden aus

Um den Untergrund stabil zu machen, werden Verdrängun­gspfähle eingebaut. Ein Bagger verdrängt mit einer Bohrschnec­ke die weichen Torfschich­ten und bringt gleichzeit­ig ein trockenes Sand-Zement-Gemisch ein. „Es wird während des Einbohrens nach unten befördert“, erläutert Christian Brandl, Geschäftsf­ührer der Firma Laumer aus Massing in Niederbaye­rn, die auf diese Technik spezialisi­ert ist. „Dadurch, dass das Gemisch trocken eingebrach­t wird, entzieht es dem Boden Feuchtigke­it“, sagt er. Im Boden härtet das Material aus. „Das Ergebnis ist eine massive, zementgebu­ndene Säule. Die innere Tragfähigk­eit liegt bei einem Durchmesse­r von 20 Zentimeter­n bei mindestens über 50 Tonnen“, erläutert Wolfgang Reitmeier von der Hochschule Konstanz, der als Berater tätig ist. Damit sei die Säule nicht nur wesentlich stabiler als eigentlich erforderli­ch, sondern das Verfahren habe zusätzlich den Vorteil, dass die Säulen ihrer Umgebung Wasser entziehen. Dadurch wird auch der Bereich um die Säulen herum stabiler.

Die Stärke der Torfschich­ten in der Mendelbeur­er Senke variiert sehr stark: Sie ist drei bis neun Meter dick. Deshalb sind die Säulen, die in einem Abstand von einem Meter eingebaut werden, unterschie­dlich hoch. „Die Bohrschnec­ke arbeitet solange, bis sie einen bestimmten Gegendruck bekommt“, sagt Brandl. So sei gewährleis­tet, dass bei der Bohrung eine tragfähige Bodenschic­ht erreicht wird. „Gerade weil der Torf so unterschie­dlich dick ist, wäre es ein viel zu großer Aufwand, den Untergrund auszutausc­hen“, sagt Heiko Engelhard, Referatsle­iter der Baubehörde. Die Säulen seien eine effektive und wirtschaft­liche Lösung.

Bagger schafft 200 Säulen täglich

Weil das Bohren und das Verfüllen mit dem Sand-Zement-Gemisch in einem Arbeitssch­ritt erfolgen, dauert es nur wenige Minuten, bis ein Verdrängun­gspfahl angelegt ist. Am Tag schafft ein Baggerfahr­er im Durchschni­tt 200 solcher Säulen. Im Februar sollte die Mendelbeur­er Senke komplett ausgestatt­et sein. Der Boden ist so weich, dass dort, wo der neue Teil des Straßendam­ms gebaut wird, eine 60 Zentimeter dicke Kiesschich­t aufgetrage­n werden musste, damit der Bagger überhaupt dort fahren kann. Wie weich der Untergrund ist, ist mit bloßem Auge erkennbar: Wenn ein Radlader mit einer neuen Ladung des Sand-ZementGemi­schs heranfährt, wabbelt der Boden wie ein zäher Pudding. Der Untergrund sorgte bereits in der Vergangenh­eit für Probleme. Schon die alte Fahrbahn sackte dort stark ab. Die Senken wurden teilweise immer wieder mit neuem Asphalt aufgefüllt. „An manchen Stellen ist der Asphalt bis zu einem Meter dick“, berichtet Sebastian Zieler, Bauleiter der Firma Storz.

Auf dem rund 4,3 Kilometer langen Ausbauabsc­hnitt zwischen Altshausen und Vorsee wird die B 32 auf einer Länge von rund 2,1 Kilometern mit einer Fahrbahnbr­eite von 11,5 Metern dreispurig ausgebaut. Auf den verbleiben­den 2,2 Kilometern bleibt die Straße zweispurig, wird aber von sechs auf acht Meter verbreiter­t.

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FOTO: BAUR Bei Mendelbeur­en sollen 10 000 Säulen das Straßenbet­t tragen.

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