Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
10 000 Säulen sollen die B 32 tragen
In der Mendelbeurer Senke ist der Torf bis zu neun Meter dick
ALTSHAUSEN - Damit die B32 später einmal stabil ist, werden derzeit auf der Baustelle in Höhe Mendelbeuren Verdrängungspfähle eingebaut. Die Pfähle sind notwendig, damit der Straßendamm trotz des weichen Untergrunds stabil ist. Dafür werden allein im Bereich der Mendelbeurer Senke 10 000 solcher Pfähle erstellt.
„Die Torfschichten sind dort bis zu neun Meter dick“, sagt Martin Gaißmaier, Projektleiter beim Referat Straßenbau Süd des Regierungspräsidiums Tübingen. Der Torf ist sehr weich und als Untergrund für eine Straße nicht geeignet. Würde die bestehende Straße also einfach verbreitert werden, würde der neue Teil absacken. Im Gegensatz dazu ist der Untergrund dort, wo die bisherige Fahrbahn verläuft, viel fester. Er ist im Lauf der Jahrzehnte bereits stark zusammengedrückt worden. „Es ist nicht möglich, eine Straße zu bauen, wenn der Untergrund so unterschiedlich beschaffen ist“, sagt Gaißmaier. „Das würde dazu führen, dass sie gleich wieder kaputt gehen würde, weil der neue Teil deutlich absinken würde.“
Material härtet im Boden aus
Um den Untergrund stabil zu machen, werden Verdrängungspfähle eingebaut. Ein Bagger verdrängt mit einer Bohrschnecke die weichen Torfschichten und bringt gleichzeitig ein trockenes Sand-Zement-Gemisch ein. „Es wird während des Einbohrens nach unten befördert“, erläutert Christian Brandl, Geschäftsführer der Firma Laumer aus Massing in Niederbayern, die auf diese Technik spezialisiert ist. „Dadurch, dass das Gemisch trocken eingebracht wird, entzieht es dem Boden Feuchtigkeit“, sagt er. Im Boden härtet das Material aus. „Das Ergebnis ist eine massive, zementgebundene Säule. Die innere Tragfähigkeit liegt bei einem Durchmesser von 20 Zentimetern bei mindestens über 50 Tonnen“, erläutert Wolfgang Reitmeier von der Hochschule Konstanz, der als Berater tätig ist. Damit sei die Säule nicht nur wesentlich stabiler als eigentlich erforderlich, sondern das Verfahren habe zusätzlich den Vorteil, dass die Säulen ihrer Umgebung Wasser entziehen. Dadurch wird auch der Bereich um die Säulen herum stabiler.
Die Stärke der Torfschichten in der Mendelbeurer Senke variiert sehr stark: Sie ist drei bis neun Meter dick. Deshalb sind die Säulen, die in einem Abstand von einem Meter eingebaut werden, unterschiedlich hoch. „Die Bohrschnecke arbeitet solange, bis sie einen bestimmten Gegendruck bekommt“, sagt Brandl. So sei gewährleistet, dass bei der Bohrung eine tragfähige Bodenschicht erreicht wird. „Gerade weil der Torf so unterschiedlich dick ist, wäre es ein viel zu großer Aufwand, den Untergrund auszutauschen“, sagt Heiko Engelhard, Referatsleiter der Baubehörde. Die Säulen seien eine effektive und wirtschaftliche Lösung.
Bagger schafft 200 Säulen täglich
Weil das Bohren und das Verfüllen mit dem Sand-Zement-Gemisch in einem Arbeitsschritt erfolgen, dauert es nur wenige Minuten, bis ein Verdrängungspfahl angelegt ist. Am Tag schafft ein Baggerfahrer im Durchschnitt 200 solcher Säulen. Im Februar sollte die Mendelbeurer Senke komplett ausgestattet sein. Der Boden ist so weich, dass dort, wo der neue Teil des Straßendamms gebaut wird, eine 60 Zentimeter dicke Kiesschicht aufgetragen werden musste, damit der Bagger überhaupt dort fahren kann. Wie weich der Untergrund ist, ist mit bloßem Auge erkennbar: Wenn ein Radlader mit einer neuen Ladung des Sand-ZementGemischs heranfährt, wabbelt der Boden wie ein zäher Pudding. Der Untergrund sorgte bereits in der Vergangenheit für Probleme. Schon die alte Fahrbahn sackte dort stark ab. Die Senken wurden teilweise immer wieder mit neuem Asphalt aufgefüllt. „An manchen Stellen ist der Asphalt bis zu einem Meter dick“, berichtet Sebastian Zieler, Bauleiter der Firma Storz.
Auf dem rund 4,3 Kilometer langen Ausbauabschnitt zwischen Altshausen und Vorsee wird die B 32 auf einer Länge von rund 2,1 Kilometern mit einer Fahrbahnbreite von 11,5 Metern dreispurig ausgebaut. Auf den verbleibenden 2,2 Kilometern bleibt die Straße zweispurig, wird aber von sechs auf acht Meter verbreitert.