Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Die Geschäftsführer bleiben bodenständig
Leutkircher Herrmann GmbH erweitert in großem Umfang – Wertschöpfung bleibt im Unternehmen
LEUTKIRCH - Zerspanen, Kabel konfektionieren, Baugruppen montieren und Kunststoffteile spritzgießen – solche Dinge sind für die Mitarbeiter der Leutkircher Firma Herrmann täglich Brot. Mehr als 24 000 verschiedene Produkte werden mit diesen Techniken hergestellt. Weil der Platz im ursprünglichen Firmengebäude ausgeht, haben die Geschäftsführer einen modernen Erweiterungsbau erstellen lassen. In den kommenden Wochen und Monaten soll der Umzug über die Bühne gehen.
Produziert werden im Leutkircher Betrieb viele Einzel- und Serienteile, die in Zusammenarbeit mit den Kunden entwickelt werden. Beispiele dafür sind Kanülen, Statoren, Impeller und Sonderkabel. Dabei stellen die Mitarbeiter auch kleine Stückzahlen her. Eingesetzt werden die Bauteile in zahlreichen Branchen wie der Luftfahrt oder der Elektrotechnik. Die meisten Auftraggeber stammen allerdings aus der Medizinbranche, erklärt Thomas Herrmann, einer der Geschäftsführer, im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“.
Eng ist es in diesen Tagen in den Produktionsräumen an der Straße „Im Herrach“, die sich im Industriegebiet nahe der Zeppelinstraße befindet. Eine Maschine reiht sich an die andere, ein Bauteil an das nächste. Die rund 100 Mitarbeiter sitzen nah beieinander. Konzentrierte Handarbeit ist beim Großteil der Beschäftigten angesagt. „Es wird höchste Zeit, dass einige Abteilungen in den Neubau umziehen können“, sagt Herrmann. Bereits seit rund einem Jahr steht die neue Produktionsstätte gegenüber des bisherigen Gebäudes, der Innenausbau wird in diesen Tagen beendet. Mit der Erweiterung verdoppelt das Leutkircher Unternehmen seine Arbeitsfläche. Läuft alles nach Plan, sollen die Abteilungen Kabelkonfektion, Baugruppenmontage und Kunststoffspritzgießen ab Ende März im hochenergetischen Neubau – das als erstes Leutkircher Industriegebäude ein sogenanntes Kfw-55Energiesparhaus sei – ihre Produkte herstellen.
Kunden auf vielen Kontinenten
Über Stärken und Erfolge spricht der Geschäftsführer indes nur ungern. Zur Philosophie der Firma zähle es, auf dem Boden zu bleiben und nicht mit erreichten Zielen zu prahlen. Eines der Erfolgsrezepte ist ihm dann doch zu entlocken. Es sei ein Vorteil, dass die Herrmann GmbH am Markt als Systemlieferant agiere. „Unsere Kunden kaufen fertige Komponenten“, betont Thomas Herrmann. Dadurch bleibe – etwa im Gegensatz zu einem klassischen Zerspanungsunternehmen – die Wertschöpfungskette im Haus. Konkurrenten mit ähnlichem Konzept gebe es nur wenige. Auch deshalb liefert das Unternehmen an Kunden verschiedener Kontinente. Darunter Firmen aus Singapur, Brasilien, China, Indonesien oder der Schweiz. Der Großteil der Produkte geht allerdings an Auftraggeber aus Süddeutschland und speziell aus dem Allgäu sowie der Region um Leutkirch.
Große Ziele hat sich die Unternehmensführung bereits für die kommenden 15 Jahre gesetzt. Die neue Produktionshalle soll nur ein Teil der geplanten Erweiterung sein. In weiteren Bauabschnitten haben die Geschäftsführer einen weiteren, noch deutlich größeren Neubau ins Auge gefasst. Wann der Spatenstich dazu erfolgen könnte, darauf will sich Thomas Herrmann noch nicht festlegen. Zu viele Faktoren spielten dabei eine Rolle. Nicht ganz so einfach sei derweil das Finden von qualifizierten, neuen Mitarbeitern. „Das ist in der Branche schwierig“, so der Leutkircher Geschäftsführer. Eine mögliche Lösung für den Fachkräftemangel: Mitarbeiter selbst ausbilden. Deshalb will das Unternehmen im kommenden Jahr ein sogenanntes Ausbildungszentrum mit einer großen Lehrwerkstatt einrichten.
Zur Historie der Herrmann GmbH: Gegründet wird die Firma 2001 von Thomas Herrmann und dessen Bruder Ralf, der ebenfalls als Geschäftsführer fungiert. In den folgenden Jahren wächst das Unternehmen stetig. Neue Mitarbeiter werden eingestellt und das bestehende Gebäude mehrfach erweitert.