Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Fachkräfte von morgen für die Region gewinnen
Nadine Rox, Karrierebegleiterin der Verbundschule, hilft seit Jahresbeginn erfolgreich bei der Berufsorientierung
ISNY - Nadine Rox hilft Schülern der Isnyer Verbundschule seit Anfang 2017, wenn es um die richtige Berufswahl geht. Im Rahmen des Projekts „Brückenbau“haben der Landkreis Ravensburg und das österreichische Bundesland Vorarlberg einen länderübergreifenden EU-Fördertopf für die Stelle von Karrierebegleitern aufgemacht, das Regionale Bildungsbüro Ravensburg ist Ansprechpartner in der Region.
Als anerkannter Jugendhilfeträger hat der Verein für Kinder- und Jugendarbeit Isny Rox bis 2020 für die Aufgabe gewonnen und verspricht sich viel von einem früheren Wirken im Bereich Übergang in den Beruf. Die Stadt Isny finanziert die Stelle mit und trägt 40 Prozent der Kosten.
Nur ein Grund ist Fachkräftemangel. „Fachpersonal für das Handwerk selbst auszubilden und vor allem in den Betrieben zu halten, ist ein großes Ziel dieser Aktion“, erklärt die Karrierebegleiterin, die ihr Büro im obersten Stockwerk der neuen Mensa am Schulzentrum hat. Obwohl die Schullaufbahn an der Verbundschule zwei bis drei Berufspraktika biete, seien Jugendliche oft unsicher, was die richtige Ausbildung für sie ist.
Oftmals hohe Hürden für Schüler Auch das Schreiben von Bewerbungen, sich selbst einzuschätzen oder ein Telefonat mit einem Ausbildungsbetrieb zu führen, sei für Schüler manchmal eine fast unüberwindliche Hürde. Dann ist Rox schon mittendrin, sich um all diese Dinge zu kümmern und die Jugendlichen anzuleiten, ihren Weg zu finden. Weiterer wichtiger Faktor sei die Unterstützung vom Elternhaus. „Manchmal sind es nur Anstöße oder das Aufzeigen von Alternativen, wenn die Berufsanfänger schon eine Idee haben, in welche Richtung sie gehen möchten“, sagt die Beraterin.
Hilfreich sei auch die Aktion „Mitmachen Ehrensache“. Ab der siebten Klasse können Schüler einen Tag lang in einem Betrieb mithelfen, den Verdienst spenden sie für einen guten Zweck. Rox hat nun angeregt, dass die Betriebe den Tag gleichzeitig als „Schnuppertag“zur Berufsorientierung anbieteen. „Die meisten Isnyer Betriebe sind für jede Art von Praktika offen“, ist Rox froh. Auf der letzten Ausbildungsbörse hat sie sogar Einladungen von Firmen bekommen, mit Schülergruppen Besichtigungen zu organisieren.
Rox greift auf Netzwerk zurück Rox lobt das gute Isnyer Netzwerk. Die Zusammenarbeit mit Berufsberatern der Agentur für Arbeit, der Schulleitung, Klassenlehrern und Lehrern, die als Berufswahllehrer fungieren, sowie den Bildungspartnern, ansässigen Firmen und Handwerksbetrieben sei ausgezeichnet. Eins ihrer erfolgreichen Fallbeispiele war ein Schüler, der unbedingt Polizist werden wollte, aber nicht sicher war, welche Unterlagen und Anforderungen notwendig sind. „Genau dann springe ich ein und greife auf meine Erfahrungen und mein Netzwerk zurück“, berichtet Rox. Eine Schülerin habe Friseurin als ihren Traumberuf erkannt, bei den Eltern und im Umfeld bestand aber noch Gesprächsbedarf. Einem weiteren Schüler konnte sie über ein Freiwilliges Soziales Jahr zur möglichen Ausbildung zum Rettungssanitäter verhelfen.
Wichtig sei für die Jugendlichen oft auch das soziale Umfeld im Ausbildungsbetrieb – wie mit Azubis umgegangen wird, welche Verantwortung sie tragen und welchen Stellenwert die Ausbildung hat. Eine zweite Säule ist die Kommunikation zwischen Eltern und den Schülern. Wenn hier keine Unterstützung stattfinde, werde es schwierig, sagt Rox. Deswegen hat sie schon zwei weitere Projekte am Start: Sie plant Berufsinformationsabende für Eltern und umgekehrt Eltern einladen, ihre Berufe vorzustellen. „Wenn wir sie mit im Boot haben, ist das ein großer Schritt für die Kinder“, ist Rox zuversichtlich.