Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Stadt verpachtet Wohnmobilstellplatz
Interessent aus Wangen will eine halbe Million Euro investieren
BAD WURZACH (sl) - Die Stadt Bad Wurzach wird ihren Wohnmobilstellplatz am Grünen Hügel verpachten. Mit dem jungen Unternehmen meinStellplatz hat sie sogar bereits einen Interessenten an der Hand.
Frank Heidemann, der gemeinsam mit Markus Dieing und Guido Rasch das Start-Up 2016 gegründet hat, stellte dessen Konzept am Montag im Gemeinderat vor.
Demzufolge würde die Firma den Platz auf eigene Kosten für rund 500 000 Euro modernisieren und ausbauen. Modernisieren bedeutet zum Beispiel den Bau eines Sanitärtrakts mit Duschen und Toiletten. Ausbauen heißt, den Platz von bisher 2000 auf etwa 5000 Quadratmeter vergrößern. Statt 17 gäbe es dort dann 52 Stellplätze, mit Option auf eine weitere Vergrößerung auf 80 Plätze.
Wohnmobilisten würden bargeldlos zahlen, statt wie bisher im nahegelegenen Vitalium. Über ein App könnten sie zudem den Platz buchen und bewerten. Für Bad Wurzacher Einzelhändler und Gastronomen besteht die Möglichkeit, über diese App des Unternehmens Werbung bei den Touristen zu betreiben.
Heidemann und seine Kollegen rechnen mit rund 9000 Touristen und etwa 20 000 Übernachtungen jährlich. „Laut Erhebungen gibt ein Wohnmobilist 60 Euro pro Tag am Ort seines Aufenthalts aus“, sagte Heidemann, „das wären 1,2 Millionen Euro, die jährlich in Bad Wurzacher Geschäften und Lokalen ausgegeben werden.“
Das Start-Up-Unternehmen meinStellplatz will den Bad Wurzacher Wohnmobilstellplatz so bald als möglich übernehmen. „Bad Wurzach könnte unser Leuchtturmprojekt werden, mit dem wir im kommenden Januar auf der Tourismusmesse CMT in Stuttgart werben können“, so Heidemann.
Denn meinStellplatz will nicht nur in Bad Wurzach tätig sein. „Wir wollen in den kommenden fünf Jahren ein Netz aus 100 Stellplätzen in Süddeutschland aufbauen“, so der Unternehmer, der sich in Wangen bereits einen Namen gemacht hat. Er ist dort einer der Inhaber und Gründer der SET GmbH mit 85 Mitarbeitern. Diese Firma ist nach eigenen Angaben „Spezialist und Partner für die Entwicklung im Bereich Halbleitertestsysteme, HiL- und Funktionstestsysteme sowie in der Elektronikentwicklung und Fertigung“.
Ein Netz aufbauen
Sein Kollege Guido Rasch bringt laut Heidemann „Erfahrung aus 25 Jahren in der Reisebranche“mit, unter anderem habe er beim Wohnmobilhersteller Dethleffs gearbeitet.
Stellplätze von meinStellplatz sollen dabei nach Vorstellungen der Gründer einen einheitlich hohen Qualitätsstandard haben und so zum Markennamen werden. Mit fünf Kommunen sei man bereits im Gespräch, darunter stünden drei vor dem Abschluss, sagte Heidemann.
Aus den Reihen der Stadträte kamen durchweg positive Stimmen. Zumal als Alternative die Stadt selbst den Platz für eine halbe Million Euro sanieren müsste, will sie ihn weiterhin halbwegs erfolgreich betreiben. Der jetzige Stellplatz wurde im Jahr 2000 angelegt. In den vergangenen Jahren schwankte die Zahl an Touristen dort um die 2000, die Zahl an Übernachtungen um die 4000. Einnahmen und Ausgaben halten sich für die Stadt dadurch in etwa die Waage. Dezernent Frank Högerle sprach von „einer schwarzen Null“. Mit der Verpachtung würde die Stadt jährlich voraussichtlich zwischen 2500 und 5000 Euro einnehmen.
„Seriös und fundiert“
Das vorgelegte Konzept sei „seriös und fundiert“, so Högerle weiter. Die Gründe, die für eine Zusammenarbeit sprechen, würden die dagegen eindeutig schlagen.
Einstimmig entschied sich der Gemeinderat für die Verpachtung. Diese muss nun ausgeschrieben werden. Dass sich ein anderes Unternehmen als meinStellplatz bewirbt, gilt als unwahrscheinlich. Nach einem absehbaren Zuschlag sind die genauen Pachtbedingungen auszuhandeln.
Am Geld werde es dabei nicht scheitern, betonte Bürgermeister Roland Bürkle (CDU). „Priorität hat für uns, mehr Leute in die Stadt zu bekommen.“