Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Stadt verpachtet Wohnmobils­tellplatz

Interessen­t aus Wangen will eine halbe Million Euro investiere­n

- Von Steffen Lang

BAD WURZACH (sl) - Die Stadt Bad Wurzach wird ihren Wohnmobils­tellplatz am Grünen Hügel verpachten. Mit dem jungen Unternehme­n meinStellp­latz hat sie sogar bereits einen Interessen­ten an der Hand.

Frank Heidemann, der gemeinsam mit Markus Dieing und Guido Rasch das Start-Up 2016 gegründet hat, stellte dessen Konzept am Montag im Gemeindera­t vor.

Demzufolge würde die Firma den Platz auf eigene Kosten für rund 500 000 Euro modernisie­ren und ausbauen. Modernisie­ren bedeutet zum Beispiel den Bau eines Sanitärtra­kts mit Duschen und Toiletten. Ausbauen heißt, den Platz von bisher 2000 auf etwa 5000 Quadratmet­er vergrößern. Statt 17 gäbe es dort dann 52 Stellplätz­e, mit Option auf eine weitere Vergrößeru­ng auf 80 Plätze.

Wohnmobili­sten würden bargeldlos zahlen, statt wie bisher im nahegelege­nen Vitalium. Über ein App könnten sie zudem den Platz buchen und bewerten. Für Bad Wurzacher Einzelhänd­ler und Gastronome­n besteht die Möglichkei­t, über diese App des Unternehme­ns Werbung bei den Touristen zu betreiben.

Heidemann und seine Kollegen rechnen mit rund 9000 Touristen und etwa 20 000 Übernachtu­ngen jährlich. „Laut Erhebungen gibt ein Wohnmobili­st 60 Euro pro Tag am Ort seines Aufenthalt­s aus“, sagte Heidemann, „das wären 1,2 Millionen Euro, die jährlich in Bad Wurzacher Geschäften und Lokalen ausgegeben werden.“

Das Start-Up-Unternehme­n meinStellp­latz will den Bad Wurzacher Wohnmobils­tellplatz so bald als möglich übernehmen. „Bad Wurzach könnte unser Leuchtturm­projekt werden, mit dem wir im kommenden Januar auf der Tourismusm­esse CMT in Stuttgart werben können“, so Heidemann.

Denn meinStellp­latz will nicht nur in Bad Wurzach tätig sein. „Wir wollen in den kommenden fünf Jahren ein Netz aus 100 Stellplätz­en in Süddeutsch­land aufbauen“, so der Unternehme­r, der sich in Wangen bereits einen Namen gemacht hat. Er ist dort einer der Inhaber und Gründer der SET GmbH mit 85 Mitarbeite­rn. Diese Firma ist nach eigenen Angaben „Spezialist und Partner für die Entwicklun­g im Bereich Halbleiter­testsystem­e, HiL- und Funktionst­estsysteme sowie in der Elektronik­entwicklun­g und Fertigung“.

Ein Netz aufbauen

Sein Kollege Guido Rasch bringt laut Heidemann „Erfahrung aus 25 Jahren in der Reisebranc­he“mit, unter anderem habe er beim Wohnmobilh­ersteller Dethleffs gearbeitet.

Stellplätz­e von meinStellp­latz sollen dabei nach Vorstellun­gen der Gründer einen einheitlic­h hohen Qualitätss­tandard haben und so zum Markenname­n werden. Mit fünf Kommunen sei man bereits im Gespräch, darunter stünden drei vor dem Abschluss, sagte Heidemann.

Aus den Reihen der Stadträte kamen durchweg positive Stimmen. Zumal als Alternativ­e die Stadt selbst den Platz für eine halbe Million Euro sanieren müsste, will sie ihn weiterhin halbwegs erfolgreic­h betreiben. Der jetzige Stellplatz wurde im Jahr 2000 angelegt. In den vergangene­n Jahren schwankte die Zahl an Touristen dort um die 2000, die Zahl an Übernachtu­ngen um die 4000. Einnahmen und Ausgaben halten sich für die Stadt dadurch in etwa die Waage. Dezernent Frank Högerle sprach von „einer schwarzen Null“. Mit der Verpachtun­g würde die Stadt jährlich voraussich­tlich zwischen 2500 und 5000 Euro einnehmen.

„Seriös und fundiert“

Das vorgelegte Konzept sei „seriös und fundiert“, so Högerle weiter. Die Gründe, die für eine Zusammenar­beit sprechen, würden die dagegen eindeutig schlagen.

Einstimmig entschied sich der Gemeindera­t für die Verpachtun­g. Diese muss nun ausgeschri­eben werden. Dass sich ein anderes Unternehme­n als meinStellp­latz bewirbt, gilt als unwahrsche­inlich. Nach einem absehbaren Zuschlag sind die genauen Pachtbedin­gungen auszuhande­ln.

Am Geld werde es dabei nicht scheitern, betonte Bürgermeis­ter Roland Bürkle (CDU). „Priorität hat für uns, mehr Leute in die Stadt zu bekommen.“

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FOTO: STEFFEN LANG Der Wohnmobils­tellplatz ist in die Jahre gekommen und entspricht nicht mehr heutigen Ansprüchen.

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