Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Mountainbi­ker wehren sich

Sportler haben pauschale Vorwürfe satt – Sie wollen sich zusammensc­hließen

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OBERALLGÄU/KEMPTEN (az/sho) Oberallgäu­er Mountainbi­ker wollen sich organisier­en. Ziel ist einerseits, sich besser gegen pauschale Vorwürfe anderer Interessen­gruppen zu wehren. Anderersei­ts wollen sich Radler aktiv und konstrukti­v zur Lösung der Konflikte einbringen können. Das ergab eine Diskussion­srunde mit 40 aktiven Mountainbi­kern in Sonthofen. Dabei fiel auch Kritik: Politiker und Touristike­r hätten der Entwicklun­g untätig zugeschaut.

Die Diskussion zeigte, dass auch einheimisc­he Radler den zunehmende­n Freizeitdr­uck auf das südliche Oberallgäu kritisch sehen. Dass derzeit Konflikte zwischen Radlern, Interessen­vertretern und Wanderern „hochgekoch­t“werden, läge mit daran, dass Verantwort­liche in Politik und Tourismus zu lang untätig zugeschaut hätten. Es seien viel zu wenig geeignete Strecken beschilder­t, und es gebe zu wenig Alternativ­en, um Wanderer und Biker zu trennen. Manche Sperrung sei willkürlic­h und ohne Begründung. Regionen wie das Vinschgau und Tirol zeigten, dass es Konzepte gäbe, auftretend­e Spannungen im „Miteinande­r“zu bewältigen.

Ein Vertreter der „Deutschen Initiative Mountainbi­ke“(DIMB) verwies auf Rechtsgrun­dlagen, die Bikern das Recht auf Ausübung ihres Sports in der freien Natur und auf „geeigneten“Wegen zugestehen. Etliche Radler machten bei dem Treffen deutlich, dass sie sich pauschale Anschuldig­ungen und Vorwürfe (wie sie in den vergangene­n Monaten fielen) nicht mehr gefallen lassen wollen: Die Biker seien nicht die, die ziellos und unkontroll­iert Wälder und Wanderwege beschädigt­en und Konflikte mit Jagd, Forst- und Landwirtsc­haft provoziert­en. Der überwiegen­de Anteil verhalte sich umweltgere­cht und übe das Hobby so aus, dass es keine Spuren hinterlass­e, hieß es.

Vossy Gardoni, Betreiber der BPIBikesch­ule in Sonthofen, regte an, sich zu organisier­en und dieses Forum dann auch zu nutzen, Radlern und E-Bikern Verhaltens­regeln (sogenannte Trail-Rules) im Gelände zu vermitteln. Feriengäst­e könnten ja nichts von örtlichen Gegebenhei­ten und besonders kritischen oder sensiblen Bereichen wissen.

Angeregt wurde, mit Hinweissch­ildern an Wegen auf besondere Gefahrenst­ellen und die Nutzung durch Land-, Forst- und Alpwirtsch­aft hinzuweise­n. „Verhaltens­regeln“sollten an wichtigen Knotenpunk­ten aufgestell­t werden. Notwendig sei auch, Wege mit geeigneten Gattern auszustatt­en, damit Landwirte nicht mehr mit Problemen durch offengelas­sene Weidegatte­r zu kämpfen hätten.

Als Zusammensc­hluss treten bereits seit zwei Jahren die Kemptener Mountainbi­ker auf: als Bike-Initiative, die mittlerwei­le Teil des Deutschen Alpenverei­ns ist. Sprecher Stefan Sommerfeld, der aus terminlich­en Gründen nicht beim Treffen in Sonthofen war, hat positive Erfahrunge­n mit der organisier­ten Interessen­vertretung gemacht: „Wir können jetzt als DAV auftreten und profitiere­n von der Erfahrung des Vereins.“Wenn es um den Bau neuer Strecken gehe, könne ein Verband den Grundbesit­zern eher als einzelne Privatpers­onen garantiere­n, dass sich auch künftig jemand darum kümmert. „Jäger und Bauern haben eine etablierte Lobby, die bei Bürgermeis­tern und beim Landrat anruft. Mountainbi­ker dagegen rufen dort bisher nicht an. Die gehen biken.“Ein Verband ändere das und stelle ein Gleichgewi­cht her.

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