Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Temperamentvoller Abend in der Malztenne
Die vier Musiker von „Mescaria“haben dem Publikum mit mediterranen Rhythmen eingeheizt
LEUTKIRCH - Bella musica, bella italia, musica italiana: In der mit Tischen und Stühlen ausgestatteten Alten Malztenne der Brauerei Härle haben die temperamentvollen Musiker von „Mescaria“mediterranes Lebensgefühl verkörpert
Arianna Romanella (Gesang, Gitarre), Modestino Musico (Ziehharmonika und Moderator), Vieri Bugli (Violine, Mandoline) und Gabriele Pozzolini (Percussion) kommen aus dem gesamten Mittelmeerraum. Von Griechenland und der Türkei über den Balkan, von Afrika bis in den Alpenraum hat „sich die Luft gemischt“(„Mesc-Aria“) zu Gesang und Musik, so erklärt Modestino Musico den programmatischen Namen der Musiker. Noch heute würden süditalienische Dörfer griechische, albanische und kroatische Dialekte sprechen und die entsprechend getönte Musik leben.
„Urstimme der Mutter Erde“
Leise, spannungsgeladene Trommelwirbel und gezupfte Töne auf der Geige, eingeholt vom flötenden Register der Ziehharmonika, brachten das Publikum zum atemanhaltendem Lauschen. Dieses löste sich zu erleichtertem Lachen, als sich die Stimme erst sanft erzählend einmischte und steigernd mit dem ganzen Orchester in eine temperamentvolle Ta- rantella ausbrach, der das Publikum mit jubelndem Beifall zustimmte. Und diese Stimme! Modestino nannte sie die „Urstimme der Mutter Erde“, aus der Tiefe und bis zu den Spitzen der großen alten Zypressen und Olivenbäume, deren junge Zweige sich im Winde wiegen, zum Himmel strecken und den Menschen den Reichtum der Erde schenken.
Dann folgte melancholische Musik mit orientalisch-türkischen Melismen, Viertelton-Intervallen und Schluchzern, dann wieder eine Tarantella und ihre Steigerung, in den südlichen Dörfern „Pizzica“genannt, in der Arianna das Publikum zum Zwiegesang einlud, das erst verwundert zögernd, dann immer fröhlicher mitmachte. Und es gab Spottund Schmähgesänge gegen die französische Besatzungsmacht im Neapel der 1790er-Jahre, die die Gesänge natürlich nicht verstanden.
Nach der Pause spielten die Musiker noch orchestrale Stücke mit anrührenden Passagen für Soli, wie das von Gabriele, der mit seinen Drums flüsternd erzählte, heftig den Rhythmus trieb und donnernd aufheizte – ein äußerst begabter junger Schlagzeuger. Vieri Bugli entpuppte sich als veritabler Nachkomme des italienischen Teufelsgeigers Paganini. Zum Schluss tanzte Arianna im Publikum mit ihrer Tochter – die Anwesenden ließen sich doch tatsächlich auch dazu animieren.