Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Landkreis plant Berufsschulreform
Entscheidung könnte Ende Januar fallen – Auch die Geschwister-Scholl-Schule ist tangiert
LEUTKIRCH/WANGEN - Der Landkreis Ravensburg macht Ernst bei der Strukturreform der beruflichen Schulen. Bereits im Januar könnte der Kreistag die Neuordnung des Ausbildungsangebots beschließen. Betroffen wird auch die Geschwister-Scholl-Schule (GSS) in Leutkirch sein. Noch stehen mehrere Modelle in der Diskussion. Heinz Brünz, der GSS-Schulleiter, stellte am Donnerstag aber klar. „Veränderungen wird und muss es geben, um für den ganzen Landkreis die Angebote aufrechterhalten zu können.“
Seit der Sitzung des Kultur- und Schulausschusses vergangenen September wurde die regionale Schulentwicklung ausschließlich hinter den Kulissen besprochen. Es gab seitdem diverse Gespräche zwischen Rektoren, Kreisverwaltung und Regierungspräsidium als zuständiger Schulbehörde über die künftige Strategie bei den beruflichen Schulen im Kreis. Auch in der jüngsten Ausschusssitzung Ende November war das Thema nicht öffentlich. Hier hatte die Kreisverwaltung die Räte auch über das von ihr favorisierte Modell der Konzentration von Ausbildungsangeboten informiert, die Schulleiter konnten Stellungnahmen abgeben.
Großes Informationsbedürfnis
Mittlerweile wurden die Schulen offiziell über die Pläne unterrichtet, und seitdem gibt es dem Vernehmen nach vereinzelt Unruhe in manchen Kollegien. Deshalb hat die Kreisverwaltung am Mittwoch das Konzept zur Schulentwicklung online gestellt, bereits in der nächsten Sitzung am 19. Dezember sollen alle Kreisräte informiert werden. Auch die nächste Schulausschusssitzung am 16. Januar, bei der eine Beschlussempfehlung vorgesehen ist, soll öffentlich sein. „Wir haben das Gefühl, dass bei diesem Thema in der Bevölkerung und bei den Räten ein großes Informationsbedürfnis besteht“, räumt Schuldezernent Franz Baur ein.
Die vom Kreis vorgeschlagene Variante „K2“(K wie Kompetenzzentren) birgt jede Menge Zündstoff – vor allem fürs Allgäu. Demnach soll der Großteil der gewerblichen Ausbildung künftig an der GeschwisterScholl-Schule in Leutkirch gebündelt werden. Mit der Folge, dass Wangen bis auf die Holztechnik diverse Berufsfelder wie Kfz-Mechatronik oder Metalltechnik sowie das Profil Technik/Management am Technischen Gymnasium verliert . In Leutkirch soll ein „Industrie 4.0“Standort fürs Allgäu entstehen. „Dort gehören dann auch die KfzMechatroniker hin“, so Baur.
Im Gegenzug soll das Berufliche Schulzentrum Wangen (BSW) zum „Kompetenzzentrum Milch und Agrarwirtschaft Allgäu“werden und die entsprechenden Ausbildungszweige von Leutkirch und Ravensburg erhalten, darunter ein Agrarwissenschaftliches Gymnasium. Weiter sieht das Modell „K2“vor, dass aus Ravensburg die Bankkaufleute nach Wangen kommen. Im Schussental werden demnach künftig die Berufsfelder Gesundheit und Hauswirtschaft (jeweils von Leutkirch) gebündelt.
Zur Disposition stehen aber auch ein Modell „K1“, die konsequente Konzentration im Allgäu, sowie eine abgeschwächte Variante, die in Wangen weiter einjährige Berufsfachschulen und wie bisher die beiden TG-Klassen vorsieht. Bei allen drei Varianten, so heißt es in den Unterlagen, könne die gefährdete MaurerAusbildung im Landkreis bleiben.
Laut Kreis punktet die Variante „K2“vor allem, weil sie durch mehrzügige Ausbildungsgänge Kleinklassen und Unterrichtsausfall vermeide, Planungssicherheit schaffe sowie Kooperationen, Angebote für schwächere Jugendliche und „Identität“der jeweiligen Schulen erhalte.
„Das ist kein Sparkonzept“, betont Franz Baur. „Es geht bei der regionalen Schulentwicklung vielmehr darum, eine stabile Struktur an den Schulen und ein tragfähiges Fundament für die großen Aufgaben bei der Modernisierung und Instandhaltung zu schaffen.“Dies vor dem Hintergrund von prognostizierten, rückläufigen Schülerzahlen: „Aber auch wenn die Zahlen stabil bleiben sollten, haben wir Handlungsbedarf.“