Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
„Wir haben die Baustelle im Griff“
Südliche Altstadt: Investor und Bauamt erklären Schwierigkeiten und Verzögerungen
ISNY - Was haben der Berliner Flughafen, „Stuttgart 21“und Isnys „Südliche Altstadt“gemeinsam? Großbaustellen-Gerüchte! Doch im Gegensatz zu den Nebelkerzen in Bundesund Landeshauptstadt nahmen die Hauptverantwortlichen in Isny – Investor Josef Kurz aus Memmingen, Stadtbauamtschef Claus Fehr und Bürgermeister Rainer Magenreuter – am Mittwoch ausführlich Stellung zu Fragen der „Schwäbischen Zeitung“. Behauptungen von einem Baustopp oder Planungsfehlern treten sie vehement entgegen.
„Es gibt auf jeder Baustelle Probleme, wir haben sie im Griff“, betonte Kurz. Magenreuter war wichtig klarzustellen, dass es zwischen Investor und Stadt „weiterhin ein gutes Verhältnis und eine gute Zusammenarbeit“gebe.
Fehr präzisierte zum Stichwort „Baustopp“, dass Kurz selbst vor einigen Tagen die Arbeiten in der Tiefgarage „kurzfristig“gestoppt habe, „um die Druckfestigkeit des Betons zu prüfen“. Und wegen der kalten Witterung könne dort im Moment nicht weiter betoniert werden – „wie bei jeder anderen Baustelle auch“, unterstrich Fehr.
Kurz sagte, es gebe „tatsächlich eine Verschiebung, bis wir die Tiefgarage insgesamt bis vorne fertig bauen“– sprich: samt Zufahrt von der Obertorstraße. Weiter gehe es, sobald dies die Witterung zulasse, mit der sogenannten „weißen Wanne“, also der Einbringung von „wasserundurchlässigem Beton“, um das Grundwasser fernzuhalten.
Schließlich werde der Bau „in einem normalen technischen Vorgang abgedrückt“, was soviel heiße wie: „Wir schauen, ob Wasser kommt.“Erst nach einem positiven Befund könne der befahrbare Bodenbelag aufgebracht werden.
In diesen Zusammenhang bestätigten Kurz und Fehr, dass die Bewohner der schon fertigen Häuser die Tiefgarage noch nicht wie zugesagt ab Dezember nutzen können: „Die Mieter haben Ersatzparkplätze im Rewe-Parkhaus, am Hallgebäude und Notariat“, schilderte Kurz. Dass sie auf „städtischen Parkplätzen parken, kostet uns nichts“, ergänzte Fehr, „wenn, dann wäre es andersrum“. Würden die Bewohner schon jetzt ohne Bodenbelag einfahren, könne Tausalz an den Reifen zu Korrosion am Bauwerk führen.
Hoch- und Innenausbau läuft – trotz Schnee, Frost und Regen Dass mit Grundwasser-Problemen zu rechnen war, hat Josef Kurz nach eigenen Worten „von Anfang an gewusst – wie viel es ist, weiß man vorher natürlich nie, vielleicht haben wir nicht damit gerechnet, dass so viel kommt, aber wir haben die Baustelle im Griff“, betonte er wiederholt. Fehr merkte an: „Die Wasserhaltung hat sich anfangs verzögert, wodurch sicher höhere Baukosten“entstünden.
Auch, weil zweimal „Betonwasser“, das Pumpen versehentlich aus der Baustelle befördert hatten, den Stadtbach verunreinigten – Fische starben in den Weihern im Kurpark, das Landratsamt rückte zur Kontrolle an. Erhard Boldender (SPD) hatte zweimal im Gemeinderat darauf hingewiesen, dass andernorts aus derlei Gründen Baustellen von Amts wegen eingestellt wurden.
Investor Kurz erklärte gegenüber der SZ, das Grundwasser werde inzwischen „über Absetzbecken sauber rausgeleitet“. Fehr ergänzte, dass Verunreinigungen künftig „nicht mehr vorkommen dürften, weil nicht mehr unter Wasser betoniert“werde.
Währenddessen laufe der Hochbau weiter, unterstrichen Kurz und Fehr. Dass der Gemeinderat unlängst eine Verlängerung der Baustelle bis zum 30. Juni 2019 genehmigen musste, lag nach den Worten des Investors auch daran, „dass ich um Handwerker ringen muss“angesichts deren voller Auftragsbücher. „Eine Verzögerung von bis zu sechs Monaten ist nichts Dramatisches“, sagte Kurz, es gehe weiter, das Dach auf Haus B werde dieser Tage fertiggestellt, in den Häusern A und C werde innen gearbeitet.
Gerüchte hatte auch die Ratssitzung am 25. September nach sich gezogen: Als es dort um den Straßenbelag in der Hofstatt ging, wurde bekannt, dass Stadtverwaltung und Investor in Verhandlungen standen, weil die unteren Abschlüsse der Außentreppen und behindertengerechten Rampen an den Hauseingängen sowie die Tiefgaragenzufahrt nicht mit dem Straßenniveau angleichbar schienen.
Kurz erklärte nun der SZ: „Ursprünglich war geplant, die Rampen auf öffentlichem Grund auslaufen zu lassen.“Frage war dazu damals im Gemeinderat im September: „Wer bezahlt das?“Antwort von Diana Hanser vom Bauamt: „Wir haben nicht falsch geplant.“
Nun bestätigten Bauamtschef und Investor eine Einigung: „Wir lassen die Rampen auf eigenem Grund auslaufen“, sagte Kurz. Er trat auch dem Vorwurf von Fehlplanungen entgegen, die Häuser seien zu hoch geraten: „Wir bauen die Firsthöhen wie genehmigt“, die Südliche Altstadt sei ein Erfolg: „85 Prozent der Wohnungen sind verkauft.“
In keiner anderen vergleichbaren Stadt im Landkreis Ravensburg herrscht aktuell so rege Planungsund Bautätigkeit wie in der „Boomtown“Isny. Sowohl die Kommune, als auch private Bauträger wie die in der Südlichen Altstadt, dazu Handwerks- oder Industriebetriebe, etwa Isnys größter Arbeitgeber Dethleffs, stemmen seit Jahren und in näherer Zukunft zahlreiche Vorhaben. In einer Serie unternimmt die „Schwäbische Zeitung“mit Stadtbaumeister und Wirtschaftsförderer Claus Fehr einen gedanklichen „Baustellen-Spaziergang“um zu informieren, was wo in nächster Zukunft entsteht, fertiggestellt oder geplant wird – oder, wo sich „Problemzonen“auftun – im Kleinen wie im Großen. Auch die Bauherren kommen immer wieder zu Wort. (sts)