Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

„Wir haben die Baustelle im Griff“

Südliche Altstadt: Investor und Bauamt erklären Schwierigk­eiten und Verzögerun­gen

- Von Tobias Schumacher

ISNY - Was haben der Berliner Flughafen, „Stuttgart 21“und Isnys „Südliche Altstadt“gemeinsam? Großbauste­llen-Gerüchte! Doch im Gegensatz zu den Nebelkerze­n in Bundesund Landeshaup­tstadt nahmen die Hauptveran­twortliche­n in Isny – Investor Josef Kurz aus Memmingen, Stadtbauam­tschef Claus Fehr und Bürgermeis­ter Rainer Magenreute­r – am Mittwoch ausführlic­h Stellung zu Fragen der „Schwäbisch­en Zeitung“. Behauptung­en von einem Baustopp oder Planungsfe­hlern treten sie vehement entgegen.

„Es gibt auf jeder Baustelle Probleme, wir haben sie im Griff“, betonte Kurz. Magenreute­r war wichtig klarzustel­len, dass es zwischen Investor und Stadt „weiterhin ein gutes Verhältnis und eine gute Zusammenar­beit“gebe.

Fehr präzisiert­e zum Stichwort „Baustopp“, dass Kurz selbst vor einigen Tagen die Arbeiten in der Tiefgarage „kurzfristi­g“gestoppt habe, „um die Druckfesti­gkeit des Betons zu prüfen“. Und wegen der kalten Witterung könne dort im Moment nicht weiter betoniert werden – „wie bei jeder anderen Baustelle auch“, unterstric­h Fehr.

Kurz sagte, es gebe „tatsächlic­h eine Verschiebu­ng, bis wir die Tiefgarage insgesamt bis vorne fertig bauen“– sprich: samt Zufahrt von der Obertorstr­aße. Weiter gehe es, sobald dies die Witterung zulasse, mit der sogenannte­n „weißen Wanne“, also der Einbringun­g von „wasserundu­rchlässige­m Beton“, um das Grundwasse­r fernzuhalt­en.

Schließlic­h werde der Bau „in einem normalen technische­n Vorgang abgedrückt“, was soviel heiße wie: „Wir schauen, ob Wasser kommt.“Erst nach einem positiven Befund könne der befahrbare Bodenbelag aufgebrach­t werden.

In diesen Zusammenha­ng bestätigte­n Kurz und Fehr, dass die Bewohner der schon fertigen Häuser die Tiefgarage noch nicht wie zugesagt ab Dezember nutzen können: „Die Mieter haben Ersatzpark­plätze im Rewe-Parkhaus, am Hallgebäud­e und Notariat“, schilderte Kurz. Dass sie auf „städtische­n Parkplätze­n parken, kostet uns nichts“, ergänzte Fehr, „wenn, dann wäre es andersrum“. Würden die Bewohner schon jetzt ohne Bodenbelag einfahren, könne Tausalz an den Reifen zu Korrosion am Bauwerk führen.

Hoch- und Innenausba­u läuft – trotz Schnee, Frost und Regen Dass mit Grundwasse­r-Problemen zu rechnen war, hat Josef Kurz nach eigenen Worten „von Anfang an gewusst – wie viel es ist, weiß man vorher natürlich nie, vielleicht haben wir nicht damit gerechnet, dass so viel kommt, aber wir haben die Baustelle im Griff“, betonte er wiederholt. Fehr merkte an: „Die Wasserhalt­ung hat sich anfangs verzögert, wodurch sicher höhere Baukosten“entstünden.

Auch, weil zweimal „Betonwasse­r“, das Pumpen versehentl­ich aus der Baustelle befördert hatten, den Stadtbach verunreini­gten – Fische starben in den Weihern im Kurpark, das Landratsam­t rückte zur Kontrolle an. Erhard Boldender (SPD) hatte zweimal im Gemeindera­t darauf hingewiese­n, dass andernorts aus derlei Gründen Baustellen von Amts wegen eingestell­t wurden.

Investor Kurz erklärte gegenüber der SZ, das Grundwasse­r werde inzwischen „über Absetzbeck­en sauber rausgeleit­et“. Fehr ergänzte, dass Verunreini­gungen künftig „nicht mehr vorkommen dürften, weil nicht mehr unter Wasser betoniert“werde.

Währenddes­sen laufe der Hochbau weiter, unterstric­hen Kurz und Fehr. Dass der Gemeindera­t unlängst eine Verlängeru­ng der Baustelle bis zum 30. Juni 2019 genehmigen musste, lag nach den Worten des Investors auch daran, „dass ich um Handwerker ringen muss“angesichts deren voller Auftragsbü­cher. „Eine Verzögerun­g von bis zu sechs Monaten ist nichts Dramatisch­es“, sagte Kurz, es gehe weiter, das Dach auf Haus B werde dieser Tage fertiggest­ellt, in den Häusern A und C werde innen gearbeitet.

Gerüchte hatte auch die Ratssitzun­g am 25. September nach sich gezogen: Als es dort um den Straßenbel­ag in der Hofstatt ging, wurde bekannt, dass Stadtverwa­ltung und Investor in Verhandlun­gen standen, weil die unteren Abschlüsse der Außentrepp­en und behinderte­ngerechten Rampen an den Hauseingän­gen sowie die Tiefgarage­nzufahrt nicht mit dem Straßenniv­eau angleichba­r schienen.

Kurz erklärte nun der SZ: „Ursprüngli­ch war geplant, die Rampen auf öffentlich­em Grund auslaufen zu lassen.“Frage war dazu damals im Gemeindera­t im September: „Wer bezahlt das?“Antwort von Diana Hanser vom Bauamt: „Wir haben nicht falsch geplant.“

Nun bestätigte­n Bauamtsche­f und Investor eine Einigung: „Wir lassen die Rampen auf eigenem Grund auslaufen“, sagte Kurz. Er trat auch dem Vorwurf von Fehlplanun­gen entgegen, die Häuser seien zu hoch geraten: „Wir bauen die Firsthöhen wie genehmigt“, die Südliche Altstadt sei ein Erfolg: „85 Prozent der Wohnungen sind verkauft.“

In keiner anderen vergleichb­aren Stadt im Landkreis Ravensburg herrscht aktuell so rege Planungsun­d Bautätigke­it wie in der „Boomtown“Isny. Sowohl die Kommune, als auch private Bauträger wie die in der Südlichen Altstadt, dazu Handwerks- oder Industrieb­etriebe, etwa Isnys größter Arbeitgebe­r Dethleffs, stemmen seit Jahren und in näherer Zukunft zahlreiche Vorhaben. In einer Serie unternimmt die „Schwäbisch­e Zeitung“mit Stadtbaume­ister und Wirtschaft­sförderer Claus Fehr einen gedanklich­en „Baustellen-Spaziergan­g“um zu informiere­n, was wo in nächster Zukunft entsteht, fertiggest­ellt oder geplant wird – oder, wo sich „Problemzon­en“auftun – im Kleinen wie im Großen. Auch die Bauherren kommen immer wieder zu Wort. (sts)

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FOTO: TOBIAS SCHUMACHER In der Südlichen Altstadt ruhen die Arbeiten unten in der Tiefgarage witterungs­bedingt, wogegen an den Häusern oben weitergear­beitet wird – trotz Schnee und Regen. Die Aufnahme entstand am Mittwoch.

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