Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Bunt und voller Anspielungen
Ausstellung „Die Südliche“: Oberallgäuer Kunstpreis für Maria Profanter
IMMENSTADT/BAD HINDELANG Wie eine Insel schwimmt ein grünes Papier auf weißem Grund. Es erinnert von Weitem an ein Gehirn. Bunt ist dagegen ein organisches Gebilde, das wie ein Schwamm als Speicher dienen könnte. Für solch kaum konkrete, dafür umso anspielungsreichere Collagen und Gemälde hat Maria Profanter den Kunstpreis des Landkreises Oberallgäu erhalten. Er ist mit 2000 Euro dotiert.
Landrat Anton Klotz hat ihn zum Auftakt der „Südlichen“, der Jahresausstellung der Bildenden Künstler des Landkreises Oberallgäu, im Immenstädter Museum Hofmühle an die Malerin, Grafikerin und Zeichnerin aus Hinterstein (Gemeinde Bad Hindelang) überreicht.
Neben ihr wurden noch zwei weitere Künstler ausgezeichnet. Jürgen Moos, genannt Giorgio, aus Bräunlings bei Immenstadt bedachte die Sparkasse Allgäu mit dem „Ersten Ankauf“; Heribert Schwarz vom Vorstand der Bank erwarb die siebenteilige Arbeit „Lebensfreude“für eine Filiale. Die Holzschnitte auf runden Metallplatten zeigen stilisierte tanzende Figuren auf kräftigem rotorangefarbenen Grund. Amrei Müller aus Zöblen im Tannheimer Tal arbeitet mit Betonguss. Von ihren Frauenfiguren, die Nachdenklichkeit, aber auch Offenheit ausstrahlen, hat „Mali“eine Jury so überzeugt, dass sie das Werk für den Preis „Ausblick“des Allgäuer Überlandwerkes ausgewählt hat. Prokurist Jürgen Herrmann würdigte die Bildhauerin, die ihr Atelier in Bad Hindelang hat.
Über 150 Arbeiten von 30 Künstlern vereinigt die „Südliche“, sagte Magdalena Willems-Pisarek, die das Organisationsteam leitet. Die Künstler werden dabei von einer Jury zu der Ausstellung eingeladen und können dort vier Werke eigener Wahl zeigen. Eine Sonderschau mit kleinen Formaten sowie einige Arbeiten des „historischen Gastes“Josef Hauber (1766 – 1834) ergänzen das Angebot. Es will einen Querschnitt durch die Bildende Kunst der Region bieten. Auch wenn Arbeiten nicht gefallen, sei ein Besuch der Ausstellung lohnenswert, erklärte die Malerin und promovierte Philosophin Magdalena Willems-Pisarek. Denn die Auseinandersetzung mit Kunst und ihren Intentionen fördere die Toleranz.
In der Ausstellung dominiert wie immer die Malerei, und zwar die gegenständliche. Sie zeigt ein breites Spektrum an Darstellungsmöglichkeiten: Nic Albrecht aus Bad Hindelang lenkt zum Beispiel in eindringlichen Darstellungen kritisch den Blick auf Krieg und die Auswüchse der Spaßgesellschaft. Monika Herlein aus Waltenhofen lässt in ihren großformatigen Porträts die komplexe Psyche der dargestellten Menschen erahnen. Der gebürtige Immenstädter Johannes Müller löst die Konturen seiner Figuren durch Bewegung auf. Der Mensch bleibt bei ihm ein Rätsel. Hans Friedrich aus Waltenhofen überspitzt die Folgen menschlicher Eingriffe in seinen zeichenhaften Bildern „Gestörtes Grün“oder „Die Natur holt sich alles zurück“.
Trotz der Tendenz zum Gegenständlichen bleibt in zahlreichen Arbeiten die Grenze zur Abstraktion fließend. So wie etwa in den auf wenige Zeichen und farbige Flächen reduzierten Landschaften von Bertram Schilling aus Sonthofen oder der stimmungsvoll komprimierten Allgäuer Winterlandschaft von Arnulf Heimhofer aus Burgberg. Neue Akzente mit ihren Arbeiten setzen die Bildhauer. Lucia Hiemer aus Waltenhofen erweist mit einer skurrilen Installation ihren Großvätern Reverenz: Geballte Fäuste wachsen aus genagelten Stiefeln hervor.
Silvia Jung-Wiesenmayer aus Opfenbach/Westallgäu demonstriert in der „Steinwindung“, wie der Mensch mit Sandstein kunstvoll natürliche Erosionsprozesse überhöhen kann. Matthias Buchenberg aus Vorderburg konzentriert einen Männerkopf aus Kalkstein auf wenige markante Formen. Magnus Auffinger aus Gunzesried führt das Spezialistentum humorvoll anhand eines kleinen Mannes in Bronze mit übergroßen Händen, Ohren und Füßen vor Augen. So bietet die „Südliche“viel Nahrung für die Augen und manche Anregung fürs Gehirn.