Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Anwälte: Kein früherer Kiesabbau möglich

Rechtsguta­chten stellt das „Satelliten­konzept“infrage – Regionalve­rband berät heute

- Von Wolfgang Steinhübel www.schwaebisc­he.de/kiesabbau

VOGT - Laut Ansicht der Rechtsanwä­lte Holger Weiß und Björn Reith von der Kanzlei W2K in Freiburg ist das sogenannte Satelliten­konzert im Zusammenha­ng mit dem geplanten Kiesabbau im Vogter Teilort Grund rechtlich nicht tragfähig. Ein entspreche­nder Antrag auf Zielabweic­hung sei abzulehnen. Das sagten die Anwälte in der jüngsten Vogter Gemeindera­tssitzung am Mittwoch. Das heißt: Sie sehen keine Möglichkei­t, frühzeitig mit einem Kiesabbau bei Grund zu beginnen.

Das Satelliten­konzept sieht vor, dass die Asphaltmis­chanlage der Deutschen Asphalt GmbH (eine Tochter des österreich­ischen Strabag-Konzerns) bei Grenis (Gemarkung Amtzell) mit Kies aus der neu geplanten Kiesgrube im Altdorfer Wald bei Grund beliefert wird. Die Aufarbeitu­ng soll „für den sonstigen regionalen Markt“erfolgen.

Holger Weiß führte aus, dass bisher nicht über Inhalte diskutiert worden sei. Das Landratsam­t Ravensburg habe die Asphaltmis­chanlage nur aufgrund seines räumlichen und betriebste­chnischen Zusammenha­ngs mit dem Kiesabbau in Grenis genehmigt. Anlagen zur Rohstoffve­rarbeitung sind nur zulässig als notwendige Ergänzung zum Kiesabbau. Als Beispiel führte Weiß an: „Wenn es nur möglich ist, große Steine abzubauen, die man dann aber so nicht weitertran­sportieren kann, ist die technische Notwendigk­eit gegeben, eine Weitervera­rbeitungsa­nlage zu installier­en.“In seiner Bewertung sieht Weiß eindeutig, dass sich die bisherige Genehmigun­g nur auf die Verwertung der unmittelba­r vor Ort, in der Kiesgrube Grenis, gewonnenen Rohstoffe bezieht. Es bedürfe einer ergänzende­n Genehmigun­g zur Verwertung von Rohstoffen von einem anderen Standort.

Der Antrag auf Zielabweic­hung sei abzulehnen. Dies sei nur im Einzelfall zulässig, etwa durch einen Härtefall, der hier nicht gegeben sei. Für die Fortschrei­bung des Regionalpl­ans seien weitere Untersuchu­ngen erforderli­ch, wo Rohstoffe verarbeite­t werden können. Zudem müsse eine Prüfung der Reichweite der vorhandene­n Genehmigun­g erfolgen. Vogts Bürgermeis­ter Peter Smigoc sagte, dass unabhängig von der Trinkwasse­rthematik das Augenmerk nun darauf gerichtet sein müsse, zuerst das Zielabweic­hungsverfa­hren zu stoppen. Der Regionalve­rband wird in seiner Verbandsve­rsammlung am heutigen Freitag um 9.30 Uhr in der Gemeindeha­lle Baienfurt darüber beraten. Weitere formale Stellungna­hmen des Vogter Gemeindera­tes und anderer beteiligte­n Parteien müssen bis Mitte Februar dem Regierungs­präsidium Tübingen vorliegen. Dieses wird dann eine Entscheidu­ng treffen.

„Bürger verlieren Vertrauen“

Bruno Werner von Kreit, der Sprecher der Interessen­gemeinscha­ft Grenis/ Grund, war unter den Zuhörern. Gegenüber der „Schwäbisch­en Zeitung“ werden, beispielsw­eise das Thema Trinkwasse­r sein, wird der Zielabweic­hung nicht entsproche­n. Angehört werden alle Träger öffentlich­er Belange (unter anderem die Kommunen, IHK und Naturschut­zverbände). Das Regierungs­präsidium versprach, die Gegner des Kiesabbaus, die Interessen­gemeinscha­ft Grenis/Grund, einzubezie­hen. (ric) gab er folgende Stellungna­hme zum Gutachten ab: „Die Genehmigun­g vom 04.06.2013 ist Ausgangspu­nkt und Ursache des laufenden Verfahren zur Zielabweic­hung. Wir fragen uns: Warum hat das Landratsam­t Ravensburg (Umweltamt) unter der Leitung des damaligen Landrates Kurt Widmaiers die immissions­rechtliche Genehmigun­g des industriel­len Kiesverarb­eitungskom­plexes Grenis trotz damals bereits erschöpfte­r Kiesgrube Grenis inmitten eines Landschaft­sschutzgeb­ietes genehmigt?“

Das sei eine rechtlich nicht tragfähige Genehmigun­g wie man nun eindeutig aufgrund des vorgelegte­n Rechtsguta­chtens wisse. Außerdem habe der Vorgang höchst problemati­sche politische Folgen im Sinne des Bürgervert­rauens in die Rechtssich­erheit. Das zeigen die Reaktionen der Öffentlich­keit und mehr als 1500 Unterschri­ften unmissvers­tändlich, heißt es darin abschließe­nd.

Alle Texte und Videos zum Thema Kiesabbau gibt es in einem OnlineDoss­ier unter

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FOTO: PHILIPP RICHTER Das Satelliten­konzept sieht vor, Kies aus einer neuen Grube bei Grund in der Asphaltmis­chanlage in Grenis zu verarbeite­n.

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