Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Plauderei über Bildhauerei
Daphne Kerber präsentiert ihren Bildband
ISNY (sts) - Wenn ein renommierter Kunstverlag dem OEuvre eines Künstlers einen Bildband widmet, ist dies durchaus ein Ritterschlag. Diesen erfuhr 2017 die in Bolsternang lebende und arbeitende Bildhauerin Daphne Kerber. Am heutigen Samstag, 16. Dezember, lädt sie Kunstsinnige und Interessierte von 13 bis 15 Uhr in die Buchhandlung Mayer in der Wassertorstraße ein, um mit ihnen über das Buch zu plaudern. Es versammelt Werke aus 30 Jahren ihres Schaffens, mit dem sie sich 1989 in die Freiberuflichkeit gewagt hat.
„Ich lebe von der Kunst, ich muss Ausstellungen auf gutem Niveau zeigen, allein das ist schwierig, die Mischung ist umfangreich im Lande, und es gibt fast keine Künstler, die von der Kunst allein leben können“, beschreibt Kerber ihr Umfeld.
Und gewährt mit leiser Ironie Einblicke in ihr Innenleben, die daraus folgen: „Ich bin nicht unbedingt vom Genius befallen – wenn mir nichts einfällt, muss ich mich austricksen“, sagt sie und schmunzelt. Manchmal genüge, „wenn ich ein Buch hernehme, ein gutes Hörbuch, Musik“, wenn sie sich nicht durch Tee oder Kaffee ablenken lasse, oder früher von ihren drei Töchtern, die inzwischen aus dem Haus seien: „Ich bin froh, dass ich Disziplin aufbringe“, denn „in der Bildhauerei ist nicht jede Phase spannend, ein Konzept zu entwickeln kann langweilig sein“.
Kunst, Freiheit – geme wird das Begriffspaar assoziiert. Auch Freiheit und Freiberuflichkeit. Von Anspannung, Druck, Getriebenheit ist eher selten die Rede. „Ich bin froh, dass ich mit meinem Beruf innerlich und inhaltlich von nichts abhängig bin, vergleichbar einer Rüstung“, sagt Kerber. Leere könne bei einem Künstler hingegen allein die Frage auslösen: „Kann ich mir Material kaufen?“Kerber ist in ihrer Wahlheimat, dem waldreichen Allgäu, in der glücklichen Lage, dass Holz, ihr „Lieblingsmaterial“, zuhauf vorhanden ist. Mit diesem Werkstoff begann die Bielefelderin vor 30 Jahren. Er nimmt im Bildband und der Sammlung ihrer Skulpturen, dem er gewidmet ist, den breitesten Raum ein.
Kerbers künstlerischen Umgang mit Holz setzte der Kunsthistoriker Uwe Degreif anlässlich einer Ausstellung im Breih-Mali Museum in Biberach 2013 in eine Reihe mit „der gotischen Bildschnitzerei und die im Alpenländischen bis heute populären Votivbilder und Bildstöcke“. Diese Interpretation eröffnet als Vorwort das Buch. Arbeiten aus Bronze, Gips, Glas und Papier in unterschiedlichen Techniken kommen hinzu. Über sie gibt Kerber heute ebenso Auskunft.
Freude, wenn die Nachbarn fragen Wie sie ihren Band auch gerne signieren wird. Ein Werk soll eine Handschrift tragen. Ihre Skulpturen tun dies. Wie ihnen die Herkunft anzusehen sein soll: Kunst einer Allgäuer Künstlerin. Die in Bolsternang in zwei Ateliers arbeitet und sich darüber freut, wenn Nachbarn sich nach ihrer Arbeit erkundigen, woher sie ihr Holz bezieht, wie lange sie an einem Werk gearbeitet hat. Die in Schmidsfelden Glas gießt, nach Neugablonz fährt zum Schleifen, deren Ausstellungssockel ein hiesiger Schreiner fertigt, die den Hufschmied in Diepoldshofen um Rat fragt bei Metall.
„Hier im Allgäu ist wichtig, die Kulturlandschaft auch in ihrer religiösen Form zu inhalieren“, umschreibt Daphne Kerber eine Quelle ihrer Inspiration. Ein kleiner Wink, den Degreif aufgriff und der dem Betrachter des Skulpturenbuches als erster Wegweiser dienen kann – in die Skulpturenwelt Daphne Kerbers.