Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
„Waldburg hat ein erhöhtes Risiko“
Unfallursache könnte erst nach Monaten feststehen – Bergung beginnt heute
WALDBURG (jam/hag/olli/hey) Nach dem Flugzeugabsturz am Donnerstagabend bei Waldburg mit drei Toten hat der betroffene Bürgermeister ein erhöhtes Absturzrisiko für seine Gemeinde festgestellt.
„Ich konnte es erst gar nicht fassen, dass sich so eine Tragödie bei uns zuträgt“, erinnert sich Michael Röger an seine erste Reaktion. „Aber wenn man genau draufschaut, warum auch nicht?“Waldburg liege nämlich direkt in der Einflugschneise zum Flughafen Friedrichshafen. „Täglich fliegt eine Vielzahl an Flugzeugen über unser bewohntes Gebiet hinweg – uns ist allen bewusst, dass das ein erhöhtes Risiko darstellt.“
Am Freitag lobte Röger die Einsatzkräfte und kündigte für sie eine psychologische Betreuung an. Direkt nach Eingang des Notrufs sei er an den Unfallort gefahren und habe das Geschehen beobachtet. Vor der Arbeit der Rettungskräfte, speziell der Freiwilligen Feuerwehr, zieht er den Hut: „Ich möchte mich bedanken bei den ganzen Helfern, bei den Ehrenamtlichen und vor allem bei meinen Feuerwehrleuten. Ich glaube, dass sie sehr besonnen, verantwortungsbewusst und professionell gearbeitet haben.“
Am Samstagmorgen wolle er sich mit der gesamten Mannschaft im Feuerwehrhaus treffen und über das Erlebte sprechen, so Röger.
Beim Absturz des Business-Jets in einem Waldstück bei Waldburg starben am Donnerstagabend alle drei Insassen, darunter der als „Thermenkönig“bekannte 79-jährige Unternehmer Josef Wund, der unter anderem die größte Therme Europas in Erding verantwortete und in Friedrichshafen die Messehalle errichtete.
„Wir sind alle traurig und geschockt“, sagte der Vorstand der nach Wund benannten Stiftung, Christoph Palm, am Freitag in Stuttgart. „Ziel der Stiftung ist es, das beachtliche Lebenswerk von Josef Wund fortzuführen. „Die Familie hat uns gebeten, erst mal der Trauer ihren Raum zu lassen.“
Bergung beginnt heute um 9 Uhr
Unter den Toten des Flugzeugabsturzes ist außerdem der 45-jährige Chef des Luftfahrtunternehmens „Skytaxi“. Der Voralberger kommandierte die Maschine, die am Flughafen Friedrichshafen stationiert war, um für Geschäftsreisende zu fliegen. Der dritte Passagier war ein 49-Jähriger aus Wien.
Nach dem Absturz hätten die Helfer durch die genauen Angaben der Zeugen recht genau gewusst, wo sich das Wrack befinden müsste, und es dementsprechend schnell ausfindig gemacht, sagte ein Sprecher der Polizei. Doch Schnee und Wind machte den Einsatzkräften zu schaffen: Schon der Weg zur Absturzstelle sei eine Herausforderung gewesen. Dennoch gingen die Arbeiten die halbe Nacht über weiter. Allein am Abend und in der Nacht zu Freitag seien insgesamt 120 Feuerwehrleute und Polizisten im Einsatz gewesen.
Nach Angaben von Polizei und Staatsanwaltschaft können sich die Untersuchungen zur Unfallursache noch Monate hinziehen. Nach der Bergung und dem Abtransport des Wracks am heutigen Samstag ab 9 Uhr gilt es zunächst, die Schäden zu beseitigen. Wegen des ausgelaufenen Kerosins muss das Wasserwirtschaftsamt hinzugezogen werden.
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