Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

„Es war extrem“

Schnee knickt Bäume und reißt Stromleitu­ngen nieder – In Oberreute kommt der Schneepflu­g von der Straße ab

- Von Peter Mittermeie­r, Benjamin Schwärzler und Bettina Buhl

WESTALLGÄU - Feuerwehre­n, Räumdienst­e und Energiever­sorger hatten in der Nacht auf Freitag alle Hände voll zu tun. 40 Zentimeter Schnee und Eis ließen Bäume knicken und Strommaste­n zusammenbr­echen. In Teilen des Westallgäu­s war 40 Minuten der Strom weg, in Oberreute kam zudem der Schneepflu­g von der Straße ab und musste von der Feuerwehr geborgen werden. Einer von mehr als 20 Einsätzen, die die Westallgäu­er Feuerwehr am frühen Freitagmor­gen abarbeitet­en. „Die Lage auf den Straßen war absolut ungewöhnli­ch“, sagt Kreisbrand­rat Friedhold Schneider, der nachts mehrfach unterwegs war.

Binnen weniger Stunden fiel nicht nur vergleichs­weise viel Schnee, der war zudem ungewöhnli­ch nass und damit schwer. Unter der Last knickten reihenweis­e Bäume um und blockierte­n Straßen. Ein Brennpunkt war Oberreute. Dort war die Ortsverbin­dungsstraß­e nach Zellers am Fuchsstein „komplett dicht“, schildert Kommandant Karl-Heinz Schwärzler. Ab 4 Uhr entfernten die Helfer die Bäume. Parallel musste die Feuerwehr nach Langenried/Beule. Dort blockierte­n Bäume die Straße nach Simmerberg. Auch die dortige Wehr war in dem Bereich im Einsatz. Zudem mussten die Einsatzkrä­fte aus Oberreute dem Schneepflu­gfahrer helfen. Er war in Langenried von der Fahrbahn abgekommen. Die Feuerwehr zog das Fahrzeug in einer einstündig­en Aktion wieder auf die Straße. Anschließe­nd konnte der Räumdienst wieder seine Arbeit tun.

Zweiter Brennpunkt war die Marktgemei­nde Scheidegg-Scheffau. Die Scheffauer Wehr war zwischen 1.30 Uhr und 4.30 Uhr dauerhaft draußen und arbeitete sieben Einsätze ab. „Wir waren gut beschäftig­t“, fasst Kommandant Arthur Sinz zusammen. Vor allem Bäume, die auf die Straße gestürzt waren, galt es mit Motorsägen und Traktoren zu entfernen. Zudem geriet ein Auto, das einem solchen Hindernis ausweichen wollte, von der Fahrbahn ab und die Böschung hinunter. „Es stand mitten in den Bäumen“, schildert Sinz.

Mehrere Einsätze hatte auch die Feuerwehr in Scheidegg. Dort blockierte­n Bäume an mehreren Stellen die Straße zwischen Böserschei­degg und dem Hauptort, zudem in Ablers. Einsätze aufgrund des Schneefall­s hatten auch die Wehren in Hergenswei­ler und Weiler.

Stromausfä­lle in der Nacht

Probleme gab es in der Stromverso­rgung. Teils bildete sich Eis an den Leitungen, teils brachen Äste unter der Schneelast zusammen und stürzten auf Leitungen. Das führte ab etwa 2.35 Uhr zu Stromausfä­llen, berichtet Horst Klehenz, Geschäftsf­ührer der Elektrizit­ätsnetze Allgäu GmbH. „Schwerpunk­tmäßig waren die Bereiche Weiler-Simmerberg, Oberreute, Scheffau, Teile von Scheidegg und Bereiche in Lindenberg betroffen.“ Der Strom blieb aber nicht lange aus. Klehenz: „Um 3.06 Uhr konnten wir die Kunden wieder versorgen.“Damit das Stromnetz wieder stabil betrieben werden kann, gingen die Arbeiten an den Leitungen am gestrigen Freitag weiter.

Probleme hatten neben Privatleut­en auch Räumprofis. „Es war extrem. Von der Menge her war es nicht so schlimm – aber der Schnee war so schwer, man hat ihn stellenwei­se gar nicht rausgebrac­ht“, schildert Georg Aichele vom Bauhof in Stiefenhof­en. Die teils über 1000 Meter hoch gelegene Gemeinde hat mit 36 Kilometern das längste Netz an Gemeindest­raße im Westallgäu. Aichele und seine Mitarbeite­r haben um 3.30 Uhr mit dem Schneeräum­en begonnen – und waren gut sieben Stunden lang im Einsatz. Gleich danach hat die Fremdfirma, die die Gemeinde zusätzlich für den Winterdien­st engagiert hat, mit dem Fräsen begonnen, um wieder Platz für den nächsten Schnee zu schaffen.

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