Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
„Es war extrem“
Schnee knickt Bäume und reißt Stromleitungen nieder – In Oberreute kommt der Schneepflug von der Straße ab
WESTALLGÄU - Feuerwehren, Räumdienste und Energieversorger hatten in der Nacht auf Freitag alle Hände voll zu tun. 40 Zentimeter Schnee und Eis ließen Bäume knicken und Strommasten zusammenbrechen. In Teilen des Westallgäus war 40 Minuten der Strom weg, in Oberreute kam zudem der Schneepflug von der Straße ab und musste von der Feuerwehr geborgen werden. Einer von mehr als 20 Einsätzen, die die Westallgäuer Feuerwehr am frühen Freitagmorgen abarbeiteten. „Die Lage auf den Straßen war absolut ungewöhnlich“, sagt Kreisbrandrat Friedhold Schneider, der nachts mehrfach unterwegs war.
Binnen weniger Stunden fiel nicht nur vergleichsweise viel Schnee, der war zudem ungewöhnlich nass und damit schwer. Unter der Last knickten reihenweise Bäume um und blockierten Straßen. Ein Brennpunkt war Oberreute. Dort war die Ortsverbindungsstraße nach Zellers am Fuchsstein „komplett dicht“, schildert Kommandant Karl-Heinz Schwärzler. Ab 4 Uhr entfernten die Helfer die Bäume. Parallel musste die Feuerwehr nach Langenried/Beule. Dort blockierten Bäume die Straße nach Simmerberg. Auch die dortige Wehr war in dem Bereich im Einsatz. Zudem mussten die Einsatzkräfte aus Oberreute dem Schneepflugfahrer helfen. Er war in Langenried von der Fahrbahn abgekommen. Die Feuerwehr zog das Fahrzeug in einer einstündigen Aktion wieder auf die Straße. Anschließend konnte der Räumdienst wieder seine Arbeit tun.
Zweiter Brennpunkt war die Marktgemeinde Scheidegg-Scheffau. Die Scheffauer Wehr war zwischen 1.30 Uhr und 4.30 Uhr dauerhaft draußen und arbeitete sieben Einsätze ab. „Wir waren gut beschäftigt“, fasst Kommandant Arthur Sinz zusammen. Vor allem Bäume, die auf die Straße gestürzt waren, galt es mit Motorsägen und Traktoren zu entfernen. Zudem geriet ein Auto, das einem solchen Hindernis ausweichen wollte, von der Fahrbahn ab und die Böschung hinunter. „Es stand mitten in den Bäumen“, schildert Sinz.
Mehrere Einsätze hatte auch die Feuerwehr in Scheidegg. Dort blockierten Bäume an mehreren Stellen die Straße zwischen Böserscheidegg und dem Hauptort, zudem in Ablers. Einsätze aufgrund des Schneefalls hatten auch die Wehren in Hergensweiler und Weiler.
Stromausfälle in der Nacht
Probleme gab es in der Stromversorgung. Teils bildete sich Eis an den Leitungen, teils brachen Äste unter der Schneelast zusammen und stürzten auf Leitungen. Das führte ab etwa 2.35 Uhr zu Stromausfällen, berichtet Horst Klehenz, Geschäftsführer der Elektrizitätsnetze Allgäu GmbH. „Schwerpunktmäßig waren die Bereiche Weiler-Simmerberg, Oberreute, Scheffau, Teile von Scheidegg und Bereiche in Lindenberg betroffen.“ Der Strom blieb aber nicht lange aus. Klehenz: „Um 3.06 Uhr konnten wir die Kunden wieder versorgen.“Damit das Stromnetz wieder stabil betrieben werden kann, gingen die Arbeiten an den Leitungen am gestrigen Freitag weiter.
Probleme hatten neben Privatleuten auch Räumprofis. „Es war extrem. Von der Menge her war es nicht so schlimm – aber der Schnee war so schwer, man hat ihn stellenweise gar nicht rausgebracht“, schildert Georg Aichele vom Bauhof in Stiefenhofen. Die teils über 1000 Meter hoch gelegene Gemeinde hat mit 36 Kilometern das längste Netz an Gemeindestraße im Westallgäu. Aichele und seine Mitarbeiter haben um 3.30 Uhr mit dem Schneeräumen begonnen – und waren gut sieben Stunden lang im Einsatz. Gleich danach hat die Fremdfirma, die die Gemeinde zusätzlich für den Winterdienst engagiert hat, mit dem Fräsen begonnen, um wieder Platz für den nächsten Schnee zu schaffen.