Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Das Ende einer Ära
Rolf Schmid hört nach den 46. deutschen Tennismeisterschaften in Biberach als Turnierdirektor auf
BIBERACH - Am Sonntag enden die 46. deutschen Tennismeisterschaften in der Biberacher WTB-Halle. Dann geht auch die Ära von Rolf Schmid als Turnierdirektor zu Ende. Bereits im Vorfeld der neunten Auflage der Titelkämpfe in Biberach hatte er seinen Abschied verkündet.
Äußerlich ist Rolf Schmid der nahende Rückzug nach 16 Jahren als Turnierdirektor bei den verschiedenen Tennisevents in der Kreisstadt – neben der DM gab es in Biberach seit 2002 auch neun internationale Turniere – nichts anzumerken. Engagiert und gut gelaunt geht er in der WTBHalle seiner Tätigkeit nach, ist immer ansprechbar, hat für alle Anliegen ein offenes Ohr. Innerlich sieht es in dem 70-jährigen Biberacher aber etwas anders aus. „Inzwischen verspüre ich schon Wehmut, da ich von vielen Spielern, Coaches und Zuschauern auf meinen Abschied angesprochen worden bin“, sagt Schmid. „Alle fanden es schade, dass ich aufhöre. Es war eine tolle Zeit. Es ist aber auch einfach Zeit, das Turnier in jüngere Hände zu geben.“
Viele gute Erinnerungen bleiben
Noch sehr gut erinnert sich Schmid an das erste internationale Turnier, das er 2002 als Turnierdirektor gemanagt hat. „Da war Novak Djokovic als 14-Jähriger dabei und ist gleich in der ersten Runde rausgeflogen“, so Schmid. Heute ist Djokovic ein absoluter Weltklassespieler und war bislang mehr als 220 Wochen die Nummer eins der Weltrangliste. Auch die aktuelle Nummer eins der Frauen, Simona Halep, hat schon in Biberach aufgeschlagen, ebenso Angelique Kerber. Bei der ersten DM in der Kreisstadt standen sich 2007 Julia Görges und Andrea Petkovic im Finale gegenüber – ein DM-Highlight für den Biberacher. „Viele deutsche Spieler, die früher in Biberach bei der DM am Start waren, sind heute sehr erfolgreich unterwegs – die Letzte war Carina Witthöfft“, sagt Schmid. „Die deutschen Spieler sind immer gerne nach Biberach gekommen. Das ist auch heute noch so. Alle loben die familiäre Atmosphäre, die hier durch das Organisationsteam erzeugt wird.“In diesem habe es in all den Jahren nie Streit gegeben. „Es ging immer sehr harmonisch zu. Das ist ungewöhnlich und freut mich sehr“, so Schmid. Die Arbeit im Organisationsteam werde er vermissen. „Die Freundschaften, die entstanden sind, werden aber sicher bleiben.“
Mit Schmid werden nach der DM einige aus dem Organisationsteam aus Altersgründen aufhören. „Dafür sind jetzt schon drei neue, jüngere Leute hinzugestoßen. Mit Stefan Hofherr habe ich einen kompetenten und engagierten Nachfolger bekommen“, lobt Schmid den 30-jährigen Ehinger, der diesmal noch als Turnierleiter mitarbeitet. „Er wird sicher ein sehr gutes Team zusammenstellen. Davon bin ich überzeugt.“Dieter Gutermann, der ebenso seit 2002 bei den Tennisevents in Biberach mitarbeitet und seit 2003 zweiter Turnierdirektor neben Rolf Schmid ist, findet es sehr schade, dass dieser aufhören wird. „Er wird allen im Organisationsteam fehlen, vor allem in menschlicher Hinsicht“, sagt Gutermann. „Ich arbeite und habe sehr gern mit ihm zusammengearbeitet. Ich schätze an ihm besonders seine Zuverlässigkeit und sein Organisationstalent.“Lob, das Schmid zurückgibt: „Dieter Gutermann ist der beste zweite Turnierdirektor, den es gibt, immer korrekt, loyal und er vergisst nichts. Es ist ein Traum, mit ihm zusammenzuarbeiten.“
Am Sonntag wird er das eine oder andere Tränchen verdrücken müssen, ist sich Schmid sicher. „Am Montag nach der Abrechnung ist für mich dann aber alles vorbei. Und ich freue mich darauf, die Spiele dann künftig entspannt als Zuschauer zu verfolgen.“Denn nicht nur während der DM-Tage, in denen das Turnierbüro für ihn diesmal erneut wie ein zweites Wohnzimmer ist, gab es für den 70-Jährigen wieder einiges zu tun – auch im Vorfeld des Turniers. Hotelbuchungen waren zu erledigen, Sponsorentermine standen an, oder die Organisation der Autos für den Fahrdienst. Die frei werdende Zeit will der zweifache Vater und vierfache Großvater künftig auch dazu nutzen, um mehr Zeit mit der Familie zu verbringen. Darauf freut sich der frühere Direktor der Braith-Schule ebenso sehr.
Ganz in Ruhestand geht nicht
Dem Tennissport wird Schmid in Zukunft weiter erhalten bleiben als Vizepräsident des Württembergischen Tennisbunds (WTB) und als Aktiver. Mit den Herren 70 des TC Biberach tritt er in der kommenden Freiluftsaison in der Oberliga an. „Die Mannschaft gibt es seit zwei Jahren und wir sind immer noch ungeschlagen. Ich habe auch noch kein Einzel verloren“, sagt Schmid. „Unser Ziel ist es, in der nächsten Spielzeit in die höchste württembergische Liga, die Württembergliga, aufzusteigen. Die Chancen stehen gut, denn wir haben ein sehr gutes Team beieinander.“Auch seine Ehrenämter als Vizepräsident des Württembergischen Landessportbunds (WLSB) und als Präsidiumsmitglied im Landessportverband Baden-Württemberg (LSV) will Schmid weiter ausüben. Ganz in den Ruhestand gehen kann er dann eben doch nicht.