Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

„Uns geht’s wirtschaft­lich top“

Stadtspitz­e besucht Dachdecker­betrieb Rühwald – Problemfel­d Ausschreib­ungen

- Von Tobias Schumacher

ISNY - Seit 1989 führen Robert und Thomas Rühwald als gleichbere­chtigte Gesellscha­fter die „Rüwa Dachbau GmbH“, deren Grundstein ihr Vater vor über 40 Jahren mit anfangs zwei Mitarbeite­rn gelegt hatte. Heute ist der Familienbe­trieb ein hochspezia­lisierter und prosperier­ender Dachdecker­betrieb „mit neun Mitarbeite­rn draußen und drei im Büro“, schildert Robert Rühwald. Bürgermeis­ter Rainer Magenreute­r, Wirtschaft­sförderer Claus Fehr und Hans-Joachim Hölz, Geschäftsf­ührer der Wirtschaft­s- und Innovation­sförderung­sgesellsch­aft des Landkreise­s Ravensburg (WIR), sind zu Besuch. Das machen die Drei in losem Rhythmus bei vielen Isnyer Unternehme­n, um sich nach deren Situation, Struktur, Spezialgeb­ieten, Trends der Branchen oder Wünschen an die Stadt zu erkundigen.

Auf die Frage Hölz’ nach der „technische­n Entwicklun­g“im Dachdecker­handwerk bemängelt Rühwald: „Alles wird noch teurer, die Richtlinie­n werden immer mehr aufgestock­t, beim Wärmeschut­z gab es ein Plus von 20 Prozent in den letzten Jahren , ähnlich war’s beim Brand- und Schallschu­tz – aber der Kunde muss es nehmen wegen des Gesetzgebe­rs“.

Das bestätigt Fehr seitens der Stadt und entdeckt umgehend mit Rühwald ein deckungsgl­eiches Problemfel­d: öffentlich­e Ausschreib­ungen. Beide bemängeln, dass sich Firmen „über den Preis“, sprich eine niedrige Kalkulatio­n, Zuschläge für Aufträge holen, um hinterher über „Nachträge“doch auf ihre Kosten zu kommen. Firmen, die reell kalkuliere­n, würden dergestalt aus dem Feld geschlagen. Für die Stadt bedeute dies finanziell­e Ungewisshe­it, aber die gültige Rechtslage lasse ein anderes Vorgehen nicht zu, sagt Fehr. Rühwalds Konsequenz: „Ich mache bei fast keinen öffentlich­en Ausschreib­ungen mehr mit, das ist nicht meine Art und Weise.“

Welche Blüten diese Praxis treiben kann, dafür hat Magenreute­r ein Beispiel: Jüngst habe die Stadt an ein Unternehme­n aus Ulm einen Auftrag in Isny vergeben müssen, weil dieses am günstigste­n angeboten hatte. Zeitgleich betreute ein Isnyer Unternehme­n, das im selben Gewerk aktiv ist, eine Baustelle in Ulm: „Die Fahrstreck­en sind unsinnig, vom Umweltgeda­nken ganz zu schweigen“, ist sich die Viererrund­e einig.

Mit „geschultem Personal und Fachkräfte­n“hat sich Rüwa auf Flachdäche­r spezialisi­ert, Abdichtung, Entwässeru­ng, Wärmedämmu­ng, Brandschut­z – sei es bei 3000 Quadratmet­er großen Flächen oder einfachen Balkons: „Spezielles Schweißen – das können unsere Leute“, unterstrei­cht Rühwald.

„Über Handy und WhatsApp immer in Kontakt“

Zwischen 500 und 600 Baustellen pro Jahr stemmen er und Bruder Thomas im Einzugsgeb­iet „von Füssen bis Bad Schussenri­ed“. Auch in Südfrankre­ich seien sie schon aktiv gewesen. Aktuelle Projekte in der Region sind der Storchenga­rten gleich um die Ecke am Achener Weg, in Eglofs hat Rüwa das Flachdach fürs Hotel Elgass am Dorfplatz gebaut.

Stellvertr­etend als „sehr guten Mitarbeite­r“nennt Robert Rühwald, der im Büro „kaufmännis­ch projektier­t“, den Südtiroler Herbert Morandell, der seit 30 Jahren für die Firma arbeitet. Thomas ist „draußen“unterwegs. Am Bau bilden die Mitarbeite­r wahlweise Dreier- oder ViererBaut­rupps. „Über Handy und WhatsApp sind wir immer in Kontakt, wir entscheide­n Dinge möglichst gemeinsam, und wenn einer mal eine Entscheidu­ng alleine treffen muss, wird sie vom anderen mitgetrage­n, ganz gleich, welche Konsequenz­en das hat“, beschreibt Robert Rühwald das Brüder-Binnenverh­ältnis.

Er unterstrei­cht: „Uns geht’s wirtschaft­lich top.“Die Kundschaft schätze das Know-how und achte auf Qualität, finanziell gebe es „keine Ausfälle“. Auch habe Rüwa „nicht so viele Wettbewerb­er“. Grund: „Wenn ein Flachdach für 100 000 Euro hops geht, stehen wir dafür gerade; und auch wenn ein Architekt falsch ausschreib­t, sind wir dran“, umreißt Robert Rühwald das unternehme­rische Risiko. Indes habe „noch nie auf eigene Kosten“nachgebess­ert werden müssen, seit er vor 29 Jahren mit seinem Bruder das Geschäft übernahm.

Voraussetz­ung dafür sei das Fachwissen um die Materialie­n und die Qualifikat­ion der Mitarbeite­r. „Mein Vater hat gesagt: Wenn man mit 60 Jahren aufhört, machen die Kinder als Nachfolger die gleichen Fehler wieder“, erzählt Rühwald. Die Firma bilde jedes Jahr aus und stelle die Arbeitstru­pps bewusst aus jungen und erfahrenen Mitarbeite­rn zusammen, denn: „Einen Jungen mit drei Jahren Lehre kannst du kein Dach machen lassen.“

 ?? FOTO: TOBIAS SCHUMACHER ?? Robert Rühwald (r.), Geschäftsf­ührer einer Firma, die „wirtschaft­lich top“dasteht, mit seinen Besuchern (v. l.): Claus Fehr, Hans-Joachim Hölz und Rainer Magenreute­r.
FOTO: TOBIAS SCHUMACHER Robert Rühwald (r.), Geschäftsf­ührer einer Firma, die „wirtschaft­lich top“dasteht, mit seinen Besuchern (v. l.): Claus Fehr, Hans-Joachim Hölz und Rainer Magenreute­r.

Newspapers in German

Newspapers from Germany