Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Räte halten drei Parkdecks für überdimensioniert
Intensive Diskussion um geplantes Parkhaus am Strandbad in Kressbronn – Entwurf sieht jetzt zwei Decks vor
KRESSBRONN - Was in der Überschrift nach einem normalen Tagesordnungspunkt aussah, hat sich in der jüngsten Gemeinderatssitzung als einer der diskussionsreichsten Punkte der Sitzung entpuppt. Der Beschlussvorschlag „Bebauungsplan Parkplatz beim Strandbad – Erstellung eines Entwurfs“fand zunächst bei den Räten keine Zustimmung, nach einem intensiven Austausch gab es schließlich bis auf eine Gegenstimme ein einhelliges Ergebnis.
Die Verwaltung hatte einen Entwurf zu einem Bebauungsplan entworfen, der auf dem Strandbadparkplatz ein Parkhaus mit drei Ebenen vorsieht. Hintergrund ist vor allem die neue Ufergestaltung rund um das neue Bodan-Areal, das mit Hafen, Promenade und Gastronomie viele Gäste anlocken wird. Die westlich angrenzende Fläche soll wie bisher auch temporär weitergenutzt werden, allerdings sollen diese Parkflächen durch den Einbau von Schotterrasen naturnah befestigt werden. Die Zufahrtsbereiche erhalten einen stärkeren Unterbau mit Schotterrasen und eine Humusauflage, erläuterte Thomas Feick vom Amt für Gemeindeentwicklung.
Mit den Vorprüfungen zu einem Parkdeck wurde das Planungsbüro Zimmermann & Meixner beauftragt. Nach den Berechnungen des Planungsbüros könnten bei einem Parkdeck, das um rund eine Etage in den Untergrund eingelassen wird und zwei Geschosse nach oben ragt, insgesamt etwa 600 bis 700 Stellplätze errichtet werden, so Feick. Dafür sei jedoch vorab mit dem Regionalverband Bodensee Oberschwaben die planungsrechtliche Zulässigkeit auch für touristische Zwecke zu klären, denn bislang steht die Forderung nach einer „standortgebundenen Anlage“für den Strandbadbereich im Vordergrund.
„Für das weitere Verfahren wird nun die Erstellung eines Bebauungsplanentwurfs erforderlich, um nach Beratung im Gemeinderat die planungsrechtlichen Belange konkret abklären zu können“, so Bürgermeister Daniel Enzensperger. Für die Erstellung des Bebauungsplanes werden bis zu 70 000 Euro anfallen. Das war dem Gemeinderat nicht nur zu teuer, sondern mit drei Decks das Parkhaus auch eine Nummer zu groß. Die Argumentation der Räte: Wenn weniger Parkplätze geplant werden, würden auch die Kosten für das Planungsbüro sinken. „Wir haben ein Problem mit der Zielsetzung – drei Decks sind aus unserer Sicht überdimensioniert“, brachte es Stefan Fehringer für die BWV auf den Punkt. „Wir wollen eigentlich nicht mit diesen Dimensionen in die Planung gehen.“Dem widersprach die Verwaltung. Man könne zunächst mit einem Maximum planen, um überhaupt festzustellen, was möglich ist. Doch Fehringer betont: „Das Maximale ist für uns nicht realisierbar. Und wir müssen nachher Rede und Antwort stehen“, wenn in der Presse von einem Parkhaus mit drei Decks die Rede sei. Auch Roland Rösch von der SPD äußerte seine Zweifel: „Ich kann da definitiv nicht mitgehen – wir fragen uns, ob da noch ein Hotel geplant wird.“Und Dieter Mainberger (BWV) fand: „Das ist der Ansatz von der falschen Seite.“Die Gemeinde wolle den Verkehr gerade am Ufer regeln, zudem mehr Leute aufs Rad locken – da sei ein Parkdeck in dieser Größe das falsche Zeichen.
Verfahren soll Klarheit bringen
Doch Enzensperger versuchte, zu beruhigen. Derzeit wisse die Verwaltung einfach nicht, „was da unten überhaupt geht. Das wollen wir mit dem Verfahren herausfinden“. Dazu gehöre auch, festzustellen, ob das Vorhaben in einem Hochwassergebiet liege. Immer wieder betonte er, dass es für die Planungskosten egal sei, wie viele Parkdecks abgeklopft werden müssen – das Prozedere sei das gleiche und verursache somit auch ähnlich hohe Kosten. Dem konnte Klaus Klawitter nicht zustimmen: Um zwei Parkdecks abzuklären, genüge doch ein Anruf – und dieser sei günstiger als 70 000 Euro.
„Ich verzweifel hier grad – es geht doch nur um einen Entwurf“, entfuhr es dem Bürgermeister schließlich. Die Gemeinde müsse die Parkplatzkapazitäten erhöhen, dafür sei ein Parkhaus notwendig – mit wie vielen Decks dieses realisierbar sei, müsste aber abgeklärt werden.
Schützenhilfe bekam der Schultes ausgerechnet von den Grünen: „Wer A sagt muss auch B sagen“, lautete bei Silvia Queri die Devise. Die Diskussionen überrasche sie, denn wer Bodan so großzügig geplant habe, müsse nun auch für entsprechende Parkmöglichkeiten sorgen – schob jedoch sogleich hinterher, dass die Grünen auch gegen drei Parkdecks seien.
„Für mich ist das aber plausibel – es ist egal, ob ich ein oder zwei Decks plane, die Vorarbeit ist die gleiche.“Schließlich schienen auch die übrigen Räte überzeugt, nachdem Bürgermeister Enzensperger ankündigte, nur zwei Decks in den Plan mitaufnehmen zu wollen. Einzig Martina Knappert-Hiese stimmte gegen den Beschlussvorschlag.